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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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für sich.
    Sie kommen um beide Ecken der Ladezone marschiert und bauen sich in einer langen Reihe vor uns auf. Ich habe noch nie so viele von ihnen auf einem Haufen gesehen. Ich habe nicht mal geahnt, dass es so viele gibt , zumindest nicht hier, an unserem Flughafen.
    »Problem«, sagt M. »Die sind … angepisst.«
    Er hat recht. Etwas ist anders an ihrem Auftreten. Ihre Körpersprache wirkt noch steifer, soweit das überhaupt geht. Gestern waren sie eine Jury, die einschritt, unseren Fall zu prüfen. Heute sind sie die Richter, die das Urteil verkünden. Oder vielleicht auch die Henker, die es vollstrecken.
    »Weggehen!«, rufe ich ihnen zu. »Bring sie … zurück! Damit sie … nicht kommen!«
    Die Skelette rühren sich nicht und zeigen keine Reaktion. Ihre Knochen harmonieren in einer bitteren fremden Tonart.
    »Was … wollt ihr?«, frage ich.
    Die ganze erste Reihe hebt die Arme und zeigt auf Julie. Mir kommt in den Sinn, wie falsch das alles ist, wie grundlegend sich diese Kreaturen von uns anderen unterscheiden. Die Toten treiben ziellos in einem nebelverhangenen Meer aus Langeweile. Nichts, was sie tun, ist unisono.
    »Bring sie … zurück !« Ich werde lauter, scheitere in meinem Bemühen um ein vernünftiges Gespräch . »Wenn … sie tötet … kommen sie her. Töten … uns!«
    Es gibt kein Zögern, keine Zeit, zu überdenken, was ich gesagt habe; ihre Antwort steht fest und folgt auf dem Fuße. Unisono, wie dämonische Mönche, die in der Hölle beten, senden sie aus der Tiefe ihrer Brusthöhlen diesen hohlen Ton, dieses stolze Krächzen unbeugsamer Überzeugung, und kommt es auch ganz ohne Worte aus, so weiß ich doch genau, was es bedeutet:
     
    Überflüssig zu reden.
    Überflüssig zuzuhören.
    Alles ist bereits bekannt.
    Sie wird nicht gehen.
    Wir werden sie töten.
    So wird es gemacht.
    Schon immer.
    Für immer.
     
    Ich sehe Julie an. Sie zittert. Ich greife nach ihrer Hand und schaue M an. Er nickt. Als Julies warmer Puls meine eisigen Finger durchströmt, renne ich los.
    Wir brechen nach links aus und versuchen den Zug der Knochen seitlich zu umgehen. Als sie mir klappernd den Weg versperren, macht M einen Satz, rammt seinen massigen Körper in die nächstliegende Schlachtreihe, bringt sie zu Fall – ein Haufen verhakter Gliedmaßen und ineinander verschränkter Brustkörbe. Ein wütender Stoß ihres unsichtbaren Horns zerreißt die Luft.
    »Was hast du vor?«, keucht Julie, während ich sie hinter mir herschleife. Ich bin allen Ernstes schneller als sie.
    »Dich beschü…«
    »Wag es nicht, ›beschützen‹ zu sagen!«, kreischt sie. »Ich hatte nie im Leben weniger Schutz …«
    Sie schreit, eine hautlose Hand gräbt sich in ihre Schulter. Die Kreatur sperrt den Rachen auf, um seine zugefeilten Eckzähne in ihren Hals zu bohren, doch ich kriege sein Rückgrat zu fassen und reiße es weg. So fest ich kann, schleudere ich es auf den Beton, doch nichts prallt auf, nicht ein Knochen splittert. Das Ding scheint der Schwerkraft trotzend zu schweben; sein Brustkorb hat kaum den Boden berührt, als es schon wieder in die Vertikale schnellt und auf mich zuwankt wie ein fieses, untötbares Insekt.
    »M!«, krächze ich, als es meine Kehle packt. »Hilfe!«
    M ist damit beschäftigt, Skelette von seinen Armen, Beinen und seinem Rücken zu schälen, aber aufgrund seiner enormen Masse scheint er die Stellung halten zu können. Mit einiger Mühe halte ich mir die nach meinen Augen stechenden Knochenfinger vom Leib, bis M bei mir ist, das Ding von mir wegreißt und es drei anderen, die ihn gerade rücklings anspringen wollen, entgegenschleudert.
    »Hau ab!«, brüllt er und schiebt mich vorwärts. Dann dreht er sich zu unseren Verfolgern um. Ich packe Julies Hand und rase auf unser Ziel zu. Schließlich sieht sie es. Der Mercedes. »Oh!«, keucht sie. »Okay!«
    Wir springen in den Wagen und ich werfe den Motor an.
    »O Autochen …« Julie streichelt das Armaturenbrett wie ein heißgeliebtes Haustier. »Bin ja so froh, dich zu sehen.« Ich prügele den ersten Gang rein und lasse die Kupplung kommen. Wir schießen los. Plötzlich ist es ganz einfach.
    M hat den Kampf aufgegeben und rennt um sein Leben, eine Horde Skelette ist ihm auf den Fersen. Hunderte Zombies stehen draußen vor der Abflughalle und sehen all dem schweigend zu. Was denken sie? Denken sie überhaupt ? Gibt es überhaupt eine Chance, dass sie ein Verhältnis zu dem entwickeln, was sich da vor ihren Augen abspielt? Zu diesem

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