Warcraft - 2
gewesen.
»Die Orks in den Lagern werden davon erfahren, wie die anderen Lager befreit wurden. Selbst wenn sie gar nicht wirklich hinhören, werden sie wissen, dass etwas im Gange ist. Zwar kann ich nicht körperlich bei ihnen sein, um ihnen vom Weg des Schamanen zu er-zählen, aber wir dürfen hoffen, dass unsere Botschaft irgendwie zu ihnen durchgedrungen ist. Sobald der Weg frei ist, lasst uns hoffen, dass sie ihren eigenen Pfad in die Freiheit finden.«
Und so war es geschehen. Das vierte Lager hatte vor bewaffneten Wachen gestrotzt, aber die Elemente kamen Thrall weiterhin zu Hilfe, wenn er sie darum bat. Dies überzeugte ihn noch mehr davon, dass seine Sache richtig und gerecht war, denn anderenfalls hätten die Geister gewiss ihre Hilfe verweigert. Es wurde schwerer, die Mauern zu zerstören und gegen die Wachen zu kämpfen, und viele von Doomhammers besten Kriegern ließen ihr Leben. Doch die gefangenen Orks reagierten eifrig und stürmten durch die entstandene Bresche, fast bevor Doomhammer und seine Krieger für sie bereit waren.
Die neue Horde wuchs beinahe täglich. Die Jagd war zu dieser Jahreszeit einfach, und Doomhammers Gefolgsleute mussten nicht hungern. Als Thrall von einer kleinen Gruppe hörte, die ein abgelegenes Dorf angegriffen hatte, war er wütend. Besonders als er hörte, dass viele unbewaffnete Menschen getötet worden waren.
Er erfuhr, wer der Anführer dieses Überfalls war, und noch am selben Abend marschierte er in das Lager der Gruppe, ergriff den er-schrockenen Ork und schlug ihn hart zu Boden.
»Wir sind nicht die Schlächter von Menschen!«, brüllte Thrall.
»Wir kämpfen, um unsere gefangenen Brüder zu befreien, und unsere Gegner sind bewaffnete Soldaten, nicht Frauen und Kinder!«
Der Ork wollte protestieren, aber Thrall schlug ihn brutal mit der Rückhand. Blut spritzte aus dem Mund des Orks.
»Die Wälder wimmeln von Hirschen und Hasen! Jedes Lager, das wir befreien, gibt uns neue Nahrung! Es ist nicht nötig, nur zu unserem persönlichen Vergnügen Menschen zu terrorisieren, die uns nichts getan haben. Ihr kämpft, wo ich euch befehle zu kämpfen und gegen wen ich euch befehle zu kämpfen, und wenn irgendein Ork je wieder einen unbewaffneten Menschen verletzt, werde ich ihm nicht vergeben. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Der Ork nickte. Die anderen Orks, die um das Lagerfeuer hockten, starrten Thrall mit großen Augen an und nickten ebenfalls.
Thrall sprach nun etwas weicher. »Dies ist das Verhalten der alten Horde, die von dunklen Hexern angeführt wurde, die keine Liebe für unser Volk empfanden. Dieser Weg hat uns in die Lager geführt und in die Trägheit, als uns die dämonische Energie entzogen wurde, von der wir uns so gierig genährt haben. Ich möchte nicht, dass wir irgendjemand anderem verpflichtet sind als uns selbst. Dieser Weg hat uns beinahe vernichtet. Wir werden frei sein. Zweifelt nicht daran. Aber wir werden frei sein, um das Volk zu sein, das wir in Wirklichkeit sind, und was wir in Wirklichkeit sind, ist viel, viel mehr als ein Volk von Menschenmördern. Die alten Wege gibt es nicht mehr. Wir kämpfen jetzt als stolze Krieger, nicht als grausame Schlächter. Es liegt kein Stolz darin, Kinder zu töten.«
Thrall wandte sich um und ging. Betäubtes Schweigen folgte ihm.
Er hörte ein grollendes Lachen in der Dunkelheit, und plötzlich erschien Doomhammer neben ihm. »Du machst es dir unnötig schwer«, sagte der große Kriegshäuptling. »Es liegt ihnen im Blut zu töten.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Thrall. »Ich glaube, dass man uns manipulierte und aus edlen Kriegern Mörder formte, Marionetten, deren Fäden von Dämonen gezogen wurden – und von jenen aus unserem eigenen Volk, die uns verraten haben.«
»Es … es ist ein fürchterlicher Tanz«, erklang Hellscreams Stimme, so leise und schwach, dass Thrall sie beinahe nicht erkannte. »So missbraucht zu werden. Die Macht, die sie uns gaben … sie war wie der süßeste Honig, das saftigste Fleisch. Du hast Glück, Thrall, dass du niemals von diesem Brunnen getrunken hast. Und dann auf ihn verzichten zu müssen … Es ist beinahe … unerträglich.« Er schau-derte.
Thrall legte eine Hand auf Hellscreams Schulter. »Und doch hast du es ertragen, tapferer Ork«, sagte er. »Dein Mut lässt den meinen so gering erscheinen.«
Hellscreams rote Augen leuchteten in der Dunkelheit, und in ihrem höllischen blutigen Licht konnte Thrall sehen, dass er lächelte.
Es war in den frühen,
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