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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Forbes, der Filmregisseur.«
    »Er ist noch nicht im Kabinett«, murmelte Dad und kehrte zur Lektüre des Programmzettels zurück. »Noch sitzt er auf den hinteren Bänken.« Aber Mum war nicht zu stoppen.
    »Oh ja, das ist eine tolle Familie. Auch wenn man eine Generation zurückgeht, der Großvater war ein großer Entdecker, Ernest Forbes. Dieser hier, Dominic, soll genauso brillant sein, und er ist wild entschlossen, seine Partei zu reformieren, damit sie … wie heißt das Wort, David?«
    »Schleimiger?«
    »Nein, ich meinte moderner, ja genau, damit sie moderner wird. Den alten konservativen Muff hinauskehren und eine sozialere Gesellschaft einführen – das hab ich erst letzte Woche in der Daily Mail gelesen. Und da war noch eine ganze Doppelseite über seine Frau, wie sie zu Weihnachten den Truthahn macht.« Mum glühte jetzt förmlich vor Aufregung, und mir ging es ganz ähnlich. Je mehr sie redete, desto größer schien das Leuchten zu werden, das Mr Forbes umgab.
    »Er hat sich anscheinend vorgenommen, eines Tages Premierminister zu werden, und warum nicht? Es wäre wirklich mal an der Zeit, dass jüngere Leute dieses Land regieren.«
    Dad hatte ihren Aussagen offenbar nichts hinzuzufügen, sondern verdrehte nur die Augen gen Himmel.
    »Aber in diesem Artikel war davon die Rede, dass er erst noch Finanzminister werden und die Wirtschaft in
Ordnung bringen möchte«, fügte sie weise hinzu, als handelte es sich dabei um das Zimmer eines Jugendlichen. »Ist sein rosa Schlips nicht entzückend?«
    Das brachte das Fass zum Überlaufen. »Die messerscharfen politischen Erkenntnisse deiner Mutter über den Mann, der, wenn es nach ihr geht, auf direktem Wege an die Regierungsspitze ist, scheinen ganz auf der Farbe seines Schlipses zu basieren und darauf, was seine Frau mit den Resten des Weihnachtsessens macht. Bleibt zu hoffen, dass sie damit nicht beispielhaft für die ganze Nation steht.«
    »Und sie ist die Tochter von Lord Bellington, diesem exzentrischen, verarmten Adeligen, der mit seinen Windhunden in einem Bett schläft und dessen Schwestern alle Gartenbücher schreiben. Die sind auch ständig in der Zeitung. Ihre Mutter war in den Sechzigern auch Model, genau wie ich.«
    Dad hatte die Augen jetzt völlig verdreht, weil wir doch alle wussten, dass der Begriff »Model« für die Karriere meiner Mutter sehr großzügig bemessen war. Sie hatte mal für ein paar Strickmuster Modell gestanden – Gesicht halb zur Kamera gedreht, fragender Blick, Finger am Kinn – sich aber ganz gewiss nicht in der Liga eines Christian Dior befunden.
    »Vielleicht werde ich demnächst für ihn arbeiten«, sagte ich, weil ich nicht länger widerstehen konnte.
    »Nein!«, hauchte sie, sprachlos vor Begeisterung.
    »Nun ja, es ist noch nicht fest«, fügte ich hastig hinzu, da ich schon vor mir sah, wie sie zu ihm hinübersprintete, um ihm die Hand zu schütteln und seinen Schlips zu inspizieren. »Hal will versuchen, das für mich zu arrangieren. «
    »Hal?«

    »Sein kleiner Bruder, den habt ihr doch schon kennengelernt. Wir wohnen zusammen.«
    »Ah ja, der blasse junge Mann. Ich muss sagen, wenn man die beiden zusammen sieht, würde man nie erraten, dass sie …«
    »Pssst.« Dad brachte sie zum Schweigen, als die Orgel anfing zu spielen.
    »Bis später«, flüsterte ich und sauste davon, um mich zu den anderen zu gesellen, die bereits in ihren akademischen Talaren und Doktorhüten darauf warteten, auf die Bühne zu gehen und den stolzen Eltern gegenüberzutreten. Ich drängelte mich zu Hal durch, der mir einen Platz frei gehalten hatte.
    »Und?«, flüsterte ich, während wir uns hinsetzten.
    »Und was?«
    »Oh.« Ich machte ein enttäuschtes Gesicht. Er grinste.
    »Er meinte, du könntest herzlich gerne für ein paar Wochen ein unbezahltes Praktikum bei ihm machen. Kannst du tippen?«
    »Ja!«
    »Na dann … Er meinte, man könnte ja nie wissen. Nach deinem Praktikum wird vielleicht irgendeine Sekretärin krank, und dann könntest du einspringen. Und wenn dann eine in Urlaub geht oder so, dann geht das immer so weiter. Er kann dir nichts versprechen, aber so ist das doch überall. Beziehungen sind alles, und es kommt darauf an, erstmal einen Fuß in die Tür zu kriegen. Das kann er dir auf jeden Fall ermöglichen. Der Rest liegt bei dir.«
    »Oh, Hal. Danke!« Ich warf ihm einen glückseligen Blick zu.
    Er lächelte schief und zuckte die Schultern. »Jederzeit gerne.«

    Ich konnte mir einen Blick ins Publikum nicht

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