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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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durchfährst, so wie wir das früher gemacht haben, dann bist du rechtzeitig zum Schlachtfest am Samstag dort.« Sie starrte mich über den Rand ihrer Brille hinweg unverwandt an, weniger als beste Freundin, denn als Geschäftspartnerin. Ich zögerte kurz, doch ihr Blick ließ mich nicht los.
    »Einverstanden«, gab ich erschöpft nach. »Also, auf nach Frankreich!«
    Christian lächelte. Ihm machte unser kleiner Disput Spaß. »Ich glaube, sie ’at recht, weißt du? Ihr braucht die Anregung«, riet er mir.
    Maggie warf mir einen triumphierenden Blick zu und drehte sich zum Computerbildschirm – soweit man sich mit einem Louis-Quinze-Sessel drehen konnte –, um die Reservierung für die Fähre zu machen.
    »Ach, und übrigens hat Lucinda Carr angerufen«, wurde
ich von ihrem Rücken informiert, während sie darauf wartete, dass die Seite von P&O erschien. »Sie will, dass wir uns ihr Esszimmer ansehen. Das Gustavianische Grau ist anscheinend nicht so geworden wie geplant.«
    »Und warum kannst du da nicht hinfahren?«, japste ich. Lucinda Carr war eine furchterregende Hausfrau aus Chelsea: klapperdürr und reizbar, die Frau eines Investmentbankers. Ich hatte eine Wahnsinnsangst vor ihr. Die Kundin aus der Hölle in Hermès.
    »Weil ich schon das hier mache, und du weißt ja selbst, dass du ein hoffnungsloser Fall am Computer bist.«
    Dagegen gab es nichts einzuwenden, aber mir wurde klar, dass sie sich absichtlich eine Aufgabe gesucht hatte, damit sie mich dorthin schicken konnte.
    Mürrisch holte ich Mantel und Handtasche. Christian hatte bereits eine schwere Schublade aus dem Tisch gezogen, aus der Rechnungen und andere Unterlagen quollen, um die er sich gleich kümmern wollte. Ich beugte mich hinab und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. Er lächelte mir mitfühlend zu.
    »Reißt sie dir den Kopf ab, oder wie?«
    »Wer? Lucinda Carr oder Maggie?«, fragte ich mit einem bösen Seitenblick auf meine Freundin. »Was soll ich ihr eigentlich sagen?«
    »Sag ihr, dass alles gut ist«, erwiderte Maggie, ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen. »Sie braucht nur Bestätigung, das ist alles. Du kennst sie doch. Ich habe ihr gesagt, du wärst um elf Uhr bei ihr.«
    »Ach, hast du das«, grummelte ich und schlich widerstrebend zur Tür, die ich anschließend kindisch hinter mir zuknallen ließ.
    Sobald ich aber draußen auf der Straße war und einen Augenblick stehen blieb, um die betörende Mischung
von Kohlenmonoxid, Kaffee und köstlichen Restaurant-Düften einzuatmen, die in der kalten Luft schwebten, entspannte ich mich. Ehrlich gesagt brauchte ich einen Spaziergang. Und ich liebte es, in London spazieren zu gehen, an den Bars und Cafés in unserer Straße vorbeizuschlendern, meine Freunde zu grüßen – die Italiener und Polen, die die Tassen wegräumten und nun ihre Tische zum Mittagessen deckten –, zu schauen, was die Konkurrenz so trieb. In der Munster Road florierten die Antikläden – Lampen, Teppiche, Stoffe – und auch ein oder zwei französische Läden. Die waren in der Regel weniger hochgestochen als wir, eher Weichholzmöbel und Landhauslook, und trotz aller Konkurrenz waren wir mit allen befreundet.
    »Wie läuft’s?«, rief ich zu Penny hinüber, die den Laden namens Magpie an der Ecke führte. Sie beförderte gerade eine ziemlich ramponierte Schubkarre voller Terrakottatöpfe nach draußen.
    »Zäh«, stöhnte sie und setzte ihre Last mit einem Schlag ab. »Und bei euch?«
    »Auch«, pflichtete ich ihr bei.
    »Wo bleiben die Touristen?«
    »In der King’s Road, wo sie lächerliche Preise bezahlen«, rief ich zurück. Sie zuckte resignierend die Schultern, winkte mir noch einmal zu und ging dann zurück in ihren Laden.
    Ich marschierte aus Fulham mit seinem ausgedehnten Straßenraster voller Backstein-Reihenhäuser hinaus und ging in Richtung Chelsea, einer schickeren Wohngegend mit breiten, baumbestandenen Straßen. Es war ein ordentlicher Weg durch Parson’s Green, dann die New King’s Road entlang und weiter zur Stamford Bridge; aber ich genoss die Bewegung, und nach einer Weile wurden die
Häuser größer und weißer, die Bürgersteige sauberer, die Pflanzkästen üppiger und die Türklopfer glänzender.
    Als ich mit Laura in Pimlico gewohnt hatte, war ich auf meinem Weg nach Westminster an ähnlichen Häusern vorübergegangen. Naiv, wie ich war, hatte ich mir dann immer vorgestellt, dass ich selbst in so einem Haus wohnen würde. Auf diese Weise konnte sich ein ganz anderes Leben unter

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