Warcraft - 2
Vorsicht um seinen Herrn und wählte seine Worte noch sorgfältiger als sonst. Immer öfter endete eine Begegnung mit Leutnant Blackmoore jedoch mit einer Flasche – manchmal leer, manchmal voll –, die Tammis entgegenflog.
Verglichen mit Blackmoore war der dicke laute Koch, der in der Kü-
che regierte, geradezu sanftmütig.
Sein Weib Clannia, eine blonde Frau mit rosigen Wangen, die in der Küche arbeitete, stellte einen Teller mit kaltem Essen vor ihn auf den Holztisch und begann, nachdem er sich gesetzt hatte, seinen verspannten Nacken zu massieren.
»Gibt es Neuigkeiten?«, fragte Clannia hoffnungsvoll. Sie setzte sich vorsichtig neben ihn an den groben Holztisch. Erst vor ein paar Wochen hatte sie ein Kind zur Welt gebracht und bewegte sich immer noch verhalten. Sie und ihre älteste Tochter Taretha hatten bereits gegessen.
Unbemerkt von den Eltern war das kleine Mädchen, das mit ihrem neugeborenen Bruder in einem Bett neben dem Ofen schlief, bei der Ankunft ihres Vaters aufgewacht. Jetzt setzte es sich auf. Seine blon-den Locken ragten unter einer Schlafmütze hervor. Es beobachtete die Erwachsenen und hörte ihrer Unterhaltung zu.
»Ja und keine guten«, sagte Tammis schwer, während er kalte Kar-toffelsuppe in den Mund schaufelte. Er schluckte hinunter und fuhr fort: »Der Ork stirbt. Er nimmt nichts an, womit Blackmoore ihn füttert.«
Clannia seufzte und griff nach ihrem Stoff. Die Nadel bewegte sich vor und zurück, nähte ein neues Kleid für Taretha. »Das ist nur richtig«, sagte sie leise. »Blackmoore hätte so etwas nie nach Durnholde bringen dürfen. Schlimm genug, dass die Großen den ganzen Tag brüllen. Ich kann es kaum erwarten, dass die Internierungslager fertig werden und sie nicht mehr Durnholdes Problem sind.« Sie schüttelte sich.
Taretha sah ruhig zu. Die Augen der Kleinen waren weit geöffnet.
Sie hatte Gerüchte über einen Ork-Säugling aufgeschnappt, aber jetzt hörte sie zum ersten Mal ihre Eltern darüber sprechen. Ihr junges Gehirn arbeitete angestrengt. Orks waren unheimlich groß und angsteinflößend mit ihren scharfen Zähnen, ihrer grüner Haut und ihren tiefen Stimmen. Sie hatte nur Blicke auf sie erhascht, aber viele Geschichten gehört. Ein Baby konnte aber nicht groß und unheimlich sein. Sie warf einen Blick auf ihren kleinen Bruder. Im gleichen Moment zuckte Faralyn, öffnete seinen kleinen Mund und posaunte mit schrillem Geplärre seinen Hunger hinaus.
Clannia erhob sich mit einer eleganten Bewegung, legte ihre Näh-arbeit zur Seite, nahm ihren Sohn auf, entblößte eine ihrer Brüste und ließ ihn saugen »Taretha«, schimpfte sie dann, »du solltest schlafen.«
»Das habe ich.« Taretha stand auf und lief zu ihrem Vater. »Ich habe Pa kommen hören.«
Tammis lächelte müde und erlaubte es Taretha, auf seinen Schoß zu klettern. »Sie kann ohnehin erst schlafen, wenn Faralyn fertig ist«, wandte er sich an Clannia. »Lass mich sie eine Weile halten. Ich sehe sie so selten, und sie wächst schnell wie eine Weide.« Er kniff sie sanft in die Wange, und sie kicherte.
»Wenn der Ork stirbt, werden wir das alle bereuen«, fuhr er dann fort.
Taretha zögerte. Zu offensichtlich schien ihr die Lösung. Doch schließlich sagte sie: »Pa, wenn es ein Baby ist, warum wollt ihr es dann mit Fleisch futtern?«
Beide Erwachsene sahen sie überrascht an. »Was hast du da gesagt, Kleines?«, fragte Tammis spürbar nervös.
Taretha wies auf ihren trinkenden Bruder. »Babys wollen Milch –
so wie Faralyn. Wenn die Mutter des Ork-Babys tot ist, kann es ihre Milch nicht trinken.«
Tammis starrte sie weiterhin an, dabei huschte ein leichtes Lächeln über sein müdes Gesicht. »Aus dem Mund eines Kindes«, flüsterte er und umarmte seine Tochter so kräftig, dass sie sich herauszuwin-den versuchte.
»Tammis …« Clannias Stimme wai angespannt.
»Meine Liebste …« Er hielt Taretha in einem Arm und streckte den anderen über den Tisch nach seiner Frau aus. »Tari hat Recht. Auch wenn die Orks Barbaren sind, so säugen sie doch ihre Jungen, genau wie wir es tun. Wahrscheinlich ist der junge Ork erst wenige Monate alt. Kein Wunder, dass er kein Fleisch essen kann. Er hat ja noch keine Zähne.« Er zögerte, aber Clannias Gesicht wurde bleich, als ahnte sie bereits, was er sagen wollte.
»Du kannst mich … du bittest mich nicht wirklich …?«
»Denk daran, was das für unsere Familie bedeutet!«, rief Tammis aus. »Ich diene Blackmoore seit zehn Jahren. Ich habe
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