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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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miteinzubeziehen, etwas, was in meiner Familie keiner nötig hatte, was wir aber alle sehr gerne taten, wenn man uns die Gelegenheit dazu bot. Jetzt saß sie, das Kinn auf die Hand gestützt, am Küchentisch und schaute Kit mit großen Augen an.
    »Es muss doch wunderbar sein, so eine Aufgabe zu haben, zu der man sich berufen fühlt«, sagte sie, während Laura und ich Schüsseln mit Gemüse auf den Tisch stellten und Laura ihre Töchter ermahnte, sie könnten doch wenigstens ein bisschen helfen, anstatt sich über ihre neueste Ausgabe von Hello! herzumachen. Schließlich klappten sie die Zeitschrift widerstrebend zu und schlappten zum Tisch hinüber.
    »Oh ja, ich empfinde mich als reich gesegnet«, pflichtete Kit ihr bei.
    »Du hast ja wirklich Ernst gemacht, nicht wahr? Und eine Menge aufgegeben. Ich meine, finanziell gesehen, wenn du ursprünglich vorhattest Banker zu werden. Ich finde das toll.«
    Kit nahm die Komplimente mit stolzgeschwellter Brust entgegen. Laura und ich lächelten uns wissend zu. Natürlich war es toll, wie Kit seiner Berufung gefolgt war und so viel aufgegeben hatte, und wir waren alle sehr stolz auf ihn. Vor allem auf das, was er in Sarajevo geleistet hatte. Aber es war doch interessant, wie er sich im Laufe der Jahre seinem alten Ich wieder angenähert hatte, wenn auch im Rahmen der Kirche. Am Bible College
hatte er immer davon gesprochen, eine Pfarrstelle in einem Londoner Brennpunktviertel übernehmen und sie reformieren zu wollen; aber nachdem er drei Jahre lang mit dem Fahrrad durch Oxford gekurvt war, schien sich seine Meinung diesbezüglich leicht geändert zu haben. Tatsächlich hatte man ihm genau so eine Gemeinde in Tottenham angeboten, doch gleichzeitig kam das Angebot einer Pfarrstelle auf einem riesigen Landsitz – ein bekannter Fürstensitz, der einem von Hughs Freunden gehörte. Sie hatte eine eigene, idyllische Kirche, die in einer perfekten Parklandschaft stand und wie aus einem Roman von Jane Austen wirkte. Die meisten Gemeindemitglieder waren hier über sechzig und ohnehin gottesfürchtig, und er würde ein entzückendes, kleines Pfarrhaus bewohnen können, für das die Leute in den Anzeigen in Country Life Unsummen bezahlten. Er musste einfach annehmen. Kit war also weit davon entfernt, an vorderster Front für seine Kirche zu kämpfen, sondern hatte es sich wohl am gepolsterten Ende bequem gemacht.
    »Warst du in der letzten Zeit viel auf der Jagd?«, fragte Laura mit einem raschen Seitenblick zu mir ganz unschuldig nach, während sie Charlie an den Schultern zu seinem Platz am Tisch schob.
    »Nur ein paarmal in der letzten Saison«, gab Kit zu.
    »Du bist Jäger?« Maggie blinzelte erstaunt.
    »Kit hat Jagd- und Fischereirechte auf dem Land von Richard«, erklärte Hugh. »Ich habe schon gehört, dass du am Samstag einen echten Brocken gefangen hast mit nicht weniger als zwanzig Pfund.«
    »Ja, aber das war schon ziemlich ungewöhnlich«, sagte Kit verlegen. »Normalerweise habe ich an den Wochenenden Verpflichtungen in der Gemeinde nachzukommen«, erklärte er Maggie. »Besuche machen und so.«

    »Ach ja, die Bedürftigen von Henley-On-Thames«, grinste Dad, setzte sich und breitete die Serviette auf seinem Schoß aus. »Das ist schon eine echte Herausforderung, sich immer wieder diese gekiesten Auffahrten hinauf- und um die sorgfältig gemähten Rasenflächen herumzuschleppen. Halte durch, mein Junge!« Kit grinste gutmütig, als wir anderen in schallendes Gelächter ausbrachen. »Nein, aber wir dürfen uns wirklich nicht lustig machen«, fuhr Dad ganz ernsthaft fort. »Kit leistet wirklich hervorragende Arbeit. Er küsst für die Kirche.«
    Kit verbeugte sich ironisch und nahm unseren Beifall entgegen, während Maggie verwirrt dreinblickte. Vor Jahren hatte Kit den Fehler gemacht, einer alten Dame nach dem Gottesdienst an der Kirchentür einen Kuss auf die Wange zu geben – »Ganz einfach, weil sie sie hingehalten hat, und weil es schlicht unhöflich gewesen wäre, es nicht zu tun!« –, hatte er später mit Nachdruck erklärt. Aber schon am nächsten Sonntag standen alle älteren Damen der ganzen Gemeinde Schlange und boten dem jungen, attraktiven Pfarrer die Wange zum Kuss dar, wild entschlossen, nicht von der Stelle zu weichen, falls er den Anschein eines Zögerns erkennen lassen sollte. Kit behauptete nun, er würde jeden Sonntag so viele gepuderte Wangen küssen, dass er am Ende ganz weiße Lippen hatte.
    »Leg dir ein paar Herpesbläschen zu«, schlug Biba

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