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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russo Andrea
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verführen könnte, auf dem für ihn vorgesehenen Platz zu schlafen. Der Trick scheint zu funktionieren. Ich freue mich wie Hulle, als Helmut endlich betont langsam in das Körbchen steigt.

    Â»Fein hast du das gemacht, Helmut. Prima!«, lobe ich ihn und mache mich auf den Weg zur Küche, um ihm ein Leckerchen aus dem Kühlschrank zu besorgen. Helmut steht auf Leberwurst. Mich könnte man damit jagen, die mochte ich schon als Kind nicht. Trotzdem hat meine Mutter sie immer regelmäßig auf unsere Schulbrote geschmiert. Die hat Benno dann immer beide aufgefuttert. Vielleicht ist er deswegen heute so korpulent. Er wiegt mit Sicherheit fast hundertzwanzig Kilo, davon hat er sich bestimmt zwanzig Kilo während der zwei Jahre angefuttert, die er jetzt verheiratet ist. Seitdem erkenne ich ihn nicht mehr wieder. Benno ist jetzt Besitzer eines Wohnmobils. Weil es mit Kindern bisher noch nicht geklappt hat, haben Julia und er sich zwei Frettchen zugelegt. Mit denen sind sie gerade irgendwo in Italien unterwegs. Die Frettchen dürfen auf dem Beifahrersitz des Hymers mitfahren, damit sie sich nicht so alleine fühlen. Schon verrückt. Dass Menschen so ein Trara um ihre Hunde machen, das verstehe ich ja mittlerweile halbwegs, aber Frettchen?
    Helmut mag die Leberwurst am liebsten, wenn sie messerrückendick auf ein halbes Brötchen geschmiert wird. Und das muss ich dann in kleine Häppchen schneiden. Als ich strahlend mit der Belohnung zurückkomme, wedelt der Mistkerl mich freudig an. Zufrieden liegt er fett und breit auf der Couch und nagt an dem Knochen, den er sich wohl als Beute aus dem Körbchen geholt hat.
    Â»Das darf doch nicht wahr sein«, schimpfe ich. »Hat dir noch nie jemand erklärt, dass du ein Hund bist? Das ist
ein Menschenkörbchen, in dem du da liegst. Hopp, runter mit dir!«
    Ob Helmut bei Adele wirklich auf der Couch schlafen darf? Oder sogar in ihrem Bett? Gut, dass sie jetzt ein Telefon auf dem Zimmer hat. Da rufe ich doch gleich mal an.
    Es dauert eine Weile, bis ich Adele endlich am anderen Ende der Leitung habe, und statt einer liebevollen Begrüßung höre ich mir erst einmal wüste Beschimpfungen an: »Mistding, verfluchtes!«
    Â»Adele?«
    Â»Oh, hallo, ja, warte, gleich …«
    So wie es sich anhört, ist Adele wieder der Hörer runtergefallen, und jetzt baumelt er neben dem Bett. Es knistert und poltert noch eine Weile in der Leitung, da höre ich sie endlich deutlich und klar sagen:
    Â»Anna, Anna bist du es?«
    Â»Ja, ich bin’s. Und? Alles in Ordnung bei dir? Wie geht es dir heute?«
    Â»Wie soll’s mir schon gehen? Schlecht geht es mir. Mein Bein juckt unter dem Gips wie irgendeine unbekannte Jaucheseuche, und die Krankenschwester hier hat mir unverschämterweise die Stricknadel weggenommen, die du mir mitgebracht hast. Verletzungsgefahr , pah! Du musst mir unbedingt eine neue mitbringen, ja? Machst du das? Da sind noch welche im Wohnzimmerschrank, in der linken Tür neben dem Bücherregal. Am besten nimmst du gleich mehrere mit, dann habe ich Ersatz, wenn sie mich wieder damit erwischen.«

    Â»Na klar, mach ich. Ich wollte nachher sowieso nochmal rumkommen, dann bring ich dir welche mit. Brauchst du sonst noch was?«
    Â»Ja, eine neue Bettnachbarin«, flüstert Adele in den Hörer. »Meine jetzige schnarcht nämlich noch schlimmer als mein Helmutchen. Oder besorge mir ein paar Ohrstöpsel, damit ich sie nicht mehr höre und wenigstens für ein paar Stunden die Augen zubekomme. Dass eine alte Frau so dermaßen laut schnarchen kann, unfassbar!«
    Oh, wie praktisch, Adele hat mir das Stichwort gegeben. Deswegen hatte ich ja ursprünglich angerufen. »Sag mal, schläft dein Helmutchen eigentlich zu Hause bei dir im Bett?«, frage ich neugierig.
    Â»Im Bett? Ein Hund? Das würde ich niemals dulden. Das ist sehr unhygienisch. Helmutchen darf noch nicht einmal ins Schlafzimmer. Und das Badezimmer ist auch tabu. Da gibt es bei uns klare Regeln! Wie kommst du denn auf so was?«
    Â»Och, ich dachte nur, weil er so ungern in seinem Körbchen schläft.«
    Vielleicht hätte ich gleich ehrlich sagen sollen: Weil er gar nicht in seinem Körbchen schläft, aber das wäre sowieso nicht nötig gewesen, denn am anderen Ende höre ich Adele lachen.
    Â»Hast du sein blaues Kissen von unten mit hochgebracht? Er schläft nämlich nur in seinem Körbchen,

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