Warnschuss: Thriller (German Edition)
leicht vergeben und vergessen hätte, wie er mir einreden wollte? Wenn sie an ihm genagt hätte? Wenn sie wie ein Krebsgeschwür seine Ehe, die Liebe zu seiner Frau, sein Ego und seine Männlichkeit zerfressen hätte?«
DeeDee zog die Stirn in Falten. »Dann müsste er ein verdammt
guter Schauspieler sein. Er scheint den Boden anzubeten, auf dem sie steht.«
»Ich spiele nur ›Was wäre, wenn‹«, erwiderte er gereizt.
»Okay. Mach weiter.«
»In der Nacht, in der Trotter starb, sorgte er dafür, dass sie im Bett blieb und die Alarmanlage nicht einschaltete.«
»Wir wissen nicht, ob er dafür sorgte , dass sie im Bett blieb.«
Er wusste das durchaus. Jedenfalls hatte Elise es so erzählt. »Nehmen wir es an.«
»Warte.« DeeDee hob die Hand wie ein Verkehrspolizist. »Willst du damit sagen…? Was willst du damit sagen? Worauf willst du hinaus? Dass Trotter mehr war als Napolis Botenjunge? Dass er etwas viel Niederträchtigeres im Sinn hatte?«
Duncan zuckte mit den Achseln, als wollte er sagen, das sei doch möglich, oder? »Er hatte eine Pistole dabei und sie abgefeuert.«
»Gary Ray Trotter? Als Vollstrecker? Als gekaufter Killer ausgeschickt, um Richter Laird unter Druck zu setzen?«
»Oder Mrs Laird.«
»Ich spreche nur ungern respektlos über die Toten, aber mal ehrlich, Duncan. Gary Ray Trotter als Auftragskiller?«
»Du meinst, das Bild hinkt?«
»Das fährt nicht mal Rollstuhl.«
Ehrlich gesagt fand er das auch. Je länger er darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien es ihm, dass ein Mann von Cato Lairds Intelligenz und Mitteln ausgerechnet einen chronischen Versager wie Trotter anheuern würde, um einen Auftragsmord zu begehen. Elise Laird wollte ihn für dumm verkaufen. Warum, wusste er nicht. Er war rasend wütend auf sich selbst, weil er ihr fast geglaubt hatte.
Aber wozu sollte sie ihm ein solches Märchen auftischen? Damit du nicht gegen sie ermittelst, du Blödmann.
Warum hatte sie ausgerechnet ihm dieses Märchen aufgetischt? Du Superblödmann. Er war scharf auf sie, und sie wusste das.
Aber verflucht noch mal, sie hatte wirklich verängstigt gewirkt, als er gemeint hatte, er könnte Cato einfach fragen, welches Motiv er haben könnte, seine Frau umbringen zu lassen. War dieses Motiv ihre Affäre mit Coleman Greer?
»Scheiße!«
»Was denn?«, reagierte DeeDee auf seinen Fluch.
»Einfach alles. Wie ich die Sache auch drehe und wende, es bleibt dabei, dass wir einen tödlichen Schusswechsel haben, bei dem nichts zusammenpasst. Das …«
»Stinkt.«
»Ein besseres Wort fällt mir auch nicht ein. Aber je tiefer wir bohren, desto weniger …«
»Sieht es nach Notwehr aus.«
»Andererseits haben wir nichts, was gegen eine Notwehrsituation spricht.«
»Warum verplempern wir dann so viel Zeit damit?«
»Das weiß ich nicht.«
»O doch, das weißt du genau.«
O doch, das wusste er genau, aber er war noch nicht bereit, DeeDee von Elises Nachricht zu erzählen, von ihrem Besuch in seinem Haus und von ihrer Anschuldigung, ihr Mann habe Gary Ray Trotter angeheuert, um sie umzubringen.
»Wir schließen den Fall noch nicht ab, weil unser Gespür uns davor warnt. Wir haben beide das Gefühl, dass wir etwas übersehen«, sagte sie. »Dieses Etwas könnte den Unterschied ausmachen zwischen A: einer Frau, die in Notwehr einen Einbrecher erschießt.«
»Oder B: einem Mord.«
»Ein bedeutender Unterschied.« Sie beobachtete, wie die Kellnerin einem anderen Gast ein Stück Kokoscremetorte servierte. »Wenn Elise Laird so was essen darf, bringe ich mich um.«
»Du magst sie nicht, richtig?«
»Ich hasse sie«, gestand sie offenherzig. »Reicht es nicht, dass sie aussieht wie Helena von Troja und in einem verflixten Schloss lebt wie eine Königin? Dass sie Coleman Greer nackt gesehen hat, ist einfach zu viel.«
»Du hasst sie nicht, du bist eifersüchtig.«
»Das war ich anfangs«, widersprach sie. »Seit ich das von ihr und Coleman Greer weiß, hat sich meine Eifersucht zu echtem Hass gesteigert.«
»Wir müssen sie damit konfrontieren.« Duncan schwor sich, dass er sich ausschließlich aus beruflichen Gründen für Elises Affäre mit dem Baseballspieler interessierte. Darin konnte der Schlüssel zur Lösung des Falles liegen. Er musste erfahren, wie sie reagierte, wenn Greers Name fiel. Aber nur weil ihre Reaktion verräterisch und folglich für die Aufklärung des Falles wichtig sein könnte. Ehrlich.
»Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte DeeDee. »Wir müssen sie
Weitere Kostenlose Bücher