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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Maggie. Sie war im Alter von zehn Jahren nach England gekommen, als ihr Vater gestorben war, und war dann in Hendon aufgewachsen. Nicht sehr weit von mir entfernt, wie wir feststellten, da ich, zum großen Kummer meiner Mutter, meine ersten Lebensjahre in Neasden verbracht hatte. Eine Weile, sagte Maggie, hätte sie fast nicht mehr sprechen können vor Schmerz wegen der Sache mit Étienne. Deswegen wollte sie auch bei der Arbeit im Antiquarius keine Kontakte knüpfen. Sie wollte nicht, dass die Leute sie näher kennenlernten und ihr Fragen stellten. Sie sagte, Étienne wäre zwar nicht tot, dass er es aber ebenso
gut sein könnte. Und manchmal wünschte sie sogar, er wäre es.
    Sie brachte mich dazu, etwas zu essen, obwohl ich es nicht wollte, und später überließ sie mir ihr Bett im Hotel, während sie selbst mit einem Kopfkissen auf dem Fußboden schlief, obwohl ich ihr klarzumachen versuchte, dass ich gut so zurechtkäme. Aber ich war wohl doch zu schwach, um Widerstand zu leisten.
    Am folgenden Morgen wachte ich auf, und das Zimmer war leer. Keine Maggie, und Seffy war auch verschwunden. Ich rannte an die offen stehende Balkontür. Der leichte Musselin-Vorhang bauschte sich dramatisch, und ich ließ den Blick in wilder Panik über den Platz schweifen. Ich kannte diese Frau ja gar nicht. Überhaupt nicht. Und dann sah ich sie. Unten auf dem Platz beim Kinderkarussell: Maggie saß auf einem goldbemalten Pferd mit Seffy auf dem Schoß und fuhr langsam im Kreis. Sie winkte. Ich winkte zurück. Übelkeit stieg in mir auf, als mir Dominic wieder in den Sinn kam, aber ich merkte auch, dass der Augenblick der Angst um Seffy schlimmer gewesen war. Er war das Erste gewesen, woran ich beim Aufwachen gedacht hatte, und nichts, absolut gar nichts war so stark wie meine Liebe zu ihm. Das half ein wenig.
    Maggie und ich blieben noch zwei weitere Nächte in Fréjus. Ich rief Christian an und erzählte ihm, was geschehen war. Es war ohnehin Sonntag, und Antiquarius war daher geschlossen. Ich sagte einfach nur, dass ein Freund gestorben war und ich gerne etwas länger in der Sonne bleiben würde. Er verstand. Vielleicht ahnte er, dass er mehr gewesen war als ein Freund.
    So nah, wie an diesen paar Tagen, die ich mit Maggie verbrachte, war ich noch nie jemandem gekommen, mit
Ausnahme von Dominic und meiner Familie. Wir redeten und redeten. Die Zeitungen, sogar die französischen, waren voll von Dominic: Bilder von ihm, von Letty und ihm und manchmal mit Cassie, ihrer kleinen Tochter. Doppelseiten in der Sunday Times und im Telegraph , ausführliche, ganzseitige Nachrufe. Ich vertiefte mich in die Artikel, las Maggie Teile vor, die lächelnd den Kinderwagen schaukelte. Ich erfuhr Erstaunliches, das ich noch nicht gewusst hatte – er hatte ein herausragendes Examen in Cambridge abgelegt und war Schülersprecher in Harrow gewesen – gierig sog ich alle Details in mich auf. Maggie versuchte nicht, mir die Zeitungen wegzunehmen. Ich glaube, sie merkte, dass das Teil meiner Trauerarbeit war.
    An unserem letzten Abend gelang es mir, nicht über ihn zu reden. Stattdessen hörte ich ihr zu, wie sie mir ihre Idee für einen Laden erläuterte, eine Idee, die sie schon seit einer Weile mit sich herumtrug. Sie hatte ein bisschen Geld und wollte sich noch welches dazuleihen, nur noch französische Antiquitäten und Kunstgegenstände verkaufen. Sie wollte nicht länger mit einem Transporter, sondern mit einem dicken, fetten Lastwagen zu den Antikmärkten fahren und kein Teegeschirr, sondern Möbel mitnehmen: Rokoko-Konsolen, Schränke, Spiegel, ganze Sätze von Stühlen, Sièges courants . In London würde sie alles dann zu Arrangements zusammenstellen – »wie eine Art Bühnenbild, verstehst du?« Dann würde sie noch Kerzenständer, Bücherstapel auf Tischen und große Laternen oben drüber hinzufügen und einen Trumeau-Spiegel an der Wand. »Verstehst du, Hattie?« Ich nickte. Sie sagte, sie müsste aber schnell machen, weil auch andere schon Ähnliches taten. Ein Laden namens French Home hatte bereits in Clapham eröffnet, ein weiterer, Le Français , in Putney. Es war also keine ganz neue Idee, aber sie glaubte,
sie könnte es besser. Und sie dachte, Fulham, die Munster Road, wäre genau das Richtige – dort wurden jetzt gerade die ganzen Reihenhäuser hergerichtet und teuer verkauft. Und sie hatte auch schon etwas Geeignetes gesehen, winzig aber gut gelegen. Wir müssten uns aber schnell entscheiden. Diese Läden waren immer schnell

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