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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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eines Tages blau sein. Sie werden sehen.« Damit verschwand sie.
    »Nett, Sie kennengelernt zu haben«, sagte ich zu Hugh, als ich mich von ihm verabschiedete. Und ich meinte es ernst. Er hatte mich zum Lachen gebracht.
    »Ganz meinerseits.«

    »Zurück nach London?«
    »Ja, zurück nach London.« Und es kam mir so vor, als läge eine gewisse Wehmut in seinem Blick.
     
    »Nette Leute«, sagte ich diplomatisch zu Dominic und Letty, als wir später Gläser und Aschenbecher zusammenräumten.
    »Er schon. Sie ist eine blöde Kuh«, teilte Letty mir fröhlich mit und leerte ihr Glas. Ihre Stimme war ein wenig verwaschen. »Sie hat sich Hugh vor ein paar Jahren gekrallt, dann war sie plötzlich schwanger, und das war’s. Bye-bye, Hughie.« Sie warf die Hände in die Luft, um dies zu unterstreichen.
    »Letty, solltest du so viel trinken?«, fragte Dominic sanft, aber nicht ganz außerhalb meiner Hörweite, als ich weitere Gläser abräumte.
    Sie machte ein überraschtes Gesicht. »Ich trinke doch gar nicht, mein Schatz. Ich hatte nur zwei kleine Gläser, und mein Arzt sagt, das wäre völlig in Ordnung. Entspann dich einfach.«
     
    Auf dem Rückweg nach London im Cabrio, eingehüllt in einen riesigen alten Mantel, den er mir geliehen hatte, vertraute Dominic mir an: »Letty empfindet diese ganze Wahlkreisarbeit als ziemlich anstrengend, fürchte ich.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte ich zu ihrer Verteidigung. »Das ist ja auch kaum ihre Altersklasse.«
    »Nein, das stimmt«, gab er zu. »Es ist ja sogar so, dass es in der ganzen Partei kaum jüngere Leute gibt, mal abgesehen von den Young Conservatives. Aber ich finde immer, das klingt so … nun ja, so altbacken, oder etwa nicht?«
    »Allerdings. Total steif. Frühzeitig gealtert. Immer in Schlips und Kragen.«

    »Genau.« Er schaute mit zusammengekniffenen Augen auf die Straße hinaus. »Das Problem ist, dass die meisten jungen Leute sich nicht besonders für Politik interessieren, es sei denn, es wäre zumindest ein Hauch von Revolution dabei. Sie sind in dieser Hinsicht eher die Ausnahme, Hattie.«
    Ich? Ich war verblüfft. Oh … ja. Glücklicherweise war es dunkel.
    Aber wie wir so über die M40 bretterten, überlegte ich, ob dies wohl der richtige Moment wäre, ihm die Wahrheit zu gestehen. Dass es nämlich in Wahrheit gar nicht die staubtrockene Knochenarbeit des legislativen Prozesses in Westminster war, die mich interessierte, sondern eher die Show und der Glanz des Ganzen. Andererseits dröhnte der Motor schrecklich laut. Da konnte man sich ja kaum verständigen.
    »Stört es Sie, dass das Dach heruntergeklappt ist?«, brüllte er gegen den Wind an. »Ich kann anhalten und es schließen.«
    »Nein, nein.« Ich kuschelte mich noch tiefer in den Mantel, der nach ihm roch. »Ich finde es wunderbar.«
     
    Die Wochen vergingen und dann die Monate, doch Katyas Rücken wurde und wurde nicht besser. Zu ihrem unsäglichen Kummer war sie gezwungen, sich öfter frei zu nehmen, und ich musste entsprechend mehr von ihren Aufgaben übernehmen. Der Druck war da, und es war buchstäblich ein Training on the Job. Aber ich hatte eine gute Lehrmeisterin gehabt: Ich hatte mitgekriegt, wie Katya mit zickigen MPs oder widerspenstigen Beamten umging, die Dominic das Leben schwer machten, indem sie entweder ständig nach langatmigen Sitzungen verlangten, die er als völlige Zeitverschwendung betrachtete,
wenn man doch so Vieles per E-Mail erledigen konnte, oder ihm den Weg zu den Leuten versperrten, die wirklich entscheidend waren. Mein Job war es, dafür zu sorgen, dass die, mit denen er wirklich sprechen wollte, ihn auch erreichten, und die anderen ihn nicht erreichten.
    »Aber man hat mir doch mitgeteilt, dass er um elf Uhr für ein Meeting mit dem Abgeordneten von Guildford zur Verfügung steht.«
    »Ah, ja, aber es ist etwas dazwischengekommen. Momentan befindet er sich beim Parteivorsitzenden, um mit ihm die Pläne für die Kabinettsumbildung durchzusprechen. «
    Was gar nicht stimmte. Er war in seinem Büro und verfasste eine Stellungnahme zur Wiedereinführung von Sportwettkämpfen in der Schule, was ihm weit mehr am Herzen lag, aber es klang beeindruckend und brachte die Leute zum Schweigen. Ich lernte, Notlügen zu gebrauchen, zu buckeln und zu treten, so wie es Katya und noch weit mehr Dominic selbst taten. Ich lernte Politik.
    Und die Kabinettsumbildung, die tatsächlich bevorstand, gleich nach einem unpopulären Haushaltsentwurf, beschäftigte alle.
    »Tony

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