Warnschuss: Thriller (German Edition)
würde.
Plötzlich war er rasend wütend auf die Frau, die er für seine Fehlentscheidungen und für die widerstreitenden Gefühle verantwortlich machte, die ihn jedes Mal überfielen, sobald er in ihrer Nähe war. Und nicht nur dann.
Als er das Telefon auf den Beistelltisch zurücklegte, sagte sie mit rauchiger Stimme: »Danke.«
»Danken Sie mir nicht. Ich bin immer noch ein Polizist mit einem Toten im Leichenschauhaus, und Sie sind die Lady mit dem rauchenden Revolver in der Hand.«
»Warum haben Sie Ihrer Partnerin dann nicht erzählt, dass ich hier bin?«
»Weil ich heute Morgen großzügig sein möchte«, erwiderte er gekünstelt locker. »Vor allem gegenüber einer Dame in Nöten.« Mit abgemessenen Schritten ging er auf sie zu. Er musste ihr zugutehalten, dass sie nicht zurückwich, sondern ihm die Stirn bot. »Das ist doch Ihre Rolle, oder?«
»Ich spiele keine Rolle. Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich mir nicht anders zu helfen weiß.«
»Weil Sie mich für einen Volltrottel halten.«
»Sie sind Polizist!«
»Der Ihnen erklärt hat, dass er Sie ficken möchte!«
Sie zuckte unter seiner groben Bemerkung zusammen, fing sich aber gleich wieder. »Sie haben behauptet, diese Bemerkung hätte mehr mit meinem Ehemann zu tun als mit mir.«
»Stimmt.« Er fragte sich, ob sie das glaubte. Ob er es tat. Er ging weiter auf sie zu, bis sie zurückweichen musste. »Aber als Sie in der Klemme steckten, ist sie Ihnen wieder eingefallen. Sie haben einen Mann getötet, aus Gründen, die wir noch zu ermitteln versuchen. Aber zum Glück findet der Detective, der den Schusswechsel aufklären muss, dass sie zum Anbeißen aussehen.«
Inzwischen hatte er sie an die Wand gedrängt, sie standen Zehenspitze an Zehenspitze. Er stützte sich neben ihrem Kopf mit der Hand ab und beugte sich vor. »Damit ich vor Mitleid zerfließe und Sie aus dem Fadenkreuz nehme, haben Sie dieses Märchen von einem Auftragskiller erfunden.«
»Das ist kein Märchen. Es ist die Wahrheit.«
»Richter Laird will eine sofortige Scheidung?«
»Nein, er will, dass ich sterbe.«
Sie sagte das mit einer solchen Inbrunst, dass Duncan kurz erstarrte. Sie nutzte das aus, indem sie sich an ihm vorbeischob. »Vielleicht sollten Sie duschen gehen.«
»Entschuldigung. Sie werden sich mit dem Gestank abfinden müssen.«
»Sie stinken nicht, aber juckt der trocknende Schweiß nicht schrecklich?«
Unwillkürlich kratzte er sich an der Brust. Die Haare waren zu einer salzigen Matte verfilzt. »Ich halte das schon aus.«
»Ich warte gern, bis …«
»Warum will Ihr Mann, dass Sie sterben?«, fiel er ihr ins Wort. »Und warum ist das ein so großes Geheimnis, dass Sie es nur mir anvertrauen können?«
Sie schloss kurz die Augen, schlug sie dann wieder auf und sagte: »Ich bin damit zu Ihnen gekommen, ich habe Sie persönlich aufgesucht, weil ich das Gefühl habe, dass Sie besonders…«
»Leicht zu verführen wären?«
»Offener sind. Eindeutig offener als Detective Bowen.«
»Weil ich ein Mann bin und sie eine Frau ist?«
»Ihre Partnerin wirkt feindselig auf mich. Bei uns stimmt die Chemie nicht, aus welchem Grund auch immer.«
»Und bei uns beiden stimmt sie?«
Sie senkte den Blick. »Ich hatte das Gefühl… Ich dachte …« Dann hob sie den Kopf und sah ihn flehend an. »Würden Sie mir wenigstens unvoreingenommen zuhören?«
Er verschränkte die Arme vor der Brust, obwohl ihm klar war, dass das eine defensive Geste war. Wenn sie ihn so ansah, schienen ihre Augen ihn zu berühren, und sein Körper reagierte, als hätte sie es wirklich getan.
»Okay, ich höre. Warum möchte Ihr Mann Sie umbringen?«
Sie stutzte kurz, als müsste sie sich sammeln. »Sie und Detective Bowen haben mehrfach nachgehakt, warum die Alarmanlage nicht eingeschaltet war.«
»Weil Sie Sex mit dem Richter hatten.«
»Genau. Danach wollte ich aufstehen und die Anlage einschalten. Aber Cato wollte mich nicht aus dem Bett lassen. Er zog mich wieder zu sich und …«
»Ich kann es mir vorstellen. Er war spitz.«
Diese Bemerkung gefiel ihr gar nicht. Ihre Miene verhärtete sich, aber sie überging seine derbe Bemerkung. »Cato wollte, dass die Alarmanlage an diesem Abend nicht eingeschaltet wurde. Er wollte, dass Trotter ins Haus kommt. Nach meinem Tod hätte er wahrheitsgemäß behaupten können, ich hätte die Alarmanlage sonst immer eingeschaltet, und er hätte mich diesmal davon abgehalten. Er hätte behauptet, dass er sich das nie verzeihen würde, denn wenn
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