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Warcraft - 2

Warcraft - 2

Titel: Warcraft - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Lord der Clans
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gegen den Stamm eines Baumes gelehnt lag.
    Thrall keuchte entsetzt auf. Mindestens zwei Fuß einer gebroche-nen Lanze ragten aus Doomhammers breitem Rücken hervor. Während Thrall von dem Anblick für einen Moment wie gelähmt war, versuchten die beiden persönlichen Diener Doomhammers die runde Brustplatte zu lösen. Jetzt konnte Thrall sehen, wie aus dem schwarzen Gambeson, der die schwere Rüstung auspolsterte, die rote, glitzernde Spitze der Lanze hervorragte. Sie war mit solcher Macht in Doomhammer eingedrungen, dass sie die schwarze Rückenplatte vollkommen durchbohrt, den Körper des Orks glatt durchfahren und die Brustplatte von innen ausgedellt hatte.
    Drek'Thar kniete neben Doomhammer und wandte Thrall die blinden Augen zu. Er schüttelte leicht den Kopf, dann erhob er sich und trat zurück.
    Das Blut rauschte in Thralls Ohren, und er hörte nur undeutlich, wie der mächtige Krieger seinen Namen sprach. Stolpernd näherte sich Thrall und kniete neben Doomhammer nieder.
    »Die Hand eines Feiglings hat das getan«, krächzte Doomhammer.
    Blut tröpfelte aus seinem Mund. »Ich wurde von hinten angegriffen.«
    »Mylord«, sagte Thrall elend. Doomhammer winkte ihm zu schweigen.
    »Ich brauche deine Hilfe, Thrall. In zwei Dingen. Du musst die Mission weiterführen, die wir begonnen haben. Einst habe ich die Horde angeführt. Es ist nicht mein Schicksal, dies wieder zu tun.«
    Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Er erzitterte, dann fuhr er fort: »Dein ist der Titel des Kriegshäuptlings, Thrall, Sohn des Durotan. Du wirst meine Rüstung tragen und meinen Hammer führen.«
    Doomhammer streckte eine Hand nach Thrall aus, und Thrall ergriff sie. »Du weißt, was du zu tun hast. Ihr Schicksal ruht jetzt in deinen Händen. Ich hätte mir … keinen besseren Erben wünschen können. Dein Vater wäre so stolz gewesen … Hilf mir …«
    Mit zitternden Händen half Thrall den beiden jüngeren Orks, Stück für Stück die Rüstung zu entfernen, die stets auch ein Symbol für Orgrim Doomhammer gewesen war. Aber die Lanze, die noch immer aus Orgrims Rücken hervor ragte, verhinderte, dass sie die Rüstung vollständig abnehmen konnten.
    »Das ist die zweite Sache«, knurrte Doomhammer. Eine kleine Menge hatte sich um den gefallenen Helden versammelt, und mit jeder Sekunde wurden es mehr Orks. »Es ist Schande genug, dass ich durch den Angriff eines Feiglings sterbe«, sagte er, »aber ich werde nicht aus dem Leben gehen, während noch dieses Stück menschlichen Verrats in meinem Körper steckt.« Eine Hand näherte sich der Spitze der Lanze. Die Finger zuckten schwach. Die Hand fiel nieder.
    »Ich habe versucht, sie selbst herauszuziehen, doch mir fehlt die Kraft … Schnell, Thrall. Tu dies für mich.«
    Thrall fühlte sich, als würde sein Brustkorb von einer unsichtbaren Hand zusammengedrückt. Er nickte. Er wappnete sich gegen den Schmerz, den er seinem Freund und Mentor zufügen musste, schloss die Finger um die Spitze der Lanze, drückte gegen Doomhammers Fleisch …
    Und Doomhammer schrie. Vor Wut ebenso sehr wie vor Schmerz.
    »Zieh!«, schrie er.
    Thrall schloss die Augen und zog. Der blutgetränkte Schaft kam ein paar Zoll heraus. Das Stöhnen, das über Doomhammers Lippen drang, wollte Thrall das Herz brechen.
    »Noch mal!«, schrie der mächtige Krieger. Thrall atmete tief ein und zog mit dem festen Willen, dieses Mal den ganzen Schaft herauszuziehen, und dieser kam mit solcher Plötzlichkeit frei, dass Thrall rückwärts taumelte.
    Schwarzrotes Blut schoss wie ein Strom aus dem tödlichen Loch in Doomhammers Bauch. Hellscream stand neben Thrall und flüsterte:
    »Ich sah, wie es passierte. Es war, bevor du die Pferde dazu brach-test, ihre Herren im Stich zu lassen. Er kämpfte allein gegen acht von ihnen, alle beritten. Es war der tapferste Kampf, den ich jemals gesehen habe.«
    Thrall nickte wie betäubt. Dann kniete er wieder an Doomhammers Seite. »Großer Anführer«, flüsterte Thrall, so dass nur Doomhammer es hören konnte, »ich habe Angst. Ich bin nicht würdig, Eure Rüstung zu tragen und Eure Waffe zu führen.«
    »Niemand atmet, der würdiger wäre«, erklärte Doomhammer mit leiser, schwacher Stimme. »Du wirst sie führen … in den Sieg …
    und du wirst sie … in den Frieden fuhren …«
    Die Augen des großen Orks schlossen sich, und Doomhammer fiel nach vorne auf Thrall. Thrall fing ihn auf und drückte ihn lange an sich. Er fühlte eine Hand auf seiner Schulter. Es war Drek'Thar.

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