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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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wir lernten, nicht auf die Tasten zu schauen. Laura, Kit und ich tippten um die Wette, der Schnellste bekam zur Belohnung ein Eis aus dem Laden an der Ecke. Jetzt tippte ich wie damals in dem Garten in Kilburn: so schnell ich konnte, mit zusammengekniffenen Lippen und stellte mir vor, Laura ratterte neben mir vor sich hin. Währenddessen tätigte Katya ihre Anrufe. Um zehn vor elf unterbrach sie mich.
    »Sie waren toll«, sagte sie und strahlte dankbar über meine Schulter. »Wirklich eine ganz, ganz große Hilfe. Kommen Sie jetzt, ich bringe Sie nach drüben, und wir schauen mal, was die dort treiben.«
    Ich merkte, dass sie zufrieden war, und wir plauderten freundlich auf dem Weg. Sie wohnte mit ihrer Schwester zusammen in Vauxhall, wie sie mir erzählte, und arbeitete
schon seit fünf Jahren für Dominic und davor für seinen Onkel, der ebenfalls Politiker war.
    »Wirklich? Das wusste ich gar nicht.«
    »Roger Forbes?«
    »Ach so. Von dem habe ich schon gehört. Wusste nicht, dass er sein Onkel ist.« Punktabzug für Mum.
    »Das ist eine ganz besondere Familie. So ähnlich wie die Attenboroughs, alle sind sehr begabt. Aber still und auf ganz andere Weise. Sehr liebenswert.«
    »Sie arbeiten also gerne für ihn?« Auf dem Weg über die Straße wichen wir einem Motorradfahrer aus.
    »Ich liebe es. Es ist mein Leben«, sagte sie schlicht, und das klang irgendwie nicht einmal traurig. Ja, okay, sie war unverheiratet und lebte mit ihrer Schwester zusammen, aber acht – nein, wohl eher elf – Stunden am Tag war sie ein entscheidendes Rädchen im Getriebe einer der modernsten demokratischen Regierungen der Welt. In dem großen Gebäude der Parlamentarischen Demokratie arbeitete sie im Maschinenraum. Sie eignete sich nicht gerade als Vorbild für mich, dachte ich, während ich ihren kräftigen Unterschenkeln und schwingenden Hüften in Richtung Parlamentsgebäude folgte und wartete, als sie in einem verborgenen Winkel stehen blieb, um ihren allzu pinken Lippenstift nachzuziehen. Aber in genau diesem Augenblick, zu diesem Zeitpunkt, wollte ich sie sein. Wollte den Leuten »Büro von Dominic Forbes« durchs Telefon ins Ohr schnurren, aber wollte vor allem, dass der Mann selbst sich umdrehte, als wir in die, von hin und her hastenden Menschen bevölkerte Eingangshalle traten, wollte, dass er seine blonden Haare zurückstrich und erwartungsvoll auf uns zukam.
    Seine Augen erhellten sich, als er Katya bemerkte.
    »Alles gut?«, fragte er besorgt.

    »Ja, bestens. Ted Mallory wollte wissen, ob wir am Dienstag ein neues Treffen anberaumen können, und ich habe gesagt, nur unter der Bedingung, dass der Generalsekretär Einfluss auf die endgültige Gesetzesvorlage bekommt – er sagte, er wollte sich wieder melden. Colin Mercer hat angerufen: Er stimmt theoretisch zu, sagt aber nein zu dem erhöhten Etat. Oh, und hier brauchen wir eine Änderung«, damit reichte sie ihm ein Blatt, »in Abschnitt B sollte es offenbar ›zentralisiert‹ heißen und nicht ›ministeriell‹, und dann bitte eine Unterschrift hier …«, sie reichte ihm einen Stift, und er kritzelte etwas aufs Papier, »… und hier.« Wieder unterschrieb er. »Und ich habe Ihre Reise nach Delhi am Freitag gecancelt und sie auf den nächsten Dienstag verlegt, damit Sie noch über das Gesundheitsgesetz mit abstimmen können. «
    Während sie sprach, machte sie kleine Pausen in ihrem Redefluss, in denen sie ihm Papiere entgegenstreckte. Er nickte, murmelte von Zeit zu Zeit »Alles klar« oder »Okay«, aber als sie schließlich zum Ende kam, war der angespannte Ausdruck von seinem Gesicht verschwunden.
    »Prima. Gut gemacht. Ich bin froh, dass Sie es geschafft haben, diese Indienreise zu verschieben. Haben Sie das mit Lord Douglas abgeklärt?«
    »Habe ich, und dann musste ich Gott und die Welt und seine Frau anrufen und seinen Terminkalender neu ordnen. Aber es war ungeheuer hilfreich, dass Hattie da war. Sie hat sich Ihre Korrespondenz vorgeknöpft, die Gute, während ich mir den Mund fusselig geredet habe.«
    Er wandte sich um und schien mich überhaupt zum ersten Mal wahrzunehmen. »Ach wirklich, sieh mal an! Hattie, es tut mir leid, ich habe Sie ohne Ihren Hut gar
nicht erkannt. Großartig, dass Sie so eine Hilfe waren.« Er lächelte, und ich strahlte. »Ich habe nämlich Katya noch nie etwas anderes über meine Versuche, Studenten zu integrieren, sagen hören, als dass sie ein Klotz am Bein wären. Sie haben sich offensichtlich schon bezahlt gemacht! «
    Noch

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