Warcraft - 2
letzten Mal in Jaramins Tasche verschwanden. Nach einem kurzen Blick zurück ging Jaramin zur Tür und klopfte. Sie öffnete sich für ihn. Er trat hinaus und die Tür wurde wieder verschlossen.
Blackmoore wartete auf Thralls Antwort. Thrall lernte schnell und wollte nicht wieder geschlagen werden, weil er mit seiner Antwort zögerte. Er zwang sich dazu so zu klingen, als glaube er es und antwortete seinem Herrn. »Das klingt aufregend. Ich bin froh, dass mein Herr diesen Weg für mich gewählt hat.«
Thrall verließ seine Zelle, so weit er zurückdenken konnte, zum ersten Mal. Zwei Wachen gingen vor dem jungen Ork, zwei weitere und Blackmoore dicht hinter ihm, während er voller Staunen die gewundenen Steinkorridore durchschritt. Sie stiegen eine Treppe hinauf, dann durch einen Gang und über eine Wendeltreppe hinab, die fast zu schmal für Thrall war.
Vor ihm lag eine Helligkeit, ihn blinzeln ließ. Sie näherten sich der Quelle des Lichts, und die Furcht vor dem Unbekannten erwachte.
Als die beiden Wächter vor ihm in den hellen Bereich traten, stoppte Thrall. Der Boden vor ihm war gelb und braun, hatte nicht das vertraute Grau von Stein. Schwarze Dinge, die den Wächtern ähnelten, lagen auf dem Boden und folgten jeder ihrer Bewegungen.
»Was soll das?«, fauchte Blackmoore. »Geh raus! Andere hier drin würden ihren rechten Arm dafür geben, um ins Sonnenlicht treten zu dürfen!«
Thrall kannte das Wort. Sonnenlicht war das, was durch schmale Spalte in seine Zelle drang. Aber hier gab es so viel Sonnenlicht!
Und dann waren da die seltsamen schwarzen Dinge. Was verbarg sich dahinter?
Thrall zeigte auf die schwarzen, menschlich geformten Schemen am Boden. Er schämte sich, als die Wachen zu lachen begannen. Einer von ihnen wischte sich sogar Tränen aus den Augen. Blackmoores Gesicht wurde rot.
»Du Idiot!«, sagte er. »Das sind doch nur … Beim Licht! Habe ich mir einen Ork angeschafft, der Angst vor seinem eigenen Schatten hat?« Er machte eine Geste, und einer der Wächter stach die Spitze seines Speers tief in Thralls Rücken. Obwohl seine dicke Haut ihn schützte, schmerzte der Stich, und Thrall stolperte vorwärts.
Seine Augen brannten, und er hob seine Hände, um sie zu bedecken. Trotzdem fühlte sich die plötzliche Wärme des … Sonnenlichts … auf seinem Kopf und Rücken gut an. Langsam senkte er seine Arme und blinzelte, damit sich seine Augen an die Helligkeit ge-wöhnen konnten.
Etwas Großes, Grünes ragte vor ihm auf.
Instinktiv richtete er sich zu voller Größe auf und brüllte es an. Die Wachen lachten erneut, aber dieses Mal kommentierte Blackmoore Thralls Reaktion mit beifälligem Nicken.
»Das ist eine Kämpfer-Attrappe«, sagte er. »Sie besteht nur aus Sackleinen, Stroh und Farbe, Thrall. Sie stellt einen Troll dar.«
Thrall fühlte erneut Scham in sich aufsteigen. Nun, da er etwas nä-
her herangekommen war, sah auch er, dass die Figur nicht lebte.
Das Haar des künstlichen Kämpfers bestand aus Stroh, und er konnte sehen, wo er zusammen genäht worden war.
»Sieht ein Troll wirklich so aus?«, fragte er.
Blackmoore lächelte. »Ein wenig. Er soll nicht realistisch sein, nur der Übung dienen. Sieh her.«
Er streckte einen behandschuhten Arm aus, und einer der Wächter reichte ihm etwas. »Dies ist ein hölzernes Schwert«, erklärte Blackmoore. »Ein Schwert ist eine Waffe, und wir benutzen Holz zur Übung. Wenn du damit ausreichend geübt hast, bekommst du ein echtes.«
Blackmoore hielt das Schwert mit beiden Händen. Er fand seine Balance und stürmte auf den Übungstroll zu. Er traf ihn dreimal, zuerst in den Kopf, dann in den Körper und schließlich in den Arm, der eine Stoffwaffe hielt – ohne seinen Rhythmus zu verlieren. Er atmete nur ein wenig schneller, als er sich umdrehte und zurückging.
»Und jetzt du«, sagte er.
Thrall streckte seine Hand nach der Waffe aus. Seine dicken Finger schlossen sich um den Schaft. Er passte viel besser in seine Handflä-
che als der Griffel. Er fühlte sich auch besser an, beinahe schon vertraut. Der Ork korrigierte seinen Griff und versuchte nachzuahmen, was er bei seinem Herrn gesehen hatte.
»Sehr gut«, lobte Blackmoore. An einen seiner Wächter gewandt sagte er: »Sieh ihn dir an, er ist ein Naturtalent, so wie ich geahnt ha-be. Los, Thrall … greif an!«
Thrall fuhr herum. Zum ersten Mal in seinem Leben schien sein Körper das tun zu wollen, was von ihm verlangt wurde. Er hob das Schwert, und zu seiner
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