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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Garten liegen und mich übergeben müssen als in London.«
    Ich wollte gerade nachfragen und gute Besserung wünschen, als ich bemerkte, dass ihr Bauch ein wenig gerundet
war. Ich war zu jung um zu wissen, was ich zu einer schwangeren Frau sagen sollte. Schließlich brachte ich ein »Glückwunsch« hervor.
    Sie zog eine Grimasse. »Danke. Kommen Sie rein, gleich hier in die Küche. Sogar ich darf ein Gläschen Wein trinken. Wir machen eine Flasche auf.«
    Das taten wir; einen sehr kalten Weißwein, den sie aus dem Kühlschrank holte, wobei sie barfuß in der Küche herumlief. Während die Dire Straits im Hintergrund dröhnten, schwatzte sie munter drauflos, mit schwingenden Haaren und ungezwungener Anmut. Und dann ging es durch die Glastüren hinaus auf die Terrasse im Garten, wo ein Tisch unter einer hölzernen Pergola stand, die über und über von einer uralten, rosa Clematis überwuchert war. Die Sonne hing noch immer tief am Himmel und war ungewöhnlich warm für die Jahreszeit, der Blick ging hinaus auf die Hügel und Schafe auf der Weide, am Ende des Gartens plätscherte ein Bach – perfekt.
    »Sie sind also durch Katyas Radar geschlüpft? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das passieren konnte, Sie sind viel zu hübsch!«, grinste sie mich an, während Dominic die Gläser nach draußen brachte. »Chips, mein Schatz?« Sie warf ihm einen Blick zu.
    »Haben wir denn welche?«
    »In der Speisekammer.«
    Er ging zurück, und ich dachte, die ganze Woche über hatte ich miterlebt, wie diese gottgleiche Person allen anderen sagte, was zu tun war, und nun marschierte er brav zur Speisekammer zurück.
    »In einer Schüssel!«, rief Letty ihm hinterher, als er gerade schon wieder mit einer riesigen Tüte auftauchte. Er blieb stehen und ging noch einmal, um eine aus dem Schrank unter der Arbeitsplatte zu holen.

    »Hattie hat es ganz schlau angestellt und hat sich einfach unentbehrlich gemacht«, erklärte er, als er wieder zu uns zurückkam. »Also waren Katya diesmal einfach die Hände gebunden. Widerstand war zwecklos.«
    »Ich glaube, sie hat sich inzwischen ganz gut damit arrangiert«, sagte ich zu ihrer Verteidigung. Katya war wirklich immer sehr nett zu mir gewesen.
    »Das bezweifle ich. Aber ich glaube, sie ist einfach nur froh, dass Sie nicht Estelle Butcher sind!«, kicherte Letty und nahm einen Schluck von ihrem Wein. »Ooh, das tut gut. Der erste Schluck heute.«
    »Estelle Butcher?«
    »Die persönliche Assistentin von Mike Katz«, erklärte sie, während Dominic nur die Augen verdrehte. »Große Brüste, kurze Röcke, dazu noch Französin – echt heiß. Sie ist total in Dom verknallt, ganz wild auf ihn, und sie ist schon lange scharf drauf, in seine Abteilung zu kommen, was Katya total aus der Spur werfen würde. Neulich hat sie gefragt, ob er Squash spielt und als er verneint hat, meinte sie: ›Schade.‹« Letty setzte einen rauchigen, französischen Akzent auf. »›Isch will Sport machen mit disch.‹« Sie schnaubte. »Fast hätte man Katya einen Schnaps zur Beruhigung einflößen müssen.«
    Während sie so in ihr Weinglas kicherte, betrachtete ich diese fröhliche, lebenslustige junge Frau, die sich offenbar darüber im Klaren war, dass halb Westminster scharf auf ihren Mann war und dass mindestens zwei Frauen heftig in ihn verliebt waren und zwar nicht nur die verklemmte Katya, sondern auch Estelle, deren Beschreibung ich jetzt zuordnen konnte und die wirklich eine durchtriebene, schlaue Nummer war. Aber sie saß hier die ganze Woche lang auf dem Land, lachend und selbstbewusst und machte sich anscheinend überhaupt
keine Sorgen. Und ich konnte auch sehen, warum. Warum sollte er mehr wollen? Wenn er hier nach Hause kommen konnte zu diesem wunderschönen Geschöpf, dieser Frau, die nicht älter aussah als ich, obwohl mindestens acht Jahre zwischen uns liegen mussten, die sein Kind erwartete, in diese zutiefst vertraute, häusliche Umgebung, in dieses perfekte Haus, das sich mit seiner umrankten Tür in einem versteckten Winkel der Buckinghamshire Hills in die Landschaft schmiegte? Warum sollte sie beunruhigt sein?
    Und während die sinkende Sonne den Himmel rosig erstrahlen ließ und ihr Licht fast segnend über die beiden legte, auf ihre glänzend blonden Häupter, entwich den Sohlen meiner Sportschuhe ein tiefer Seufzer. Ich zwängte sie unter meinen Stuhl, weil ich mir plötzlich bewusst wurde, wie unförmig sie wirkten neben ihren kleinen, bloßen Zehen. Dann griff ich nach den Chips. Ich

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