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Warcraft - 2

Warcraft - 2

Titel: Warcraft - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Lord der Clans
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Fußspuren finden und annehmen, dass Thrall auf dem Weg nach Süden sei. Er ging vorsichtig in seinen eigenen Fußspuren zurück – eine Taktik, von der er in einem seiner Bücher gelesen hatte – und wählte für seinen weiteren Weg felsigen oder anderen geeigneten Untergrund.
    Er blickte in Richtung der Alterac-Berge. Grom hatte ihm erzählt, dass sich ihre Gipfel selbst mitten im Sommer weiß gegen den blauen Himmel abhoben. Thrall würde sich in ihr Herz begeben, ohne genau zu wissen, worauf er sich einließ, während das Wetter dabei war, sich zu wenden. Es hatte bereits ein oder zwei Mal leicht ge-schneit. Bald würde der Schnee dick und schwer fallen, und am hef-tigsten in den Bergen.
    Der Warsong-Clan hatte ihm reichlich Vorräte mitgegeben. Er hatte mehrere Streifen getrockneten Fleisches, einen Wasserschlauch, in dem er Schnee sammeln und schmelzen konnte, einen dicken Umgang, der ihn vor den scharfen Zähnen des Winters schützte, und ein paar Hasenfallen, damit er das Trockenfleisch ergänzen konnte.
    Das Schicksal und das Glück – sowie die Freundlichkeit Fremder und eines Menschenmädchens – hatten ihn bis hierher gebracht.
    Grom hatte angedeutet, Thrall würde noch eine Bestimmung zu er-füllen haben. Wenn dies tatsächlich der Fall war, dann musste er darauf vertrauen, dass er zu diesem Schicksal ebenso geführt werden würde, wie er bis hierher geleitet worden war.
    Er hievte den Sack auf seinen Rücken, und ohne auch nur einen einzigen Blick zurück zu werfen, begann Thrall auf die lockenden Berge zuzustapfen, in deren zerklüfteten Spitzen oder versteckten Tälern irgendwo der Eiswolf-Clan zuhause war.

    ZWÖLF
    Die Tage wurden zu Wochen, und Thrall begann, das Vergehen der Zeit nicht mehr an den Sonnenaufgängen zu messen, sondern an den Schneefällen. Bald war das Trockenfleisch, das der Warsong-Clan ihm mitgegeben hatte, verbraucht, obwohl er es sehr sparsam rationierte. Die Fallen hatten nur gelegentlich Erfolg, und je höher er kam, desto weniger Tiere fing er darin.
    Wenigstens Wasser war kein Problem. Überall gab es eisige Bäche und später dann dicke, weiße Schneewehen. Mehr als einmal wurde er von einem plötzlichen Sturm überrascht und vergrub sich im Schnee, bis das Unwetter vorüber war. Jedes Mal hoffte er verzweifelt, dass es ihm gelingen würde, sich später wieder aus dem tücki-schen Weiß herauszugraben.
    Die winterliche Bergwelt begann ihren grimmigen Tribut zu fordern. Thralls Bewegungen wurden langsamer und langsamer, und mehr als einmal legte er sich zur Ruhe und wäre beinahe nicht wieder aufgestanden. Die Nahrung ging ihm aus, und weder Hasen noch Murmeltiere waren so unvorsichtig, sich in seinen Fallen zu verfangen. Dass es hier überhaupt tierisches Leben gab, wusste er nur, weil er gelegentlich Spuren im Schnee fand und nachts das un-heimliche Heulen ferner Wölfe hörte. Er begann, Blätter und Baumrinde zu essen, um seinen rumorenden Magen zu beruhigen.
    Der Schnee kam und ging. Blauer Himmel erschien, verdunkelte sich und bewölkte sich wieder, bevor neuer Schnee fiel. Thrall begann zu verzweifeln. Er wusste nicht einmal, ob er in die richtige Richtung unterwegs war, um auf die Eiswölfe zu treffen. Er setzte stetig einen Fuß vor den anderen, stur entschlossen, sein Volk zu finden oder in diesen unwirtlichen Bergen zu sterben.
    Sein Geist begann, ihm üble Dinge vorzugaukeln. Von Zeit zu Zeit erhob sich beispielsweise Aedelas Blackmoore aus einer Schneewehe, beschimpfte ihn und schwang ein Breitschwert. Thrall konnte sogar den Wein im Atem der Erscheinung riechen. Sie kämpften.

    Thrall fiel. In seiner Erschöpfung war er unfähig, Blackmoores letzten Hieb abzuwehren. Erst dann verschwand der Schatten, und aus dem verabscheuten Bild wurde der harmlose Umriss eines Felsens oder eines knorrigen Baumes.
    Andere Bilder waren angenehmer. Manchmal kam Hellscream, um ihn zu retten, und bot ihm ein warmes Feuer an, das verschwand, sobald Thrall seine Hände danach ausstreckte. Manchmal war sein Retter Sergeant, der sich darüber beklagte, dass er verlorene Kämpfer aufspüren müsse, und der ihm einen dicken, warmen Mantel anbot. Seine süßesten und zugleich bittersten Halluzinationen aber waren jene, in denen Tari erschien, Mitgefühl in ihren großen, blauen Augen und tröstende Worte auf ihren Lippen.
    Manchmal konnte er sie fast berühren, bevor sie vor seinem sehnen-den Blick verschwand.
    Weiter und weiter kämpfte er sich, bis er eines Tages einfach nicht

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