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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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von Dominic in den Zeitungen gesehen, und es kommt mir so vor, als wäre Hal eine dunklere Version von ihm, oder? Vielleicht ein bisschen düsterer?«
    »Vielleicht.«
    »Aber er sieht doch unglaublich gut aus, findest du nicht?«
    Ich achtete nicht auf sie und ging weiter über den Rasen.
    »Also, ich fand ihn toll. Kein Wunder, dass ihn sich irgend so eine Französin geschnappt hat. Ich wette, sie ist eine Schönheit. Obwohl er ja ganz schön lange gewartet hat, muss ich schon sagen. Er ist doch bestimmt fast vierzig, aber vielleicht hat er sich vorher ein lustiges Leben gemacht. Sich die Hörner abgestoßen. Und er ist offensichtlich ein ziemlich harter Kerl, wenn er seine Schwägerin einfach so rausschmeißt. Die Arme, das schien sie ganz schön mitzunehmen, sie hatte ganz zittrige Hände. «
    »Sie trinkt.«
    »Aha. Ich hatte mich schon gefragt, was mit ihr los ist. Aber die Tochter ist ein hübsches Mädchen, was? Und sie erinnert sich ganz klar an Seffy.«
    »Wer?« Die Tennisspieler hatten den Platz verlassen und kamen zu uns, Daisy im Schlepptau, die ein Huhn im Arm hielt.
    »Oh – süüüß !«, gluckste Maggie. »Ist das echt?«
    »Natürlich ist es echt. Du darfst es mal streicheln,
wenn du willst.« Sie hielt ihr das goldene Federbündel entgegen. Maggie streckte vorsichtig einen Fingernagel aus und berührte das Huhn fast am Kopf.
    »Wer erinnert sich an mich?«, wiederholte Seffy.
    »Die Tochter von Letty Forbes«, sagte ich knapp. »Wer hat gewonnen?«
    »Seffy, wie immer«, beschwerte sich Biba. »Es ist so ungerecht. Er sollte einfach nicht von oben aufschlagen dürfen. «
    »Anscheinend hast du sie bei einer Schulparty kennengelernt, richtig?«, bohrte Maggie nach.
    »Oh ja, ich erinnere mich. Sie war nett. Wo habt ihr sie getroffen?«
    »Gerade eben, unten im Dorf.«
    »Sie geht auf St Hilda’s School«, sagte Biba und warf einen imaginären Ball in die Luft und schlug mit ihrem Schläger danach. »Ich habe schon gegen sie Lacrosse gespielt. Sie ist total hübsch.«
    »Wer ist hübsch?«, fragte Daisy
    »Cassie Forbes. Ihr Dad ist tot, und ihre Mum ist Alkoholikerin. Es ist echt tragisch. Sie tut mir total leid.«
    »Ich hätte nichts dagegen, ein tragisches Leben zu haben«, bemerkte Daisy. »Dann sind alle immer total nett und bedauern einen.«
    »Sei nicht albern, Daisy«, fuhr ich sie an und bedauerte meinen Ausbruch sogleich. Daisys hellblaue Augen weiteten sich vor Schreck.
    »Tut mir leid«, murmelte ich rasch. »Seffy, wir sollten gleich nach dem Mittagessen wieder fahren. Du hast heute Nachmittag noch eine Theaterprobe.«
    »Ich fahre mit den Mädchen zurück.«
    »Was – mit dem Zug?«
    »Ja.«

    »Aber das ist doch verrückt. Du hast einen endlos weiten Weg vom Bahnhof in Newbury. Ich kann dich bis vor die Tür fahren!«
    »Ich laufe gern.«
    »Aber ich wollte noch schnell reinschauen und kurz mit deinem Vertrauenslehrer reden.«
    Aber Seffy ging schon weiter in Richtung des Gartenhäuschens, in dem die Schläger aufbewahrt wurden. Er achtete gar nicht auf mich.
    »Seff!«
    Er drehte sich zu mir um und ging rückwärts weiter. Machte große Augen. »Ich fahre mit den Mädchen, okay?«
    Biba und Daisy folgten ihm. Ich schaute ihnen einen Augenblick lang mit zusammengekniffenen Lippen hinterher, wandte mich dann um und folgte Maggie, die, unvertraut mit den Sitten des Landlebens, schnurstracks auf den Haupteingang zulief. Nun ja, die Tür dort stand auch weit offen. Vielleicht war es wirklich besser, versuchte ich mich zu beruhigen und tief durchzuatmen, wenn ich ihm nicht folgte und etwas sagte, was mir später leidtun würde.
    Die Eingangshalle der Abbey war in etwa so groß wie der Tennisplatz, den die Kinder soeben verlassen hatten, und verfügte über ein hohes Deckengewölbe samt Glaskuppel. Eine große Treppe zu unserer Rechten teilte sich auf halber Höhe und ging dann in eine umlaufende Galerie im ersten Stock über. Laura hatte vernünftigerweise ein paar gemütliche Sessel am anderen Ende der Halle aufgestellt. Direkt unter einem Fenster, durch das nun die Morgensonne schien. Dort saß mein Vater und arbeitete sich wie jeden Morgen durch die restlichen Tageszeitungen. Gleichzeitig hatten sich in der, durch den rotblauen
viktorianischen Fliesenboden eher düsteren Mitte des Raumes, noch andere Mitglieder der Familie versammelt. Wir waren hier offensichtlich mitten in einen Meisterkurs hineingeplatzt. Mum und Laura lauschten andächtig ihrem Lehrer.
    »Also hier denke ich mir

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