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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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vor. »Oder einen dicken, fetten Pickel genau hier.« Sie schürzte die Lippen.
    »So ungefähr.« Charlie gab ein hilfreiches Anschauungsbeispiel mit einem Klacks Kartoffelbrei auf seiner Schwester.
    »Du bist so ein Idiot.« Biba schnipste den Klecks mit dem Finger fort, woraufhin ihn der Labrador wie eine Fliege auffing.

    »Ich mag dieses Wort nicht hören«, bemerkte meine Mutter streng und reichte die Karotten herum. »Das klingt so ordinär. Das kommt von diesen ganzen amerikanischen Fernsehserien, die heutzutage im Fernsehen laufen. Schrecklich, was diese Amerikaner für einen Müll produzieren!«
    »Na, na, na, immerhin bist du mit einem Amerikaner verheiratet!«, warf Dad ein.
    »Ja, aber du würdest niemals so reden, mein Schatz. Du bist ein wohlerzogener Amerikaner.«
    »Ach, vielen Dank, Herzchen.« Er neigte ironisch den Kopf. »Gut zu wissen, dass ich im darwinschen Existenzkampf bestehen kann. Aber ich gebe dir gerne recht, dass im Fernsehen ungeheuer viel Müll gesendet wird.«
    »Apropos: Wo hier schon von Müll die Rede ist … Ich habe gehört, du hast jetzt einen jungen Mann, der für dich den Müll rausbringt, Hattie?«
    Das Lachen erstarb auf der Stelle, es folgte Schweigen. Ich warf Laura einen entsetzten Blick zu, die sich mit geröteten Wangen erhob, um unter irgendwelchen fadenscheinigen Erklärungen die Flasche mit dem Tomatenketchup zu holen. Hinter dem Rücken unserer Mutter flüsterte sie lautlos: »Sie hat mich gezwungen!«
    »Sogar ziemlich jung, wie ich höre. Aber wenigstens findet Seffy ihn nett.«
    »Schon, aber ich glaube, er hat andere Dinge zu tun, als nur Mums Müll rauszubringen«, bemerkte mein Sohn lässig. Mir blieb der Mund offen stehen, und ich lief rot an, während alle anderen losbrüllten vor Lachen. Seffy zuckte grinsend mit den Schultern. »Tut mir leid, Mum, aber, wie meine Tante schon gesagt hat, hat sie mich dazu gezwungen. Ich wurde gefoltert. Versuch du mal, Grannys Fragen auszuweichen.«

    »Dann erzähl ihr das nächste Mal einfach, sie soll sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern«, schimpfte ich, aber insgeheim war ich auch froh. Er mochte Ivan. Ich hatte es mir schon gedacht, aber ich freute mich, es zu hören, noch dazu in aller Öffentlichkeit.
    »Wie jung?«, flüsterte Biba Seffy lautlos über den Tisch hinweg zu. Ihr Interesse war geweckt, und sie war sichtlich verärgert, dass sie nicht Bescheid gewusst hatte. Sie zuckte zusammen, als Seffy etwas zurückflüsterte.
    »Hattie. Du hast einen Toy Boy!«, kreischte sie.
    »Ich habe keinen Toy Boy!«, brüllte ich, inzwischen ebenso rot wie die Ketchupflasche.
    »Also, wenn er Hattie glücklich macht, dann finde ich das wunderbar«, sagte Laura und versuchte mit aller Kraft wiedergutzumachen, dass sie alles ausgeplaudert hatte. Ihre Tochter bedachte sie mit einem strengen Blick.
    »Ich schließe mich an«, sagte Dad ungerührt. »Es wird wirklich Zeit, dass du mal einen Freund hast, mein Schatz. Ich freue mich sehr für dich.« Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu. »Und wenn er noch kurze Hosen trägt und eine Schleuder in der Hosentasche stecken hat, dann ist mir das ganz egal.«
    Mehr Gelächter. Na toll.
     
    Später am Abend, nach Kaffee und noch mehr Wein, waren Maggie und ich auf dem Weg ins Bett, als sie mit geröteten Wangen vor meiner Zimmertür stehen blieb.
    »Du hast wirklich eine tolle Familie«, bemerkte sie. »Ich hatte es ganz vergessen. Du hast wirklich Glück.«
    Das hatte ich mir noch nie so richtig klargemacht, und es überraschte mich. Meine Familie war laut, rechthaberisch, streitsüchtig, leicht beleidigt, jähzornig und häufig
ziemlich nervig, aber insgesamt doch sehr lustig. Ich konnte mich wohl wirklich glücklich schätzen. Wir trafen uns regelmäßig, um zu kabbeln, zu kritteln und zu diskutieren, und konnten einfach nicht lange ohne einander sein. Mum, Laura und ich telefonierten fast jeden Tag miteinander. Mir wurde deutlich, wie wenig ich über Maggies Familie wusste. Eine verwitwete Mutter in Hendon, keine Geschwister. Sie hatte aber viele nette Freundinnen, viel mehr als ich. Im Laden klingelte ständig das Telefon und dann war Hannah dran oder Sally oder Alex, aber wenn ich deswegen eine Bemerkung fallen ließ, sagte sie: »Das kommt, weil du so etwas nicht brauchst. Wer eine große Familie hat, ist nie allein.« Ich wusste, dass sie sich brennend für allen Klatsch und Tratsch unserer Familie interessierte, vor allem für alles hier in der Abbey. Für sie war es

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