Warnschuss: Thriller (German Edition)
auf.«
»Dieses Gefühl hatte ich auch.«
»Du stehst im Fadenkreuz, Elise.«
Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Er kann nicht beweisen, dass es keine Notwehr war.«
»Aber Hatcher ist dafür bekannt, dass er praktisch aus
dem Nichts einen Fall aufbauen kann und, abgesehen von meiner jüngsten Verhandlung, immer eine Verurteilung erreicht, die sogar der Berufung standhält.« Er klang beinahe bewundernd. »Der Mann glaubt an das, was er tut. Richtig gegen Falsch. Gut gegen Böse. Er ist auf einem Kreuzzug. Ein Missionar. Allem Anschein nach unbestechlich.«
Allem Anschein nach unbestechlich.
Durch den Tabaknebel hindurch studierte er seinen Gast. Ein bezauberndes Mädchen. Ein atemberaubendes Paket aus Niveau und Sexappeal. Eine fast unwiderstehliche Kombination. Der selbst ein Missionar kaum widerstehen konnte.
Aus seinen Gedanken erspross ein Lächeln, das sich langsam auf seinem Gesicht ausbreitete. »Meine süße Elise.« Seine Stimme war wie flüssiger Honig. »Sprechen wir über diesen Gefallen, um den du mich gebeten hast. Es wird dich freuen, dass ich ihn dir bereits gewährt habe.«
11
Als der hohe, pfeifende Warnton anzeigte, dass eine Außentür geöffnet worden war, huschte Elise hastig aus dem Schlafzimmer. Sie hatte den oberen Treppenabsatz erreicht, als sie das kurze Piepsen hörte, das ihr sagte, dass der Code eingegeben wurde. Cato war nach Hause gekommen.
Er erschien in der Eingangshalle unter ihr. Sie rief nach ihm. Er schaute auf und sah sie oben an der Treppe stehen. »Hallo, Elise. Du bist noch wach. Warum überrascht mich das nicht?« Statt heraufzukommen, marschierte er durch die Eingangshalle und aus ihrem Blickfeld.
Seit ihrem Treffen mit Savich fühlte sie sich verunsichert. Wie nach jedem Treffen mit Savich.
Als sie heimgekommen war, war niemand zu Hause gewesen. Mrs Berry hatte Samstagabend frei, weshalb Elise nicht mit ihr gerechnet hatte. Aber dass Cato nicht da war, hatte sie überrascht. Im Lauf des Abends hatte sie ihn mehrmals auf dem Handy angerufen, aber immer nur seine Mailbox erreicht. Er hatte nicht auf ihre Nachrichten reagiert.
Es sah ihm gar nicht ähnlich, so unterzutauchen. Außerdem war es ein schlechtes Omen. Die ganze Nacht bis in die frühen Morgenstunden lag sie in heller Angst wach und fragte sich, was Duncan Hatcher ihrem Mann wohl erzählt haben mochte.
Schnell eilte sie die Treppe hinunter. »Cato?«
»Hier drin.«
Sie folgte seiner Stimme in die Küche. Als sie eintrat, drehte er sich mit einem Fleischermesser in der Hand zu ihr um. Sie sah kurz auf die funkelnde Klinge und ihm dann ins Gesicht. »Was machst du da?«
»Ein Sandwich.« Er trat beiseite, sodass sie den Schinken und die anderen Zutaten auf der Küchentheke liegen sehen konnte. »Möchtest du auch eines?«
»Nein danke. Wäre es nicht eher Zeit für ein Frühstück? Ich könnte dir …«
»Das reicht schon.« Er drehte sich wieder um und säbelte weitere Schinkenscheiben ab.
»Ich habe dich die ganze Nacht über auf dem Handy angerufen. Wo warst du?«
»Hast du meine Nachricht nicht bekommen?«
»Nein.«
»Ich habe dem Mädchen am Empfang im Club aufgetragen, sie soll dich anrufen und dir ausrichten, dass ich zu einer hochkarätigen Pokerrunde eingeladen wurde und dass es spät würde.«
Er fasste an ihr vorbei nach dem Telefon und drückte den Knopf fürs Lauthören. Das gleichmäßige Tuten zeigte an, dass keine Nachrichten aufgesprochen worden waren. »Hmm. Eigenartig. Normalerweise ist sie zuverlässig.«
Elise bezweifelte, dass er das Mädchen am Empfang um diesen Anruf gebeten hatte. Falls er sie beruhigen wollte, hätte er doch selbst anrufen können, oder?
Er legte sein Sandwich zusammen und halbierte es mit dem Fleischermesser. »Wann bist du heimgekommen, Elise?«
»Gegen fünf, glaube ich. Nachdem ich mich von dir im Club verabschiedet hatte, habe ich noch einen Anruf aus der Boutique bekommen, dass die Änderungen fertig seien. Also bin ich losgefahren, um die Sachen abzuholen, und war dann noch ein wenig shoppen.«
Das entsprach mehr oder weniger der Wahrheit. Nur dass sie vor ihrem Besuch in der Boutique, in der sie oft einkaufte, an den Stadtrand zum White Tie and Tails Club gefahren war, um mit Robert Savich zu sprechen.
Er legte das Sandwich auf einen Teller und trug ihn zum Frühstückstisch. »Hast du was gekauft?«
»Einen Hosenanzug und ein Cocktailkleid.«
Er leckte einen Mayonnaiseklecks von seinem Finger. »Du kannst sie mir später
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