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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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dem Gipfel. Was konnte das sein?
    Die Wolken schlossen sich wieder. Hatte er wirklich etwas gesehen?
    Ja!
    Er drückte seine Stirn gegen die Luke. Pontreve hatte gesagt, im Leben eines jeden Wissenschaftlers kommt die Zeit… auf Millionen nackter Planeten würde sich ihm vielleicht nie wieder eine solche Chance bieten. Das Wissen um das, was er tun würde, brannte in seinem Bauch, und der Angstschweiß brach ihm aus.
    Bevor er den Mut verlieren konnte, warf er sich wieder auf sein Bett und schaltete seinen Schlafspender auf volles Theta.
    Am nächsten Morgen kleidete er sich formell, studierte ein paar Minuten lang die Bestimmungen seines Forschungsauftrags und marschierte in Pontreves Büro. Das Antragsritual verlief reibungslos.
    »Herr Doktor Vize-Administrator…« – Evans Kehle war trocken – , »als offizieller Kulturkundler dieses Unternehmens mache ich hiermit von meinem Recht Gebrauch, eine Sensoren-Total-Untersuchung der Zone über fünfhundert Metern zu bestellen, die von diesen Koordinaten bestimmt wird.«
    Pontreves gespitzte Lippen sackten herunter. »Eine Total-Untersuchung? Aber die Kosten…«
    »Ich versichere, daß mein autonomer Fonds ausreicht«, erklärte Evan. »Da dies unser letzter Tag auf dem Planeten ist, möchte ich, daß das so schnell wie möglich veranlaßt wird, Sir, wenn Sie so freundlich wären.«
    In der vollen Tagesbetriebsamkeit des Labors, vor den versammelten Technikern, Mechanikern und Lehrlingen, konnte Pontreve nichts erwidern. Evan bewegte sich im Rahmen seiner Rechte.
    Das Gesicht des älteren Mannes wurde grau, und er schwieg eine Weile, bevor er seinem Assistenten befahl, die Bevollmächtigungsformulare zu holen. Als sie vor Evan ausgebreitet waren, hieb er seinen Finger auf die Zeile, wo Evan versichern mußte, daß die Untersuchung für seinen speziellen Forschungsauftrag relevant war.
    Energisch setzte Evan seinen Daumenabdruck drauf und fühlte die Augen des Tech-Stabs auf sich. Dies würde seinen Fonds erschöpfen. Aber er hatte die Anomalie gesehen!
    »Sir, es wird Sie interessieren, daß ich seit… seit unserer Besprechung neue Anhaltspunkte gefunden habe.«
    Pontreve sagte nichts. Evan marschierte in sein eigenes Labor zurück, des Raunens bewußt, das durch die Abteilung ging. Die Untersuchung würde nicht lange dauern, sobald der Sensor startbereit war. Er sagte seinem Assistenten, er solle sich für den Empfang bereithalten, und wartete.
    Endlose Herzschläge später kam sein Mann zurück, den schweren versiegelten offiziellen Kanister in beiden Händen. Evan wurde sich bewußt, daß er nie zuvor ein Original berührt hatte; Total-Untersuchungen wurden praktisch nur vom Chef angeordnet, und auch das nur selten.
    Er holte tief Luft und brach die Siegel auf. Mit der Decodierung würde er lange zu tun haben.
    Bei Schichtwechsel saß er immer noch, mit versteinertem Gesicht, an seiner Konsole. Es hatte zur Mittagspause geläutet, die Labors hatten sich geleert, und wieder gefüllt. Über die Abteilung legte sich zunehmende Stille, die schließlich von Pontreves Schritten auf dem Gang unterbrochen wurde. Evan stand langsam auf. Pontreve sprach nicht.
    »Nichts, Sir«, sagte Evan und blickte dem Vize in die Augen. »Es… tut mir leid.«
    Die Augen verengten sich, und Pontreves Lippen zuckten. Er nickte wie jemand, der an anderes denkt, und ging.
    Evan blieb stehen, überflog im Geist noch einmal die Untersuchung. Jedem Sensor und jeder Stichprobe zufolge war Der Clivorn ein vollkommen gewöhnlicher Berg. Er stieg in abgerundeten Faltungen bis zur Eisgrenze und lief dann in auffallend verwitterten Felsklippen aus. Der Gipfel war völlig nackt. Es gab keine Höhlen, keine Tunnels, keine ungewöhnlichen Mineralien, keine Ausstrahlungen, keine Kunstwerke, noch sonst Spuren von irgend etwas. In der Höhe, wo Evan die seltsame Linie gesehen hatte, war vielleicht eine winzige Abplattung, ein Sims, ein zufälliges Beieinander wind-erodierter Schichten. Es mußte der Widerschein des Mondlichts auf diesem Sims gewesen sein, was er als schimmernde Linie gesehen hatte.
    Als Wissenschaftler war er jetzt erledigt.
    Daß er als Kulturkundler seinen ganzen Fonds für die Untersuchung eines nackten Berges drangegeben hatte, warGrund genug für eine Überprüfung seiner Persönlichkeit. Das war das mindeste. Sicherlich konnte er auch wegen Mißbrauch der Ressourcen des Schiffs angeklagt werden. Und er hatte einem Vize-Administrator getrotzt.
    Evan war ruhig, aber seine Gedanken

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