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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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und hatte entsprechenden Einfluss. In Zeiten, in denen die King’s Road ihre Exzentriker zu schätzen wusste, galt er als echte Type. Auch die anderen Leute dort waren nett. Sie wollten nicht, dass er wegen seiner Krankheit aufhören musste, und wussten, dass es sein Leben, seine Leidenschaft war, und wenn seine neue Teilhaberin – seine Teilhaberin! – es möglich machte, dass er blieb, dann freuten sie sich darüber.
    »Und mein Baby?«, flüsterte ich Christian am Telefon zu, als er anrief, um Rückmeldung zu geben. »Was haben sie zu Seffy gesagt?«
    »Sie sagen kein Problem, solange er gefesselt und geknebelt wird.«
    »Was?«
    »Nein, nein, kleiner Scherz.«
    Mir wurde langsam klar, warum Christian so ein Ruf vorauseilte.
    »Nein, kein Knebel«, keuchte er. »Nur Betäubungsmittel. Ein paar Tropfen, meinten sie, und dann wäre es kein Problem.«
     
    Es war eine bunte Truppe im Antiquarius: Schluderig, aber auch ein wenig glamourös, lauter Künstlertypen, und ich bekam bald mit, dass jeder hier sein Päckchen mit sich herumschleppte. Pamela nebenan (asiatisches Porzellan) hatte ihre inkontinente Mutter und brachte es nicht übers Herz, sie in ein Heim zu stecken. Paddy, gegenüber
(Uhren aller Art) hatte einen reichen, schwulen Partner, der ihn gerne neben sich an der Bar des Chelsea Art Club gesehen hätte und ständig beleidigt herkam, um ihn abzuschleppen. Sally-Anne (antike Gartenartikel) hatte halbwüchsige Kinder, die dauernd anriefen, um zu fragen: »Was gibt’s zum Mittagessen?« Alle schienen irgendjemanden zu haben, um den sie sich kümmern mussten. Und sie liebten Seffy. Er war ein braves Baby und wurde mit viel wohlwollendem »ei-dei-dei« von Arm zu Arm gereicht. Selbst ein paar hochnäsige, altmodische Typen, die anfänglich herumgemeckert hatten, weil sie keinen Schreihals nebenan haben wollten, wurden weich, wenn sie sich zu seiner Karre hinunterbeugten und er sofort anfing zu lachen. Er hatte für alle ein Lächeln. Kunden, Touristen und vor allem für die beiden kleinen Mädchen, die zu Marie-Therese (Landkarten und militärische Drucke) gehörten und die ihn mit dem größten Vergnügen in der Gegend herumfuhren, wenn sie aus der Schule kamen. Sie sausten mit ihm die Gänge hinauf und hinab, bis er juchzte. Der Markt war eine eigene kleine Gemeinschaft, und Seffy und ich gehörten bald dazu, obwohl ich sicher bin, dass es ohne Christian, der schützend die Flügel über uns breitete, wohl bedeutend länger gedauert hätte.
    Françoise du Bose oder French Living , wie sie sich nannte – oder auch die »blöde Nachmacherin«, als die Christian sie bezeichnete – war die einzige, die Distanz wahrte. Sie ließ sich kaum einmal dazu herab, überhaupt von ihrer großartigen Sammlung hölzerner Schalen voller getrockneter Kräuter, toller alter Kirchenlaternen, Gipsbüsten, Statuen und riesiger Gartenamphoren aufzuschauen, wenn ich jeden Morgen an ihrem Stand vorbeikam. Ich grüßte sie immer freundlich, bekam aber nie mehr als ein
knappes Lächeln zurück. Wie ich gehört hatte, war sie ebenfalls neu hier, was mich überraschte, da ihr savoirefaire den Eindruck erweckte, sie wäre schon seit jeher da gewesen.
    »Die bleibt auch nicht lang«, erklärte Christian mir. »’ochnäsige Zicke. Was hat die für ein Problem? Die redet mit keinem.«
    »Die muss sich mal einer vorknöpfen«, bemerkte Toby (antiquarische Bücher) von gegenüber. Seine Antwort auf die meisten Dinge. Er schniefte und blies etwas Staub von einem seiner Bücher.
    »Aber sie hat gute Sachen«, sagte ich. »Hübsch und mit so einem ländlichen Charme.«
    »Ah, ja, sie hat ein gutes Geschmack«, gestand Christian ein. »Aber sie sollte lernen, etwas mehr zu lächeln, sie hat so ein verkniffenes Mund.« Als Toby davonging, um sich eine Fünf-Minuten-Terrine zu machen, wandte er sich besorgt zu mir. »Also, in der Provence … Ich mache mir Sorgen wegen diese Reise, ’attie. Ist nicht so wie Caen, nur einmal über den Kanal. Ist verdammt weit unten.«
    »Ich weiß, Christian, ich habe es mir auf der Karte angesehen. Mach dir keine Sorgen, das schaffe ich schon.«
    Meine letzte Fahrt nach Frankreich – mein Einstand – war, wie ich fand, ein voller Erfolg gewesen. Nur Seffy und ich, wir hatten die Nachtfähre genommen und waren dann mit Christians Transit nach Caen gerumpelt. Dort hatten wir den Markt ganz leicht gefunden und ohne Schwierigkeiten geparkt. Und obwohl die Sonne den Morgennebel rasch verdrängt hatte und Seffy

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