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Waren Sie auch bei der Krönung?

Waren Sie auch bei der Krönung?

Titel: Waren Sie auch bei der Krönung? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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süß und berauschend zu Kopf und machte Will Clagg zu einem ungemein stolzen und glücklichen Menschen.
    «Karten, Sir?» fragte ein anderer Polizist, «Lassen Sie mich mal sehen. Wellington Crescent, das ist gleich da unten, Sir. Gleich um die Ecke rechts. Kommen Sie hier herum, hier können Sie leichter durchgehen.»
    Er führte sie um die Ecke einer riesigen hölzernen Tribüne, auf der Sitzreihe um Sitzreihe schräg zum Himmel aufstieg, die Vorderseite mit rotem, weißem und blauem Fahnentuch bedeckt, das bereits schlapp und durchnäßt war. Viele Leute saßen zusammengekauert auf den schmalen Holzplanken unter Schirmen oder hielten Zeitungen über den Köpfen, um sich vor dem kalten Regen zu schützen.
    Will Clagg empfand noch größere Genugtuung. «Da seht mal», sagte er mit Nachdruck. «Dort säßen auch wir, wenn es keinen Vetter Bert gäbe. Hier draußen in der Nässe und Kälte. In einer Minute werden wir alle schön gemütlich im Trockenen sein.»
    Sie marschierten die Tribünenreihen entlang, und ausnahmsweise hatte auch die Großmutter keinen Anlaß zu unliebsamen Bemerkungen. Auch sie war von der schmeichelhaften Behandlung bestrickt, die ihnen zuteil wurde. Auch sie war von der wachsenden Erregung angesteckt, die von den Menschenmassen, den Fahnen und der festlichen Stimmung ausging.
    Dank der Abkürzung konnten sie schneller vorwärtskommen, bis sie die andere Seite des Platzes erreichten, wo sie sich abermals einer Menschenflut gegenübersahen, die in der entgegengesetzten Richtung strömte. Wieder bahnten ihnen freundliche und hilfsbereite Polizisten den Weg, bis Clagg schließlich eine Straßentafel an einem Eckhaus sah, den Arm hob und ihnen zurief: «Da! Wir sind da!» Die Straßentafel sagte: «Wellington Crescent, S.W. 1.», und das war die Adresse, die auf den Wunderkarten stand.
    Der Crescent war eine mondsichelförmige Straße, die sich in kühnem Schwung vom Wellington Square nach Belgravia erstreckte. Dank ihrer Krümmung hatte etwa das erste Häuserdutzend einen Ausblick auf den Verkehr, der hier einen Kreisbogen oder zumindest den Teil eines Bogens bildete. Wenn man westwärts weiterging, vergrößerte sich der Winkel, und das Gebiet, das man überblicken konnte, verengte sich.
    «Vorwärts mit euch!» rief Will Clagg und steuerte und trieb seine Sippe vor sich her, wobei er mit Befriedigung bemerkte, daß das Eckhaus des Crescent die Nummer Eins trug, daß in den Fenstern des ersten und zweiten Stockwerks aus Planken gezimmerte Sitze aufgestellt waren und daß dort Leute saßen oder herumstanden. Sie hatten ihre Mäntel abgelegt, und einige schienen zu essen und zu trinken. «Schaun wir, daß wir hineinkommen, raus aus der Nässe! Ein kleines Frühstück könnte uns allen nicht schaden, was?»
    Sie gingen an den Nummern Zwei und Drei vorbei. Einige Leute gingen durch die Eingangstüren; sie hielten Karten in der Hand, die so aussahen wir ihre. In einem Fenster im ersten Stock saß eine ganze Reihe von Kindern in Party-Kleidern. Ihre Gesichter strahlten vor Aufregung; jedes hielt einen kleinen Wimpel oder einen Stock, an dem rote, weiße und blaue Bänder befestigt waren. Sie schwenkten sie, obwohl es nichts gab, dem dieser Gruß gelten konnte. Hinter ihnen goß ein Serviermädchen ein Getränk in Tassen ein, und ein anderes servierte Gebäck. Es war alles genauso, wie es auf ihren eigenen Eintritts-, karten beschrieben war. Clagg fühlte in seinem Magen bereits die angenehme Wärme einer Tasse heißen Tees.
    Er wandte sich schnell um und betrachtete den großen offenen Platz,, über den sie eben gekommen waren. Der Blickwinkel und die Aussicht waren noch immer vorzüglich, und so fiel ihm gar nicht auf, daß sich in der Reihe der Häuser nach Nummer 3 eine Lücke befand, wo schwere, schwarze Querbalken zwischen der Mauer der Nummer 3 und dem nächsten Haus verspreizt waren. Als er jedoch dieses nächste Haus erreicht hatte und hinaufblickte, sah er, daß es nicht Nummer 4, sondern 6 war. Und dahinter folgten die Nummern 7, 8 und 9, noch immer mit Aussicht. 10 und 11 lagen jenseits des Sehwinkels. Die Fenster waren hier mit Läden verschlossen. Da sie doch nichts sehen konnten, schienen sie die Augen zugemacht zu haben.
    «Wartet mal», sagte Will. «Wir müssen dran vorbeigegangen sein. Bleibt mal hier.» Er ging rasch zurück und zählte nochmals, um ganz sicher zu sein. 1, 2, 3, und dann nur die von Holzbalken überspreizte klaffende Leere. Keine Nummern 4 und 5.
    Der mörderisch

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