Warcraft - 2
Babys, und Mädchen tanzten schüchtern mit jungen Männern. Es war ein Anblick der Zufriedenheit und des Glücks, und Thrall wünschte sich nicht nur wegen des Essens, er könnte dazu ge-hören.
Aber das tat er nicht. Er war ein Ork, ein Monster, ein Grünhäutiger, ein Schwarzblütiger und was es an solchen Schreckensworten noch gab. Also saß er da und sah zu, während die Dorfbewohner feierten und tanzten, bis sich die Nacht über sie senkte.
Die Monde stiegen auf, einer hell und weiß, der andere kühl und blaugrün, als die letzten Möbelstücke, Essensreste und Teller weggeräumt wurden. Thrall beobachtete, wie die Dorfbewohner einem gewundenen Pfad durch die Felder folgten und sah schmale Kerzen in kleinen Fenstern auftauchen. Noch immer wartete er und sah zu, wie die Monde langsam über den Himmel zogen. Stunden nachdem die letzte Kerze in den Fenstern verloschen war, erhob sich Thrall und bewegte sich mit geübter Lautlosigkeit auf das Dorf zu.
Sein Geruchssinn war schon immer stark ausgeprägt gewesen und steigerte sich jetzt noch, während er das Essen roch. Er folgte den Gerüchen und griff durch geöffnete Fenster nach ganzen Brotlaiben, die er sofort verschlang. Er fand einen Korb voll mit Äpfeln neben einer Tür und kaute gierig auf den kleinen süßen Früchten.
Saft lief süß und klebrig über seine nackte Brust. Abwesend wischte er ihn mit seiner großen grünen Hand weg. Langsam wich der Hunger. In jedem Haus nahm Thrall etwas an sich, aber nie zu viel.
Durch ein Fenster sah Thrall Gestalten, die neben dem ersterben-den Herdfeuer schliefen. Er wich sofort zurück, wartete einen Moment und blickte erneut hinein. Es waren Kinder, die auf Strohma-tratzen schliefen. Sie waren zu dritt, und ein viertes schlief in einer Wiege. Zwei waren Jungen, das dritte war ein kleines Mädchen mit blondem Haar. Thrall sah zu, wie es sich im Schlaf umdrehte.
Ein scharfer Schmerz durchfuhr ihn. Es war, als sei keine Zeit vergangen, seit dem Tag, an dem er Taretha zum ersten Mal gesehen hatte. Sie hatte gelächelt und ihm zugewunken. Dieses Mädchen sah ihr so ähnlich mit ihren runden Wangen und dem goldenen Haar …
Ein lautes Geräusch ließ ihn zusammenschrecken. Thrall fuhr herum und sah etwas Vierbeiniges und Dunkles auf sich zufliegen.
Zähne schnappten neben seinem Ohr zusammen. Thrall reagierte instinktiv, griff nach dem Tier und legte ihm seine Hände um den Hals. War dies ein Wolf, eines dieser Wesen, mit denen sein Volk manchmal Freundschaft schloss?
Das Tier hatte hochstehende spitze Ohren, eine lange Schnauze und spitze weiße Zähne. Es passte zu den Holzstichen von Wölfen, die er in Büchern gesehen hatte, nur Farbe und Kopfform stimmten nicht völlig überein.
Die Menschen im Haus erwachten, und er hörte die ersten Warn-rufe. Er drückte zu, und das Tier erschlaffte. Thrall ließ den Körper fallen, spähte wieder ins Haus und entdeckte das kleine Mädchen, das ihn aus angstgeweiteten Augen anstarrte. Es zeigte auf ihn und schrie: »Monster! Da – Monster!«
Die verhassten Worte, die über ihre Lippen kamen, verletzten Thrall. Er drehte sich, um zu fliehen, bemerkte jedoch, dass sich ein Halbkreis von verängstigten Dorfbewohnern um ihn gebildet hatte.
Einige hielten Heugabeln und Sensen, wahrscheinlich die einzigen
»Waffen«, die sie besaßen.
»Ich will euch nichts tun«, begann Thrall.
»Es spricht! Ein Dämon!«, schrie jemand, und die kleine Gruppe griff an.
Thrall reagierte instinktiv. Als einer der Männer mit einer Heugabel nach ihm stieß, entriss Thrall sie ihm und benutzte sie, um den anderen Bauern die Gabeln und Sensen aus den ungeschickten Händen zu schlagen. Er stieß seinen Kampfschrei aus. Die Blutgier durchströmte ihn, und er schwang die eigene Gabel seinen Angrei-fern entgegen.
Er stoppte, bevor er einen zu Boden gegangenen Mann, der ihn aus geweiteten Augen anstarrte, aufspießen konnte.
Diese Männer waren nicht seine Feinde, obwohl sie ihn fürchteten und hassten. Sie waren nur Bauern, die von ihren Ernten lebten und von den Tieren, die sie züchteten. Sie hatten Kinder. Sie hatten Angst vor ihm, das war alles. Nein, hier gab es keinen Feind. Der Feind schlief zufrieden in seinem Federbett in Dumholde.
Mit einem Schrei des Selbsthasses schleuderte Thrall die Gabel von sich, nutzte die Lücke, die im Kreis der Angreifer entstanden war, und floh zurück in den Wald.
Die Männer verfolgten ihn nicht. Thrall hatte es auch nicht erwartet. Sie wollten nur
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