War da noch was - Roman
könne und mindestens vierzehn Tage ausfallen würde.
Natürlich konnte ich nicht ihre Aufgaben übernehmen. So weit steckte ich in der Materie noch nicht drin. Aber eine kompetente Aushilfskraft, die regelmäßig im Parlament arbeitete, sprang ein, und Dominic bat mich, noch
zwei Wochen zu bleiben, um bei den Schreibarbeiten zu helfen. Kurz vor Katyas geplanter Rückkehr bedankte er sich bei der Aushilfe und fragte, ob ich ihr eine Hilfe gewesen war.
»Natürlich war sie das. Das hier ist übrigens das einzige Büro eines parlamentarischen Geschäftsführers, das ohne weitere Hilfskräfte arbeitet. Ich verstehe gar nicht, wie Katya das alles schafft. Ich jedenfalls käme ohne eine Schreibkraft hier nicht zurecht.«
Nun, das hätte man noch besser formulieren können. »Ohne Hatties fundierte Einsichten und ihr unschätzbares politisches Gespür« vielleicht, aber die Aussage war dieselbe.
Als Katya zurückkam, ging sie zu einer kurzen Besprechung – die sich zu einer längeren entwickelte – in sein Büro und kam erhitzt und mit geröteten Wangen wieder heraus.
»Na dann. Also gut.« Sie zupfte an ihren Haaren. »Sie haben sich offenbar gut geschlagen. Dominic möchte, dass Sie bleiben und mir helfen, obwohl Sie doch sicher ganz andere Karrierepläne haben und nicht ewig hier als Tippse arbeiten wollen. Schließlich haben Sie doch einen Universitätsabschluss.«
»Aber nein, ich würde mich freuen.«
»Ach wirklich. Na, dann gehen Sie mal rein«, sagte sie ein wenig schnippisch. »Er will Sie sprechen.«
Benommen ging ich zur Tür. Bisher war ich kaum einmal in seinem von Bücherregalen gesäumten Heiligtum gewesen, dafür hatte Katya schon gesorgt, und erst recht nicht, wenn er selbst da war. Dominic saß hinter einem riesigen lederbezogenen Schreibtisch, unterzeichnete Dokumente, und ich stellte fest, wie jung er wirkte für jemanden in so einer wichtigen Position mit so schwerwiegender
Verantwortung. Er blickte auf und lächelte, als ich hereinkam.
»Weißer Rauch?«
»Oh, danke.« Rasch zog ich meine Marlboro Lights hervor und zündete mir eine an, während ich mich auf einen Stuhl setzte.
»Nein«, lachte er. »Sie wissen doch, wenn ein neuer Papst gewählt wird. Allerdings hoffe ich, dass ich eine Schreibkraft gewählt habe.«
Shit . Ich sah mich suchend um, wo ich die Zigarette ausdrücken konnte. Himmel, ich hatte gedacht, jetzt machen wir es uns mal gemütlich, mit Zigarre und allem Pipapo.
»Ach, keine Sorge, rauchen Sie ruhig«, sagte er. »Ich habe nichts dagegen.«
Ich hielt die blöde Zigarette so tief, dass der Rauch mich umwaberte, was so aussah, als stünden meine Knöchel in Flammen.
»Es kann natürlich sein, dass Sie das gar nicht wollen, aber mir ist schon seit einer Weile deutlich geworden, dass Katya zu viel zu tun hat. Wenn Sie sich also dazu durchringen könnten, eine Stelle als Mädchen für Alles anzunehmen – denn ich fürchte, darauf wird es zu Beginn hinauslaufen: Tee kochen, kopieren …«
»Aber nein, das würde ich gerne tun«, unterbrach ich ihn. »Ehrlich, das ist mein Traum.«
»Wirklich?« Er betrachtete mich mit neuem Interesse. »Das wusste ich gar nicht. Haben Sie Politik studiert? Hier, bitte.«
Er reichte mir eine Untertasse für meine Zigarette, und ich drückte das dumme Ding aus.
»Nein, Englisch. Und ich habe keinen blassen Schimmer von Politik, aber ich arbeite gerne hier, und ich bin
sicher, dass ich ein Interesse entwickeln werde.« Ich befeuchtete mir die Lippen. Versuchte, mich zu beruhigen. »Ich meine – ich bin natürlich jetzt schon sehr interessiert. Mein Vater ist Journalist«, warf ich auf gut Glück ein, »es liegt also sozusagen in der Familie …«
»Ach, und wie heißt er?«
»David Carrington.«
»Oh.« Er runzelte die Stirn, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und tippte nachdenklich mit dem Bleistift auf seine Schreibtischunterlage. »Gut, dass Sie es selbst erwähnen. Das hätten viele nicht getan.«
»Wirklich?«
»Nun ja, Ihr Vater ist sehr links in seinen Ansichten, Hattie. Der Guardian ist nicht unbedingt meine Lieblingszeitung. «
»Nein. Natürlich nicht.« Verdammt. Warum war ich so ahnungslos? »Aber … er ist ein sehr fairer Mann. Und es spielt doch eigentlich gar keine Rolle, wer auf welcher Seite steht, oder? Ich meine, wenn wir alle nur das Beste für unser Land wollen? Am Ende?«
»Neeiin«, sagte er langsam und gedehnt. »Obwohl ich schon gerne sicher wäre, dass Sie grundsätzlich auf unserer Seite stehen.
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