Warcraft - 2
akzeptieren, der zu lange unterwürfig bleibt. Wenn du Uthuls Beleidigungen ertragen hättest, wärst du kein wahrer Ork gewesen. Es freut mich zu sehen, dass du sowohl demütig als auch stolz bist, Thrall.«
Sanft legte Drek'Thar eine knotige Hand auf Thralls muskulösen Arm. »Beide Eigenschaften sind notwendig für einen, der dem Weg des Schamanen folgen will.«
DREIZEHN
Obwohl der Rest des Winters hart und bitterkalt war, hielt sich Thrall an der Wärme fest, die er in seinem Inneren spürte, und so empfand er den Frost als erträglich. Er war jetzt ein Mitglied des Clans, und selbst die Warsongs hatten ihm nicht ein solches Gefühl seines eigenen Wertes vermittelt. Tagsüber jagte er mit den anderen, die jetzt seine Familie waren, und hörte Drek'Thar zu. Die Nächte verbrachte er als Teil einer lauten, glücklichen Versammlung, die um das Feuer herumsaß, Lieder sang und sich Geschichten aus vergangenen Tagen voller Ruhm erzählte.
Obwohl Drek'Thar ihn oft mit Erzählungen über seinen mutigen Vater Durotan beschenkte, spürte Thrali, dass der greise Ork etwas zurückhielt. Er sprach ihn jedoch nicht darauf an. Thrall hatte jetzt vollkommenes Vertrauen in Drek'Thar und wusste, dass der Schamane ihm sagen würde, was er wissen musste, sobald er es wissen musste.
Er fand auch eine besondere Freundschaft. Eines Abends, als der Clan und die Wolfgefährten sich um das Feuer eingefunden hatten, wie es ihre Gewohnheit war, löste sich ein junger Wolf aus dem Rudel, das normalerweise am Rande des Feuerscheins schlief, und nä-
herte sich Thrall. Die Clan-Mitglieder wurden still.
»Die Wölfin wird wählen«, sprach Drek'Thar ruhig. Thrall hatte längst aufgehört, sich darüber zu wundern, wie Drek'Thar Dinge wie das Geschlecht eines Wolfes und seine – ihre – Bereitschaft zu wählen erkannte – was auch immer dieses Wort bedeuten mochte.
Nicht ohne Mühe und Schmerzen erhob sich Drek'Thar und streckte seine Arme in Richtung der Wölfin aus.
»Schönheit, du wünschst, eine Verbindung mit einem Mitglied unseres Clans einzugehen«, sagte er. »Tritt näher und erwähle denjeni-gen, mit dem du für den Rest deines Lebens verbunden sein wirst.«
Die Wölfin sprang nicht sofort vor. Sie nahm sich Zeit, ihre Ohren zuckten, ihre dunklen Augen studierten jeden der anwesenden Orks. Die meisten von ihnen hatten bereits Gefährten, aber viele waren noch allein, vor allem die Jüngeren. Uthul, der Thralls guter Freund geworden war, nachdem dieser gegen seine grausame Behandlung rebelliert hatte, spannte sich an. Thrall konnte seinen Wunsch erkennen, dass dieses schöne, geschmeidige Tier ihn er-wählen möge.
Die Augen der Wölfin trafen Thralls Augen, und es war, als liefe ein Zittern durch seinen Körper.
Die Wölfin sprang auf Thrall zu und legte sich an seine Seite. Ihre Augen bohrten sich in die seinen. Thrall fühlte einen warmen Strom der Verwandtschaft mit diesem Wesen, obwohl sie zwei unter-schiedlichen Arten entstammten. Er wusste, ohne genau zu verstehen, wie er dies wissen konnte, dass sie an seiner Seite verweilen würde, bis einer von ihnen beiden dieses Leben einst verließ.
Vorsichtig streckte Thrall die Hand aus, um Snowsongs schön geformten Kopf zu berühren. Das Fell war weich und dicht. Eine warme Welle von Freude spülte über Thrall hinweg.
Die Gruppe grunzte Laute der Zustimmung, und der schwer enttäuschte Uthul war der Erste, der Thrall anerkennend auf den Rücken klopfte.
»Sag uns ihren Namen«, bat Drek'Thar.
»Ihr Name ist Snowsong«, antwortete Thrall, und wieder wusste er nicht, warum er sich dessen sicher war. Die Wölfin blickte ihn aus halb geschlossenen Augen an, und er spürte ihre Zufriedenheit.
Drek'Thar enthüllte den Grund für Durotans Tod schließlich an einem Abend gegen Ende des Winters. Wenn die Sonne schien, hörten sie mehr und mehr die Geräusche des schmelzenden Schnees. Thrall stand an diesem Nachmittag bei Drek'Thar und sah respektvoll zu, wie der alte Schamane ein Ritual zur Schneeschmelze vollzog und sie bat, ihren Kurs nur so weit zu ändern, dass sie nicht das Lager der Eiswölfe überflutete. Wie es jetzt immer war, stand Snowsong an Thralls Seite, ein weißer, stiller, treuer Schatten.
Thrall spürte, wie sich etwas in ihm rührte. Dann vernahm er eine Stimme: Wir hören die Bitte Drek'Thars und finden sie nicht unziemlich.
Wir werden nicht dort fließen, wo du und die deinen wohnen, Schamane.
Drek'Thar verbeugte sich und schloss die Zeremonie, wie
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