Warcraft - 2
einen Sack Kartoffeln. Er fesselte die Hände des Mannes mit dessen eigenem Bandelier. Bewache ihn gut, bis ich zurückkehre , bat er die alte Eiche. Als Antwort hoben sich die riesigen Wurzeln und schlossen sich unsanft um Langstons reglose Gestalt.
Thrall stürmte wieder zurück in die Schlacht. Sonst gelangen die Befreiungen mit erstaunlicher Schnelligkeit, aber nicht dieses Mal.
Die Kämpfe dauerten noch immer an, als Thrall wieder zu seinen Kameraden stieß, und sie schienen endlos weiterzugehen. Aber die gefangenen Orks taten, was sie konnten, um der Freiheit entgegen-zulaufen.
Es gelang Thrall, sich an den Menschen vorbei zu kämpfen, und er durchsuchte das Lager. Er fand mehrere Orks, die noch in Ecken kauerten. Zuerst wichen sie vor ihm zurück, und noch immer mit dem Feuer der Schlacht in seinem Blut, fiel es Thrall schwer, sanft zu ihnen zu sprechen. Trotzdem gelang es ihm, sie zu überreden, mit ihm zu kommen und den verzweifelten Ausbruch in die Freiheit an den kämpfenden Kriegern vorbei zu wagen.
Schließlich, als er sich sicher war, dass alle Insassen hatten fliehen können, kehrte er selbst in die Schlacht zurück. Er blickte sich um.
Da war Hellscream, der mit all der Kraft und Leidenschaft eines Dä-
mons kämpfte. Aber wo war Doomhammer? Normalerweise hätte der charismatische Kriegshäuptling inzwischen längst den Rückzug befohlen, damit sich die Orks neu formieren, die Verwundeten versorgen und den nächsten Angriff planen konnten.
Es war eine blutige Schlacht, und zu viele seiner Waffenbrüder waren bereits gefallen oder lagen im Sterben. Thrall nahm es als Stellvertretender Kommandeur auf seine Verantwortung zu schreien: »Rückzug! Rückzug!«
Verloren in ihrer Blutlust hörten ihn viele nicht. Thrall rannte von Krieger zu Krieger, wehrte Angriffe ab und schrie das Wort, das die Orks niemals gerne hörten, das aber so notwendig, so entscheidend lebenswichtig für ihre weitere Existenz war: »Rückzug! Rückzug! «
Seine Schreie durchdrangen schließlich den Nebel der Blutlust, und nach ein paar letzten Schwerthieben wandten sich die Orks ab und verließen entschlossen das Lager. Viele der menschlichen Ritter
– denn es war klar, dass sie Ritter waren – eilten ihnen hinterher.
Thrall wartete draußen und rief: »Los! Los!«
Die Orks waren größer, stärker und schneller als die Menschen, und als auch der letzte Krieger den Hügel hinauf in den Wald hetzte, wirbelte Thrall herum, stemmte seine Füße in dem stinkenden Schlamm aus Erde und Blut und rief schließlich den Geist des Bodens.
Die Erde antwortete. Der Grund unter dem Lager begann zu beben, und vor Thralls Augen brach die Erde auf und hob sich. Die mächtige Steinmauer, die das Lager umgab, brach in sich zusammen. Schreie drangen an Thralls Ohren, nicht Kampfschreie oder Be-schimpfungen, sondern Schreie purer Angst. Er wappnete sich gegen eine plötzliche Anwandlung von Mitleid. Diese Ritter kämpften unter Blackmoores Befehl. Es war mehr als wahrscheinlich, dass man sie angewiesen hatte, so viele Orks wie möglich zu töten, alle gefangen zu nehmen, die sie nicht töteten, und Thrall dingfest zu machen, um ihn wieder der Sklaverei zuzuführen. Sie hatten sich entschieden, diesen Befehlen zu gehorchen, und dafür würden sie mit dem Leben bezahlen.
Die Erde bebte. Die Schreie erstarben unter dem schrecklichen Tumult einstürzender Gebäude und zerberstenden Steins. Und dann –
beinahe so schnell, wie er gekommen war – erstarb der Lärm.
Thrall stand da und betrachtete die Ruine, die einst ein Lager gewesen war, in dem man sein Volk wie Tiere gehalten hatte. Leise hörte er unter den Trümmern Männer stöhnen, aber Thrall verhärtete sein Herz. Seine eigenen Leute waren verwundet, stöhnten. Er würde sich um sie kümmern.
Er nahm sich einen Moment Zeit, um die Augen zu schließen und der Erde seine Dankbarkeit auszudrücken. Dann wandte er sich um und eilte zum Sammelpunkt seiner Leute.
Die Zeit nach der Schlacht war stets chaotisch, aber dieses Mal hatte Thrall das Gefühl, dass der Tumult sogar noch unorganisierter war als üblich. Während er den Hügel hinaufrannte, kam ihm Hellscream entgegen.
»Es ist Doomhammer«, krächzte Hellscream. »Du musst dich beeilen.«
Thralls Herz setzte einen Schlag aus. Nicht Doomhammer. Sicher konnte er nicht in Gefahr sein … Er folgte Hellscream, der ihm den Weg durch eine dichte Traube schwatzender Orks wies, und stand plötzlich vor Orgrim Doomhammer, der seitlich
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