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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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Fuß ein Tagestrip. Während ich so gehe, scheint sich der Wind zu drehen, und die Gewitterwolken von gestern schleichen sich für eine Zugabe zurück an den Horizont.
    Sie winden sich spiralförmig über mir und schrumpfen den blauen Himmelskreis wie eine riesige Kamerablende. Ich schreite steif und zügig, fast marschiere ich.
    Das Blau über mir verdunkelt sich zu Grau, dann zu Indigo, dann verschließen die Wolken die Linse. Der Regen kommt. Gegen diese Sturzflut wirken die Schauer der vergangenen Nacht wie der zarte Hauch einer Sprenkleranlage. Zu meiner großen Verwirrung merke ich, dass ich friere . Das Wasser fließt mir in die Klamotten und in jede Pore, ich zittere tatsächlich. Und trotz der obszönen Menge an Schlaf, die ich mir in letzter Zeit gegönnt habe, will ich schon wieder mehr. Macht praktisch drei Nächte in Folge. Ich verlasse den Freeway und erklimme eine dreieckige Grünfläche zwischen Straße und Ausfahrt. Ich breche durch das Gebüsch und tauche in einer kleinen Baumgruppe unter, einem Miniwald aus zehn oder zwölf Zedern, schön drapiert, um gestresste Pendlergespenster zu erfreuen.
    Wie ein Ball rolle ich mich am Fuß eines dieser Bäume zusammen, halbwegs geschützt von den dürren Ästen, und schließe die Augen. Während das Gewitter am Horizont Blitze zündet und mir der Donner in die Knochen fährt, treibe ich langsam in die Dunkelheit ab.
     
    Ich bin mit Julie in der 747. Es ist ein Traum, begreife ich. Ein richtiger Traum, nicht bloß noch eine Wiederholung von Perry Kelvins mehrfach verwertetem Leben. Das hier bin reineweg ich. Die Kontraste sind, verglichen mit dem verschwommenen Brei, den mein Hirn beim ersten Versuch am Flughafen ausgespuckt hat, deutlich schärfer, trotzdem haftet allem noch etwas Ungelenkes, Wackeliges an; gemessen an Perrys routinierten Spielfilmen wirkt der Traum wie ein Amateurvideo.
    Julie und ich sitzen uns im Schneidersitz gegenüber, sehen uns an und schweben auf dem glänzend weißen Flügel des Flugzeugs über den Wolken. Der Wind zaust unser Haar, doch nicht mehr, als er das bei einer gemütlichen Cabrio-Fahrt täte.
    »Jetzt träumst du also?«, sagt Julie.
    Ich lächele nervös. »Ich glaube, ja.«
    Julie lächelt nicht. Ihre Augen sind kalt. »Wahrscheinlich musstest du erst Kummer mit Mädchen kriegen, damit du Stoff zum Träumen hast. Du bist wie ein Grundschulkind, das versucht, Tagebuch zu führen.«
    Jetzt sind wir am Boden, hocken auf einem sonnigen, grünen Vorstadtrasen. Im Hintergrund grillt ein krankhaft übergewichtiges Pärchen menschliche Glieder. Ich versuche, mich auf Julie zu konzentrieren.
    »Ich verändere mich«, sage ich ihr.
    »Ist mir egal«, antwortet sie. »Ich bin jetzt zu Hause. Ich bin zurück in der wirklichen Welt, wo du nicht existierst. Das Feriencamp ist zu Ende.«
    Ein geflügelter Mercedes rumpelt über den fernen Himmel und verschwindet mit einem gedämpften Überschallknall.
    »Ich bin weg«, sagt sie und starrt mich unnachgiebig an. »Es war lustig, aber jetzt ist es vorbei. So läuft das nun mal.«
    Ich schüttele den Kopf, weiche ihrem Blick aus. »Ich bin nicht so weit.«
    »Was hast du denn geglaubt, das passieren würde?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe einfach auf etwas gehofft. Ein Wunder.«
    »Wunder gibt es nicht. Es gibt Ursache und Wirkung,Träume und Realität, Lebende und Tote. Deine Hoffnung ist absurd. Deine Romantik peinlich.«
    Ich schaue sie ängstlich an.
    »Es ist Zeit, dass du erwachsen wirst. Julie hat wieder ihren Platz eingenommen, und du wirst wieder deinen einnehmen, und so ist das nun mal. Ist es immer gewesen. Wird es immer sein.«
    Sie grinst und entblößt spitze, gelbe Fangzähne. Sie küsst mich, knabbert sich durch meine Lippen, beißt mir die Zähne aus, beißt sich knirschend in Richtung meines Hirns und schreit wie ein sterbendes Kind. Ich würge heißes, rotes Blut.
     
    Ich reiße die Augen auf und stehe auf, schiebe tropfende Äste aus meinem Gesicht. Es ist immer noch Nacht. Der Regen prügelt immer noch die Erde. Ich trete unter den Bäumen hervor und laufe zur Überführung hinauf. Ich lehne mich an das Geländer und schaue auf den leeren Freeway und hinauf zum dunklen Horizont darüber. Ein Gedanke hämmert in meinem Kopf wie eine wütende Migräne: Ihr habt unrecht. Ihr verdammten Monster habt unrecht. Mit allem.
    Aus dem Augenwinkel mache ich eine Silhouette am anderen Ende der Überführung aus. Die dunkle Gestalt bewegt sich mit steten, schweren Schritten auf mich

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