Warcraft - 2
es, dass Hellscream seinem Mann selbst antwortete.
»Wie ich es vermutet hatte«, sagte Hellscream ruhiger, als Thrall es erwartet hatte.
Offensichtlich war auch Rekshak überrascht. »Mylord«, sagte er,
»der Fremde Thrall bringt uns alle in Gefahr. Wenn sie unsere Höhlen finden, sind wir ihnen ausgeliefert. Sie werden uns entweder tö-
ten oder wie Schafe zusammentreiben, um uns in ihre Lager zu stecken!«
»Nichts von beidem wird geschehen«, erklärte Hellscream. »Und Thrall hat uns nicht in Gefahr gebracht. Es war meine Entscheidung, ihn bei uns aufzunehmen. Willst du dies in Frage stellen?«
Rekshak senkte den Kopf. »Nein, mein Häuptling.«
»Thrall wird bleiben«, erklärte Hellscream.
»Ich danke Euch, großer Häuptling«, sagte Thrall, »aber Rekshak hat Recht. Ich muss gehen. Ich kann den Warsong-Clan nicht länger gefährden. Ich werde euch verlassen und den Menschen eine falsche Fährte legen, die sie von euch fort, zugleich aber auch nicht zu mir führen wird.«
Hellscream lehnte sich näher zu Thrall hin, der zu seiner Rechten saß. »Aber wir brauchen dich, Thrall«, sagte er. Seine Augen leuchteten in der Finsternis. » Ich brauche dich. Also werden wir schnell handeln, um unsere Brüder in den Lagern zu befreien.«
Doch Thrall schüttelte weiterhin den Kopf. »Der Winter kommt. Es wird schwer sein, eine Armee zu ernähren. Und … es gibt etwas, das ich tun muss, bevor ich bereit bin, an Eurer Seite zu stehen und unsere Brüder zu befreien. Ihr sagtet mir, dass Ihr meinen Clan gekannt habt, die Eiswölfe. Ich muss sie finden und mehr darüber erfahren, wer ich bin und wo ich herkomme, bevor ich an Eurer Seite stehen kann. Ich hatte gehofft, im Frühling zu ihnen reisen zu können, doch es scheint, dass ich nicht länger warten darf.«
Hellscream blickte Thrall lange Zeit an. Der größere Ork wich diesen schrecklichen roten Augen nicht aus. Schließlich nickte Hellscream traurig.
»Obwohl in mir der Wunsch nach Rache brennt, erkenne ich in dir den weiseren Verstand. Unsere Brüder leiden in der Gefangenschaft, aber ihre Trägheit lindert vielleicht auch ihren Schmerz. Wenn die Sonne ihr Gesicht heller zeigt, ist immer noch genug Zeit, sie zu befreien. Ich kann dir nicht genau sagen, wo die Eiswölfe leben, doch tief in meinem Kern weiß ich, dass du sie finden wirst, wenn dir dies bestimmt ist.«
»Ich werde euch im Morgengrauen verlassen«, sagte Thrall, dem das Herz schwer in der Brust wurde. Er sah, wie auf der anderen Seite der flackernden Feuers Rekshak, der ihn nie gemocht hatte, zustimmend nickte.
Am nächsten Morgen nahm Thrall traurig Abschied vom Warsong-Clan und von Grom Hellscream.
»Ich möchte dir dies schenken«, sagte Hellscream und nahm eine Knochen-Halskette von seinem viel zu dünn gewordenen Hals.
»Dies sind die Reste meiner ersten Beute. Ich habe meine Symbole in sie eingraviert. Jeder Ork-Häuptling wird sie erkennen.«
Thrall wollte widersprechen, aber Hellscream zog seine Lippen von den scharfen, gelben Zähnen zurück und knurrte. Da er nicht den Wunsch hatte, den Häuptling zu verärgern, der so gut zu ihm gewesen war – und auch den ohrenbetäubenden Schrei kein weiteres Mal hören wollte –, senkte Thrall den Kopf, damit Grom ihm die Kette um seinen dicken Hals legen konnte.
»Ich werde die Menschen von euch weg führen«, wiederholte Thrall.
»Wenn dir dies nicht gelingt, ist es auch nicht wichtig«, sagte Hellscream. »Wir werden sie alle niedermachen.« Er lachte wild, und Thrall schloss sich ihm dabei an. Noch immer lachend begab er sich auf den Weg in die kalten Nordlande, von wo er stammte.
Nach ein paar Stunden machte er einen Umweg und kehrte zu dem kleinen Dorf zurück, in dem er Essen gestohlen und den Menschen Angst eingejagt hatte. Er ging nicht zu nahe heran, denn seine scharfen Ohren hatten bereits die Stimmen der Soldaten gehört.
Aber er ließ ein Zeichen zurück, das Blackmoores Männer finden sollten.
Obwohl es ihm fast das Herz brach, nahm er das Wickeltuch, das das Symbol der Eiswölfe trug, und riss einen großen Streifen davon ab. Er befestigte ihn südlich des Dorfes an einem gezackten Baum-stumpf. Er wollte, dass man ihn leicht fand, aber es sollte nicht zu offensichtlich sein. Er sorgte außerdem dafür, dass er mehrere große, leicht zu erkennende Fußspuren in der weichen, schlammi-gen Erde hinterließ.
Mit ein wenig Glück würden Blackmoores Männer auf den Fetzen des verräterischen Stoffes stoßen, die
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