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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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wie eine niemals endende Daily Soap.
    Wir sagten uns gute Nacht, und ich dachte dabei, wie gut es tat, sich einmal als die Glückliche zu fühlen. Die meisten Leute außer Maggie betrachteten mich mit einem Hauch von Mitleid: Ende dreißig, unverheiratet, alleinerziehende Mutter, und wenn sie mich fragten, was ich denn jetzt so tat, wo Seffy doch im Internat war, und ich sagte: »Ach, meistens arbeiten«, dann merkte ich, dass sie dachten: die arme Hattie. Das Leben war ein einziger Wettstreit, nicht wahr? Ich schloss die Tür meines Zimmers und ging zu den Fenstern hinüber. Mir tat Maggie ein wenig leid, die keine fröhliche Großfamilie im Hintergrund und kein Kind hatte. Gleichzeitig beneidete ich Laura, die einen Mann, drei Kinder und ein riesiges Haus hatte, und Laura wiederum war neidisch auf Freundinnen, die für immer und ewig in ihren Häusern würden wohnen bleiben können. Wann endete das? Wann hörten wir jemals auf, immer mehr zu wollen?

    Aber das fragte ich mich nicht wirklich im Ernst, weil ich aus tiefstem Herzen überzeugt war: Hätte ich vor Jahren das bekommen, was ich mir seither immer gewünscht hatte, den einzigen Mann, den ich je geliebt hatte, dann wäre ich wunschlos glücklich gewesen. Für immer. Ich streckte die Hand aus, um den Vorhang vorzuziehen, und sah, wie zeitgleich in einem Haus im Tal ein Vorhang zugezogen wurde, in Little Crandon. Es durchfuhr mich wie ein paar tausend Volt. Ich trat vom Fenster zurück. Es war das Pink House , in dem Dominic und Letty gelebt hatten, aber ich wusste, dass es jetzt nur noch Letty sein konnte, die die Vorhänge zuzog. Allein, genau wie ich.

11
    D ominic kam im Sommer 1995 bei einem Terroranschlag in London ums Leben, zwei Jahre nachdem ich das House of Commons verlassen hatte, ein Jahr nachdem ich aus Kroatien zurückgekommen war. Der Anschlag hatte nicht ihm persönlich als Minister gegolten, nicht so wie die Bombenanschläge von Brighton 1984 oder andere Angriffe, die sich gezielt auf bekannte Politiker gerichtet hatten. Nein, es war die typische, feige »Bombe im Bus«-Nummer, die normale Zivilisten töten und verletzen und allgemeine, diffuse Angst verbreiten sollte. Man stelle sich die Freude der Terroristen damals vor, als sich herausstellte, dass einer der normalen Zivilisten im Bus Nummer 14 der Außenminister und Abgeordnete von Nord Oxfordshire war. Ein gewisser Dominic Forbes, MP, der eigentlich nicht regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, aber an diesem Dienstagmorgen den Bus nach Westminster genommen hatte, einfach, weil sein Fahrer am Morgen nicht erschienen war, und weil es so am schnellsten ging. Man stelle sich den Jubel in dem Reihenhaus in Kilburn vor, das die Polizei irgendwann gestürmt und in dem sie todbringende, explosive Ausrüstung gefunden hatte. Man stelle sich die Freude vor in diesem Haus der Brüder des Dschihad.
    Ich war zu dem Zeitpunkt in Frankreich gewesen,
einem Land, in das ich über Umwege gekommen war. Als Seffy und ich aus Kroatien gekommen waren, hatten meine Eltern darauf bestanden, dass ich eine Weile bei ihnen wohnte, damit sie mir mit dem Baby helfen konnten, was ich auch gerne annahm, da ich kaum Ahnung hatte, wo bei einem Säugling oben und unten war. Mum und Dad bewohnten damals das sechzehnte Haus in ihrer siebenundzwanzigjährigen Ehe, das bemerkenswerterweise dasselbe ist, in dem sie bis heute leben, und das ihnen, nachdem sie nun schon seit einer Weile von Schulgeldzahlungen befreit sind, inzwischen auch vollständig gehört. Was allerdings auch der Tatsache zu verdanken ist, dass Dad als Journalist mittlerweile als Stimme der Vernunft anerkannt ist und sie in diversen Tageszeitungen sowie als Krönung auch in einer wöchentlichen Kolumne erhebt, wodurch die beiden ein gutes Auskommen haben. Irgendwie ironisch, meinte er, nach all den mageren Jahren, in denen er das Geld wirklich gebraucht hätte, als er eine junge Familie unterhalten musste. Jedenfalls war das kleine Reihenhaus am falschen Ende der Elsworthy Road – das, fragte man meinen Vater, zu Primrose Hill gehört, für meine Mutter dagegen zu St John’s Wood –, für uns alle zu unserem Zuhause geworden. Und es war perfekt. Vor allem für Seffy und mich. Es gab einen Park direkt vor unserer Haustür, mit diesem großen, grünen, großartigen Hügel, den ich jeden Tag hinauflaufen konnte, und wenn ich dann mit meinem Baby in einem Tragebeutel vor der Brust glücklich keuchend oben ankam, lag ganz London zu

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