Warnschuss: Thriller (German Edition)
könnte.
»Wir haben noch keine Bestätigung dafür, dass sie sich verabredet haben«, ermahnte ihn Duncan.
»Nein«, bestätigte Worley leicht irritiert. »Wir haben keine Bestätigung, aber was hätte Mrs Laird sonst in dieser Gegend suchen sollen?«
Einen Bullen zum Vögeln, dachte Duncan.
Er hatte Elise um elf Uhr vierzig, elf Uhr fünfundvierzig zurückgelassen. War sie dort geblieben und hatte auf Napoli gewartet? Warum? Um ihn um Hilfe zu bitten, nachdem Duncan sie ihr verwehrt hatte? Oder um ihr Problem ein für alle Mal zu lösen? Und woher hatte Napoli gewusst, wo er sie finden konnte, falls sie sich dort nicht verabredet hatten?
Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Wo steht ihr Wagen jetzt?«
»In der Aufbewahrungsstelle.«
Diesmal schaffte er es bis zur Tür. Er rief ihnen über die Schulter zu: »Ruft mich an, wenn sich noch was ergibt.«
Eine Stunde später kippte Duncan die braune Beweissicherungstüte aus und ließ das kleine, runde Objekt auf Bill Gerards Schreibtisch purzeln. »Ein Peilsender.«
»Duncan hat ihn unter Mrs Lairds Wagen gefunden«, ergänzte DeeDee.
Sie hatte Duncan auf dem Abstellplatz getroffen. Davor hatte sie Napolis Wagen begleitet, der vom Kirchenparkplatz abgeschleppt worden war. Duncan hatte sie kurz über Napolis Taxifahrt informiert.
»Was tust du hier?«, hatte sie ihn gefragt.
»Nach einem Peilsender suchen.«
Napoli hatte ihn nur nachlässig versteckt, sodass Duncan ihn keine Minute später gefunden hatte. Sofort war er in die Barracks zurückgekehrt.
»Sie hat ihn dort nicht getroffen «, erklärte er Gerard, DeeDee und Worley, die sich um den Schreibtisch des Captains versammelt hatten und den Peilsender anstarrten wie ein UFO. »Er hat sie dorthin verfolgt.«
»Wie hat er das Ding an ihren Wagen bekommen?«, fragte Worley.
»Er hat mit solchen Dingern sein Geld verdient. Detektivausrüstung lässt sich im Internet bestellen. Er könnte ihn an ihrem Wagen angebracht haben, während sie beim Friseur war. Oder er hat das von einem Helfer wie Trotter erledigen lassen, während sie mit ihrem Mann beim Essen saß. So was ist kein Problem. Ein paar Sekunden, und der Fall ist erledigt.«
»Okay, diese Wanze ist eindeutig belastend. Napoli hat Mrs Laird also beschattet. Aber was hatte die hochgeschätzte Richtersgattin gestern Nacht in dieser miesen Gegend
zu suchen?« DeeDee warf die Frage in den Raum, aber niemand fing sie auf, schon gar nicht Duncan.
Schließlich sagte Worley: »Zuerst müssen wir den Richter fragen, ob er seine Frau vielleicht schon wieder beschatten ließ.«
»Selbst wenn, wird er das nicht zugeben«, wandte DeeDee ein. »Und wie könnten wir ihm das jetzt noch nachweisen?«
»Werden die Bewohner in der Straße befragt?«, fragte Gerard.
»In diesem Moment«, antwortete Worley. »Wir haben zwei uniformierte Kollegen hingeschickt.«
DeeDee sagte: »Vielleicht wären Polizisten in Zivil besser.«
»In so einer Gegend ist das egal«, sagte Duncan. »Die erkennen jeden Bullen.«
Ohne dass es ausgesprochen wurde, wussten die drei erfahrenen Kämpfer, dass die Befragung reine Zeit- und Kräfteverschwendung war. In diesem Teil der Stadt konnte jeder, der heute freiwillig mit einem Polizisten sprach, morgen als Opfer eines Drive-by-Shootings enden. Niemand würde mit zwei Polizisten sprechen, die alle Häuser abklapperten und Fragen stellten.
Gerards Telefon läutete. Er nahm das Gespräch mit einem barschen »Gerard« an. Nachdem er kurz gelauscht hatte, sagte er: »Richte ich aus, danke.« Er legte auf und sagte: »Dothan kann jetzt die Autopsie an Napoli vornehmen.«
»Ich fahre«, bot Duncan ihm an. Falls an Napolis Körper Spuren der DNA seines Angreifers auftauchten, wollte er das als Erster erfahren. Vorsichtig nahm er den Peilsender wieder auf und legte ihn in die Tüte zurück. »Den bringe ich ins Labor.«
Gerard sagte: »Worley, wir brauchen die Namen der Bewohner
aller Häuser in der Straße, in der Mrs Lairds Wagen gefunden wurde. Mal sehen, ob wir eine Verbindung zu ihr ziehen können.«
»Ich schicke gleich jemanden los. Danach statte ich dem Richter einen Besuch ab. Ich erzähle ihm das mit dem Sender und lasse durchblicken, dass seine alte Dame höchstwahrscheinlich von Napoli beschattet wurde; mal sehen, wie er darauf reagiert.«
»Gut. Nehmen Sie DeeDee mit. Sie hat ein Auge für Menschen.« Gerard überlegte kurz und ergänzte dann: »Es könnte auch nicht schaden, die Namen der Bewohner in der Umgebung der Straße
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