Warnschuss: Thriller (German Edition)
wurde?«
»Gute Frage«, gestand er ihr knapp zu. »Aber ich will kein Risiko eingehen. Du bleibst weiterhin unsichtbar.«
»Und wie lang?«
»Bis ich weiß, was ich tun werde.«
»Mit mir?«
»Mit allem. Dein Ehemann hat eine Leiche hervorgezaubert, damit wir nicht weiter nach dir suchen und den Fall abschließen. Ich muss herausfinden, warum.«
»Bitte bezeichne ihn nicht mehr als meinen Ehemann.«
»Du bist mit ihm verheiratet.«
»Ich verabscheue ihn.«
Er hielt ihren Blick einen Atemzug lang gefangen und verschwand dann ins Bad, um sein Waschzeug aus dem Badschrank zu nehmen. »Wie hast du das alles bezahlt? Das Haus, das Auto?«
»Unter einem falschen Namen. Den Wagen habe ich privat in South Carolina gekauft. Er ist hier angemeldet. Cato weiß nichts davon. Da bin ich ganz sicher.«
»Also, ich bin es nicht.« Er warf zwei Handvoll Toilettenartikel auf die Kleidung in der Reisetasche. »Das gefällt mir nicht.«
Er sah noch einmal im Schrank nach, ob er etwas vergessen hatte, was er vielleicht brauchen würde, dann nahm er eine Pistole vom obersten Fach. Zusammen mit einer Schachtel Patronen legte er sie ebenfalls in seine Reisetasche und zog dann den Reißverschluss zu.
Anschließend sah er sich im Zimmer um und fragte sich, ob er es je wiedersehen würde. Aber er hatte keine Zeit für sentimentale Anwandlungen. Er hob Elises Regenmantel auf und legte ihn über ihre Hände.
»Wohin fahren wir?«, fragte sie.
»Das weiß ich noch nicht. Aber hier kannst du nicht bleiben. Du nutzt mir nur, solange du tot bleibst. Zieh deine Schuhe aus.« Ohne Widerrede streifte sie die Turnschuhe
von den Füßen. Er steckte sie in seine Tasche und wischte dann hastig mit einem Handtuch ihre Fußabdrücke vom Boden. »Falls jemand dich suchen kommt, soll er nicht deine Schuhabdrücke sehen.«
»Wer sollte nach mir suchen?«
»Dein Freund Savich vielleicht.«
»Savich ist nicht mein Freund. Und er wäre es schon gar nicht, wenn er wüsste, dass ich gesehen habe, wie er Napoli umgebracht hat.«
Duncan ließ das im Raum stehen, hängte den Riemen der Reisetasche über die Schulter und zog Elise an den Händen hinter sich her die Treppe hinunter. »Ich habe meinen Wagen hinten in der Durchfahrt abgestellt.« Er führte sie durch das dunkle Haus und die Küche zum Hinterausgang.
Nachdem er die Tür aufgezogen hatte, spähte er kurz in den eingefriedeten Garten. Genau wie der Rest der Stadt war der ummauerte Rasen nach den jüngsten Regenfällen durchtränkt. Die Köpfe der Pflanzen beugten sich unter dem schweren Wasser. Er entdeckte nichts Ungewöhnliches und keine Bewegung außer den Regentropfen, die in den Pfützen spritzten.
Er nahm ihre Schuhe aus der Manteltasche, stellte sie auf den Boden und schob behutsam ihre nackten Füße hinein. »Okay, gehen wir.« Aber als er sie durch die Tür zu ziehen versuchte, blieb sie stur stehen. Er drehte sich um. »Was ist?«
»Glaubst du mir endlich?«
Er starrte sekundenlang in ihr im Schatten liegendes Gesicht und fragte dann: »Hast du ein Muttermal, das zum Teil unter deinem Schamhaar liegt?«
Sie sah ihn vielsagend an.
Er antwortete: »Es war dunkel. Ich könnte es übersehen haben.«
»Ich habe kein Muttermal.«
»Dann bin ich kurz davor, dir zu glauben.«
Als er ins Auto stieg und den Motor anließ, blickte er vorsichtshalber auf die Tankanzeige. Mehr als halb voll. Gut. Er hätte nur ungern einen Stopp eingelegt, bevor sie hier verschwunden waren.
Eines allerdings musste er noch erledigen. Er zog das Handy aus der Gürtelhalterung und rief DeeDee an. Sie war sofort am Apparat. Ohne jede Eröffnung sagte sie: »Wie war’s in der Pathologie?«
»Kalt.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Richter Laird war noch da.«
Gerard hatte ihn als leitenden Detective gebeten, diese Pflicht zu übernehmen, während DeeDee zu dem Pier geschickt wurde, wo die Leiche gefunden worden war und wo sie die Männer befragen sollte, die sie gefunden hatten. Er fasste sein kurzes Gespräch mit dem Gerichtsmediziner und mit Laird zusammen, während Elise auf dem Beifahrersitz wartete und zuhörte. Er schloss mit den Worten: »Der Richter ist am Ende seiner Kräfte.«
»Na, das war’s dann, schätze ich«, schloss DeeDee pragmatisch wie immer. »Erst heute hast du gesagt, es wäre vorbei, wenn ihre Leiche gefunden würde.«
»Ja, das habe ich gesagt.«
Sie zögerte kurz und fragte dann: »Und wie geht’s dir?«
»Ganz okay. Aber ich habe mich gefragt, ob du mir
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