Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
Vom Netzwerk:
, aber mein Frau, ihr gefällt ’ier. Also, ich weiß nicht. Vielleicht ich arbeite Teilzeit in ein Laden. Wollen Sie jetzt den Krug?«
    »Äh, ja. Ich gebe Ihnen zwölf.«
    » D’accord .«
    Nach einem ausgedehnten Spaziergang um den Primrose Hill mit Seffy, den ich, seit er älter war, auf dem Rücken trug, rief ich Christian am nächsten Tag an. Dabei war ich auf geradezu lächerliche Weise nervös, obwohl ich fast ein Jahr in Kroatien überlebt und immerhin im Unterhaus gearbeitet hatte – erstaunlich, was mit dem Selbstvertrauen passierte, wenn man mit einem Baby zu Hause war. Ich hatte seine Visitenkarte, schon seit Ewigkeiten, hatte sie irgendwann mal von einem kleinen Stapel vorne an seinem Stand mitgenommen. »Rufen Sie an, wenn Sie es sich anders überlegen, ich lege es Ihnen zurück«,
sagte er oft, wenn ich weiterging. »Christian Belliose«, las ich nun, »Edle französische Antiquitäten«. Er meldete sich, atemlos und brummig wie immer und hörte sich meinen Plan an, den ich stichpunktartig vor mir auf dem Küchentisch liegen hatte. Seffy saß auf meinem Schoß und kaute auf einer Rassel herum, meine Eltern waren nicht zu Hause.
    Zuerst war er skeptisch und musste mehrmals ein kräftiges » Merde! « und andere noch unflätigere Schimpfworte durchs Telefon schicken, aber er legte nicht auf. Er ließ mich meine Idee zu Ende vortragen. Pause. Dann vorsichtige Fragen: Wer, zum Teufel, war ich überhaupt? Was wusste ich? Aber ich hatte meine Hausaufgaben gemacht. Wir hatten uns im Laufe der letzten Monate öfter unterhalten, und ich wusste, dass er die Märkte in Südfrankreich bevorzugte, wusste, dass er die Flohmärkte in Paris für überteuert hielt. Wusste, dass er beim Porzellan am liebsten Limoges oder Sèvres mochte und bei Gläsern lieber mundgeblasene als Kristall, genau wie ich. Ich wusste, worauf er ansprang. Und die Idee reizte ihn. Ich spürte, wie er am anderen Ende die Möglichkeiten abwog. Spürte, wie er zögerte.
    »Sie machen drei Tage und ich zwei, aber wir teilen die Profit sechzig-vierzig für mich?«, wiederholte er.
    »Ja, und ich mache die ganzen Fahrten nach Frankreich, dann müssen Sie nicht mehr reisen.«
    »Warum? Warum machen Sie das? Arbeiten für nichts?«
    Ich holte tief Luft und richtete den Blick an die Decke. Ach, dafür gab es unzählige Gründe, wollte ich sagen. Um wieder raus ins richtige Leben zu kommen, um wieder zu arbeiten. Um mich mit meinen fünfundzwanzig Jahren nicht mehr unsichtbar zu fühlen; ich war zu jung,
um ganz mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Ich hätte ihm auch etwas von meiner Angst erzählen können. Natürlich liebte ich Seffy, aber ich war einsam, isoliert. Keine meiner Freundinnen waren verheiratet, geschweige denn, dass sie Kinder hatten. Hatte ich vielleicht sogar insgeheim Zweifel, ob ich das Richtige getan hatte? Nein, niemals. Nicht einmal in den dunkelsten Momenten. Aber trotzdem …
    Stattdessen erzählte ich ihm von meiner Liebe zu Antiquitäten, die zu stark war, als dass ich mir diese Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen könnte. Ich erzählte ihm, wie sehr ich mich für alles Französische begeistern konnte, was wirklich stimmte, und dass er schließlich die Basisarbeit geleistet und das Geschäft aufgebaut hätte, während ich nun einfach so dazukam. Von daher war es also nur fair.
    »Okay«, sagte er langsam. »Und wo ist der ’aken?«
    »Also, der Haken ist natürlich der, dass Sie meinem Urteil auf den Märkten vertrauen müssen. Aber ich weiß, was Ihnen gefällt und was Sie kaufen würden …«
    »Und der richtig ’aken?«
    Ich hielt die Luft an. Dieser Monsieur ließ sich nicht für dumm verkaufen, Lungenemphysem hin oder her.
    »Der richtige Haken ist, dass ich ein Baby habe.«
    Schweigen. Dann lachte er. Ich fühlte, wie meine Hoffnung in den Keller sank. Das kam natürlich gar nicht in Frage. Ein Baby in einem Antikmarkt – unter dem Ladentisch oder was? Wo es womöglich noch die Kunden anbrüllte? Obwohl ich schon ein paar ältere Kinder gesehen hatte, die dort herumliefen. Er schnaufte und hustete.
    »Ich vergeude Ihre Zeit«, sagte ich geradeheraus.
    »Nein, ich lache, weil ich das schon wusste. Sie riechen. «

    »Was?« Ich errötete.
    »Nach Baby. Babykotze. Aber ist kein Problem. Sie kümmern sich um Ihr bébé , und ich spreche mit Marktleitung. Das klappt schon.«
    Und es klappte wirklich. Christian hatte schon seit über zwanzig Jahren seinen Stand, gehörte sozusagen zum Inventar von Antiquarius

Weitere Kostenlose Bücher