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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russo Andrea
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Männer betrügen ihre Frauen, weil sie Abwechslung brauchen und einfach Spaß an Sex haben, denke ich zumindest. Nur eine Seite weiter bin ich allerdings etwas schlauer: Männer wissen gar nicht, warum sie ihre Frauen betrügen. Ungefähr die Hälfte gibt an, es sei einfach so passiert, und sie haben sich keine Gedanken gemacht.
    Sich keine Gedanken machen passt wie gesagt zu Daniel. Aber Micheline passt trotzdem optisch überhaupt nicht. Noch bevor ich diesen Gedanken weiterspinnen kann, höre ich meinen Ehemann laut und deutlich durch das ganze Studio rufen: »Anna, mein Engel, was machst du denn hier?« Und gleich darauf noch lauter: »Guck mal, Nina, das ist meine wunderschöne Ehefrau!« Das Mäuschen hinter der Theke lächelt gequält. Daniel freut sich, das ist eindeutig zu sehen und zu hören …
    Lachend kommt er die breite Treppe runter. Wäre es nicht mein Mann, würde ich mich jetzt fragen, wer dieser verdammt gut aussehende Kerl ist, der da gerade strahlend
auf mich zukommt. Beneidenswert! Aber Daniel ist ja bereits mein Mann, und ich bin die Frau, die er da gerade so anhimmelt. Aber ich will mich lieber noch ein Weilchen bemitleiden …
    Zur Begrüßung bekomme ich einen dicken Kuss auf den Mund. Der knallt so laut, dass ihn alle nicht nur sehen, sondern auch hören können. Aber die Blicke waren auch vorher schon auf uns gerichtet. Daniel schafft es immer, in kürzester Zeit im Mittelpunkt zu stehen. Vielleicht sind einfach nur alle neugierig, weil ich mich nie hier blickenlasse. Egal.
    Â»Hallo, Schatz«, begrüße ich meinen Mann, dessen Hände gerade in Richtung meines Hinterns wandern. Daniel steht auf Po. Und wenn ich nicht aufpasse, dann habe ich seine Hände regelrecht daran kleben. Und dabei ist es ihm ganz egal, ob wir alleine sind oder der Raum voller Zuschauer ist.
    Â»Du hast eine süße Milchschnute«, lacht Daniel. »Sieht aus wie ein Damenbart! Darf ich?«
    Und schon ist der Bart weggeleckt. »Was machst du eigentlich hier?«, will er dann endlich wissen.
    Â»Ach, ich wollte dich einfach mal überraschen. Ich hatte vorhin schon angerufen, aber da warst du noch nicht da«, lüge ich ihn frech an. Immerhin weiß ich ja gar nicht, um wie viel Uhr er hier aufgetaucht ist. Vielleicht hat er mich ja doch belogen? Irgendwas muss diese geheimnisvolle Nachricht von M ja bedeuten.
    Â»Ach so, ich war vorher noch bei Micheline. Das ist eine Studienkollegin. Die hat bald Leichtathletikprüfung und
schafft beim Hochsprung noch nicht einmal die ein Meter zwanzig.«
    Was soll ich dazu noch sagen? Etwa: »Ich weiß, ich habe sie eben schon begutachtet. Sie wohnt in Fuhlenbrock und sieht aus wie ein Junge. Ich dachte, sie sei deine Geliebte und außerdem bin ich eine blöde Kuh.«

15 Ich denke immer viel zu viel nach und versuche, alles ganz genau zu verstehen
    Ich mag es nicht, wenn ich ein schlechtes Gewissen habe. Schon gar nicht, wenn ich es zu Recht habe. Auf der anderen Seite: Was hätte ich denn denken sollen? Und überhaupt, irgendwas stimmt da trotzdem nicht. Immerhin war Daniel nicht nachts in der Apotheke, sondern nachmittags, und ich habe immer noch keine Ahnung, was er so spät noch draußen getrieben hat. Der wird ja wohl kaum die Bewegungsabläufe beim Hochsprung mit Micheline am Telefon besprochen haben.
    Warum hat er also mitten in der Nacht mit ihr telefoniert? Wenigstens bin ich mir fast sicher, dass er mich nicht betrügt, und ich weiß, dass Micheline kein blondes Luder mit langen Beinen ist, dem Daniel hinterherschmachtet. Falls Daniel wider Erwarten doch was mit ihr haben sollte, weiß ich wenigstens, dass ich erheblich besser aussehe, was mir unverständlicherweise irgendwie wichtig ist. Denn eigentlich müsste mir das doch total egal sein. Ist es aber nicht. Wenn Daniel mich mit Micheline betrügt, würde das bedeuten, dass irgendwas Grundlegendes zwischen uns nicht mehr stimmt.
    Das ist ja auch eigentlich so, aber eben nur von meiner
Seite aus. Also, betrügt Daniel mich, dann wäre es mir dann doch lieber, wenn er was mit einer blonden Schönheit hätte, die zwar ungemein gut aussehend, aber auch ungemein blöd wäre. Aber was denke ich hier eigentlich gerade? Das wäre beides Mist, und außerdem betrügt er mich nicht. Warum kann ich mich nicht einfach auf mein Gefühl verlassen? Das hat mir doch von Anfang an signalisiert,

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