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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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ein bisschen unruhig gewesen war – er hatte ziemlich gequengelt, und außerdem musste ich loslaufen und ihm rasch einen Hut kaufen –, hatten wir es hinbekommen. Ich hatte ihm unter der schattigen Markise eines Cafés sein Fläschchen gegeben
und ihn gewickelt und dabei schon mit den Augen einige Stände begutachtet. Dann hatte ich den Buggy ausgeklappt und ihn in den Schlaf geschaukelt. Als es so weit war, war ich augenblicklich mit meinem Buggy zwischen den Ständen hin- und hergesaust, wie jemand, der zehn Minuten freien Einkauf mit einem Supermarkt-Einkaufswagen gewonnen hatte. Ich wusste, dass ich nicht viel Zeit hatte und kaufen und handeln musste, solange er schlief, und dieser Druck funktionierte ziemlich gut. Ich folgte beim Einkaufen meinem Instinkt, anstatt zu lange zu hadern und mir so Dinge durch die Lappen gehen zu lassen. Und nachdem ich mich erst einmal eingesehen hatte, wusste ich sofort, was sich zu kaufen lohnte.
    Ich hatte die Französin, Françoise, von Weitem gesehen, aber ich wusste, dass sie später angekommen war als ich. Die Nachtfähre hatte mir einen Vorsprung verschafft. Nachdem ich mir meine Beute gesichert hatte, eilte ich zum Transporter zurück, um sie abzuladen, die Taschen baumelten an den Griffen des Buggys. Und dann kam mir eine Idee. Der Kinderwagen. Mit dem großen Einkaufskorb darunter. Ich hatte ihn mitgebracht, falls Seffy einmal richtig flach schlafen musste – perfekt. Ich baute ihn rasch zusammen und hob dann mein schlafendes Kind hinein und hastete zurück. Hier und dort sammelte ich Schätze ein, die die Händler freundlicherweise für mich zurückgelegt hatten, als ich ihnen in holprigem Französisch erklärte, dass ich gleich zurückkommen würde. Mit Rührung betrachteten sie mein bébé . Als der Korb unten voll war, verstaute ich meine Fundstücke vorsichtig um Seffys Kopf und Füße herum, bedankte mich und flitzte weiter.
    Bei meiner Rückkehr nach England war Christian überrascht. Er kam in seiner schlabberigen beigefarbenen
Hose, Wolljacke und seidenem Halstuch aus der Antikmarkthalle geschlurft und half mir beim Ausladen in der King’s Road, wobei wie immer eine Zigarette zwischen seinen Fingern hing.
    »Das ’ast du gut gemacht«, bemerkte er, während er eine schöne Haviland-Limoges-Schale bewunderte, weiß und beinahe durchsichtig mit einem magentafarbenen und einem goldenen Streifen am Rand. Er drehte sie um, um die Porzellanmarke zu betrachten. »Ich dachte, du würdest nur Mist mitbringen, aber ist okay.«
    Mir wurde ganz schwindelig vor Erleichterung. Tief in meinem Herzen war ich mir sicher, dass ich es ziemlich gut gemacht hatte, denn das war für Christians Verhältnisse schon ein großes Lob.
    »Ein Grund mehr«, erklärte ich ihm nun, einen Monat später, »mich in die Provence fahren zu lassen.«
    Er machte sein zutiefst verzweifeltes Gesicht: Mundwinkel nach unten, alles andere in die Höhe – Augenbrauen, Schultern, Hände – und ich wusste, ich hatte gewonnen. Ich strahlte und umarmte ihn.
    Es war verrückt von mir, Seffy nicht bei Mum und Dad zu lassen, wie sie es mit Nachdruck verlangten. Verrückt, dass ich ihn mitnahm. Aber mein Pilgerherz wollte etwas beweisen, wollte beweisen, dass Seffy und ich es gegen den Rest der Welt schaffen konnten, dass wir allein zurechtkamen.
    Dummerweise zahnte Seffy gerade, und die gefürchtete Autoroute nahm und nahm kein Ende und erstreckte sich in einem entsetzlich hitzeflimmernden Trugbild vor mir ganz bis in den Süden. Wie oft ich auch an den Raststätten anhielt und versuchte, ihn zu beruhigen, sein Zahnfleisch abrieb, ihm die Flasche gab, einen Schnuller, er hörte einfach nicht auf zu weinen. Unter der sengenden Sonne,
ohne Klimaanlage, den armen, wimmernden Seffy neben mir, bretterte ich immer weiter mit dem alten Transporter, der auch nicht ganz in Ordnung zu sein schien. Oh, bitte, lieber Gott, lass ihn nicht liegen bleiben. Ich war wild entschlossen, mein Ziel zu erreichen.
    Und irgendwann saß ich dann endlich, mit vor Müdigkeit und Anstrengung brennenden Augen, draußen vor einem Café auf einem Platz umgeben von hohen, mittelalterlichen Mauern. Selbst in meinem mitgenommenen Zustand konnte ich erkennen, wie unglaublich schön es hier war. Mein schlafendes Kind lag neben mir in seinem Kinderwagen, das Gesicht noch immer vom Weinen gerötet, und vor mir stand ein großes Glas mit Roséwein. Dankbar nahm ich einen Schluck. Eine stattliche Madame , ganz in Schwarz gekleidet, deren Kinn

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