Warnschuss: Thriller (German Edition)
jeder Vorschlag aus ihrem Mund wurde ignoriert. Er ertrug sie nur mühsam, weil ihm nichts anderes übrig blieb.
Die Cato Lairds dieser Welt, die alten Knaben, die auch unter ihren maßgeschneiderten Anzügen Herrenmenschen geblieben waren, verstärkten die innere Unsicherheit, die ihre Eltern und ganz besonders ihr Vater ihr eingeimpft hatten. Durch seine Geringschätzung stampfte der Richter ihre Leistungen auf ein bedeutungsloses Mittelmaß ein. Er gab ihr das gleiche Gefühl wie früher ihr Vater – ein Stern aus Silberfolie zu sein, der versuchte, den massivgoldenen zu ersetzen, der ihr Bruder einst war.
Außerdem war ihr die Aufgabe zugefallen, den Richter zu fragen, was er getrieben hatte, bevor er davon unterrichtet wurde, dass Napoli im Wagen seiner Frau ermordet worden war, und was er über ihren Verbleib während desselben Zeitraumes wusste.
Das war der beschissenste Aspekt der gesamten beschissenen Situation.
Er war außer sich. Er konnte nur wenige Minuten sitzen bleiben. Er ließ sich von jedem ablenken, der den Raum betrat oder ihn verließ. Sobald ein Telefon läutete, was dauernd geschah, gerieten seine Reflexe außer Kontrolle.
Wenn sie es doch schaffte, dass er ihr zuhörte, beantwortete er ihre Fragen entweder mit dick aufgetragener Resignation, oder er brauste sofort auf, obwohl sie sich alle Mühe gab, möglichst taktvoll zu fragen.
»Wann haben Sie Mrs Laird das letzte Mal gesehen?«
»Ungefähr um halb zehn. Da haben wir gespeist. Elise wollte früh zu Bett gehen. Nachdem das der Fall war, fragte ich sie, ob es sie stören würde, wenn ich zum Country Club führe. Dort hatte letzten Samstagabend ein Pokerturnier
begonnen. Ich wusste, dass einige meiner Freunde gestern Abend zum Spiel verabredet waren.«
»Ist es nicht ungewöhnlich, dass Mrs Laird so früh zu Bett geht, wo sie doch unter Schlaflosigkeit leidet?«
»Sie hatte Schlaftabletten gekauft, die ihr Ruhe verschaffen sollten.«
»Spielen Sie oft Poker, wenn Sie am nächsten Tag arbeiten müssen?«
»Nein, aber wir waren beide aufgeregt und brauchten etwas, um uns von dem Verhör abzulenken, das für den nächsten Morgen angesetzt war.«
»Warum regte Sie das auf?«
»Detective Hatcher hatte uns geraten, einen Anwalt hinzuzuziehen. Für uns klang es so, als hielte er Elise für kriminell.«
»Wir wollten sie nach ihrer Beziehung zu Coleman Greer befragen.«
»Elise hat alles über diese Beziehung gesagt, was es zu sagen gibt.«
DeeDee ließ das einstweilen auf sich beruhen und ging zum nächsten Punkt über. »Haben Sie mit Mrs Laird telefoniert oder irgendwie anders mit ihr Kontakt gehabt, seit Sie gestern Abend das Haus verließen?«
»Nein. Ich hoffte, dass die Medikamente wirkten, und wollte sie nicht durch einen Anruf aus dem Schlaf reißen.«
»Ich bezweifle, dass sie die Medikamente genommen hat, Richter. Wir wissen, dass sie nicht schlief.« Sie ließ sich von seinem Gewitterblick nicht aus dem Konzept bringen. »Was trug Ihre Frau, als Sie sie das letzte Mal sahen?«
»Einen Rock und ein ärmelloses Top. Sie wissen das, Detective Bowen. Ich habe den Stofffetzen identifiziert, den Ihr Partner auf dem Schlitten unter der Brücke gefunden hat. Er stammt von Elises Rock.«
»Sind Sie sicher? Die meisten Ehemänner wüssten nicht und könnten sich nicht erinnern …«
»Ich bin nicht wie die meisten Ehemänner«, fiel er ihr eisig ins Wort. »Der Rock war neu. Ich hatte ihn Elise gerade erst geschenkt. Sie hatte ihn für mich anprobiert.«
»Hatte sie auch die Sandalen mit den türkisen Steinen an?«
»Sie war barfuß.«
»Beim Abendessen?«
»Wir hatten uns das Abendessen ins Schlafzimmer bringen lassen.«
»Ich verstehe. Hat Mrs Berry das Essen serviert?« Er nickte. »Wann ist sie heimgefahren?«
»Ich habe gehört, wie sie Captain Gerard erzählte, dass sie das Haus gegen halb elf verlassen habe.«
»Also nach Ihnen.«
»Korrekt. Sie wollte abwarten, ob Elise sie noch einmal braucht.«
»Nachdem Mrs Berry das Haus verlassen hatte, hat Ihre Frau irgendwann ihre Schuhe angezogen und ist in ihrem Wagen weggefahren.«
»Wir wissen nicht, unter welchen Umständen sie wegfuhr«, sagte er. »Vielleicht wurde sie gezwungen, das Haus zu verlassen.«
»Vielleicht, aber Captain Gerard war in Ihrem Haus und meinte anschließend, dass nichts auf einen Kampf, einen Einbruch oder etwas in der Art hindeutete. Einen Raub mit Geiselnahme können wir ausschließen, nachdem Gerard berichtet hat, dass Sie auf dem
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