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Warcraft - 2

Warcraft - 2

Titel: Warcraft - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Lord der Clans
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erfahren.« Ohne nachzudenken, versuchte Thrall ein weiteres Mal aufzustehen und wurde wieder niedergestoßen. Dieses Mal sah er, wie die knorrigen alten Hände leicht zuckten.
    Vor ihm stand ein mächtiger Schamane.
    »Unsere Wolfsfreunde haben dich im Schneesturm gefunden. Wie bist du hierher gekommen?«, verlangte Drek'Thar zu wissen. Er blickte dabei von Thrall fort, und dieser erkannte, dass der Alte blind war.
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich habe Zeit.«

    Thrall musste lachen. Er mochte diesen griesgrämigen, alten Kerl.
    Er hörte auf, sich gegen die unerbittliche Kraft zu wehren, die ihn flach auf dem Rücken hielt, und erzählte seine Geschichte. Wie Blackmoore ihn als Baby gefunden hatte, wie er ihn aufgezogen und ihm Kämpfen und Lesen beigebracht hatte. Er erzählte dem Schamanen von Taris Freundlichkeit, von der Trägheit der Orks in den Lagern, schließlich von seiner Begegnung mit Hellscream, der ihn den Weg des Kriegers und die Sprache seines Volkes gelehrt hatte.
    »Hellscream war es, der mir sagte, die Eiswölfe seien mein Clan«, schloss er. »Er erkannte es an einem kleinen Stück Stoff, in das ich als Kind gewickelt war. Ich kann es dir zeigen …« Dann brach er beschämt ab. Natürlich konnte er Drek'Thar überhaupt nichts
    »zeigen«.
    Er erwartete, dass der Schamane über diese Bemerkung in Wut ausbrechen würde, doch stattdessen streckte Drek'Thar die Hand aus. »Gib es mir.«
    Der Druck auf seine Brust ließ nach, und Thrall konnte sich aufset-zen. Er griff in sein Bündel neben der Eiswolf-Decke und reichte das zerfetzte Tuch wortlos dem Schamanen.
    Drek'Thar nahm es in beide Hände und presste es an seine Brust.
    Er murmelte leise Worte, die Thrall nicht verstehen konnte. Dann nickte er.
    »Es ist, wie ich es mir gedacht hatte«, sagte er und seufzte schwer.
    Er gab Thrall das Tuch zurück. »Der Stoff besitzt tatsächlich das Muster der Eiswölfe, und er wurde von der Hand deiner Mutter ge-woben. Wir dachten, du seiest tot.«
    »Wie konntest du erkennen, dass …« Und dann verstand Thrall plötzlich, was Drek'Thar gesagt hatte. Hoffnung ergriff ihn. »Du kennst meine Mutter? Meinen Vater? Du weißt, wer ich bin ?«
    Drek'Thar hob seinen Kopf und blickte Thrall mit blinden Augen an. »Du bist das einzige Kind Durotans, unseres früheren Häuptlings, und seiner tapferen Gefährtin Draka.«

    Bei einem herzhaften Eintopf aus Fleisch und Wurzeln erzählte Drek'Thar Thrall den Rest seiner Geschichte, zumindest so viel, wie er selbst wusste. Er hatte den jungen Ork in seine Höhle genommen, und am hell brennenden Feuer in dicke Fellmäntel gehüllt, saßen der alte Schamane und der junge Krieger warm und bequem. Palkar, Drek'Thars kleiner Diener, der so gewissenhaft gewesen war, ihm Bescheid zu geben, als Thrall erwachte, schöpfte den Eintopf in eine kleine hölzerne Schale und drückte sie sanft in die Hände des Alten.
    Der Ork machte eine Pause in seiner Erzählung und aß. Palkar saß still daneben. Die einzigen Geräusche in der Höhle waren das Knistern des Feuers und das langsame, tiefe Atmen von Wiseear, Drek'Thars Wolfsgefährten. Es war eine schwierige Geschichte für Drek'Thar, und er hatte nicht geglaubt, sie jemals wieder erzählen zu müssen.
    »Kein Eiswolf besaß so viel Ehre wie deine Eltern. Sie verließen uns vor vielen Wintern auf einer dringenden Mission und kehrten niemals zurück. Wir wussten nicht, was mit ihnen geschehen war …
    bis heute.« Er zeigte in Richtung des Tuchs. »Das Gewebe des Stoffes hat es mir erzählt. Sie wurden ermordet, und du hast überlebt, um von Menschen aufgezogen zu werden.«
    Der Stoff lebte nicht, aber er war aus der Wolle der weißen Ziegen gemacht, die in den Bergen ihr Dasein fristeten. Da das Tuch einst Teil eines lebenden Wesens gewesen war, besaß es eine Art eigene Seele. Es konnte keine Einzelheiten erzählen, aber es sprach von dem Blut, das vergossen worden war und es mit dunklen, roten Tropfen bespritzt hatte. Es erzählte Drek'Thar auch ein wenig über Thrall und bestätigte, was der junge Ork berichtet hatte.
    Zugleich spürte Drek'Thar Thralls Zweifel, dass der Tuchfetzen zu ihm »gesprochen« haben könnte.
    »Was war das für eine Mission, die meine Eltern das Leben kostete?«, wollte der junge Ork wissen.
    Aber das war ein Wissen, das Drek'Thar noch nicht bereit war, mit ihm zu teilen. »Ich werde es dir sagen, wenn es an der Zeit ist. Vielleicht. Aber jetzt hast du mich in eine schwierige Lage gebracht,

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