WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)
Recht, dass eine erneute Weigerung fatale Folgen haben würde. Mit bebender Hand nahm er den Fernsprech entgegen und hielt sich die Sprechmuschel dicht vor den Mund.
»Hallo? Euer Hoheit?«
Am anderen Ende war der rasselnde Atem eines Pfeifenrauchers zu hören, dann: »Ich bin sehr enttäuscht, Tibor. Wirklich sehr.«
Charismo versuchte sich herauszuwinden. »Euer Hoheit, ich kann mir vorstellen, was Sie gedacht haben müssen. Manchmal, wenn mich die Geister im Griff haben, wähle ich meine Worte nicht mit Bedacht.«
»Schweigen Sie!«, donnerte der Herzog von Westminster. »Ich werde sterben! Die Königin wird sterben. Die alte Schabracke, die Ihnen völlig egal ist! Die Hannoversche Linie ist am Ende.«
»Vielleicht habe ich es ein wenig übertrieben«, gab Charismo zu.
»Ein wenig übertrieben? Sie planen, den Deutschen bei einem Krieg gegen England zu helfen! Die Deutschen sind unsere Freunde. Das ist Hochverrat!«
»Das war nur leeres Gerede. Reine Gedankenspielerei.«
»Stellen Sie sich den Skandal vor. Den Schmerz, den so etwas Ihrer Majestät zufügen würde, noch dazu in ihrem Alter. Ihr eigener Spiritist verschwört sich gegen sie. Mein verdammter Spiritist. Wir haben Ihnen vertraut, Tibor. Das wird Sie teuer zu stehen kommen.«
Charismos Gedanken rasten. »Ein Prozess würde einen beachtlichen Skandal verursachen.«
Der Herzog lachte kalt. »Es wird keinen Prozess geben, Sir. Ich habe Sie für verrückt erklären lassen, und während Sie in der Irrenanstalt verschmachten, werde ich Sie systematisch aus der Geschichte löschen. Ihre Werke werden verboten, Ihre Bücher verbrannt und Ihre Lieder werden nie wieder auf einer Bühne gesungen werden. Wir werden ja sehen, wer von uns beiden das nächste Jahrhundert erlebt.« Ein lautes Klicken verriet, dass das Gespräch beendet war.
»Nein!«, protestierte Charismo, zu Jeffers gewandt. »Das lasse ich mir nicht bieten. Ich bin Tibor Charismo.«
Jeffers richtete sich zu voller Größe auf. »Sie sind ein Verräter, Sir, und obendrein wahrscheinlich noch Ausländer. Die Irrenanstalt ist noch zu gut für Sie.«
»Das ist alles ein Irrtum, Colonel. Wenn Sie unten in der Küche nachsehen, werden Sie meinen Butler finden. Er ist der wahre Verbrecher.«
»Wir haben Ihren Butler gefunden. Er zumindest ist ehrenhaft gestorben.«
Da endlich traf die Erkenntnis Charismo wie ein Hammer. »Barnum ist tot? Ich bin verloren.«
Jeffers trat näher. »Es gibt noch eine Möglichkeit, Sir, aber es würde mich wundern, wenn Sie sich darauf einließen. Wenn Sie meine Herausforderung annehmen, können wir die Sache hier und jetzt beenden.« Der Colonel zog seinen linken Handschuh aus und schlug Charismo damit auf die Wange, was dazu führte, dass die Maske hinunterfiel.
Entsetzt wich Jeffers zurück, doch er fasste sich rasch wieder.
»Großer Gott. Sie sind ein Tier.«
Tibors linke Gesichtshälfte war mit grünen und braunen Schuppen besetzt, die bei jeder Bewegung die Farbe zu wechseln schienen.
»Das war das Wurmloch!«, heulte er. »Quantenmutation. Der Professor hat geschworen, dass mir das nicht passieren würde.«
Jeffers schnippte mit den Fingern. »Nehmt ihn mit. Mit einem Tier kämpfe ich nicht.«
Tibor jammerte lauthals weiter, während die Soldaten ihn aus dem Zimmer und hinaus zum Krankenwagen schleiften.
»Sorgt dafür, dass er nicht mit den anderen zusammengesperrt wird«, sagte Jeffers und trampelte auf dem Fernsprech herum, bis das Gehäuse zerbrach und die Innereien herausquollen. »Und schickt noch ein paar Männer rauf. Ich will, dass alles aus dem Haus rausgeholt und verbrannt wird.«
Charismos Schreie hallten durch die Ruinen seiner zerstörten Eingangshalle und machten die Pferde des Krankenwagens so nervös, dass sie wieherten.
Albert Garrick verfolgte das Geschehen gebannt von der Parkbank. Eben noch war am Grosvenor Square alles ruhig gewesen, und dann war plötzlich eine Militäreinheit mit einer Kanone im Schlepptau vor der Villa aufgekreuzt, gefolgt von einer schwarzen Kutsche.
»Meine Fresse«, sagte er und vergaß für einen Moment seine sonst so gewählte Ausdrucksweise. »Das nenn ich ein Empfangskomitee.«
Was immer der Zweck des Manövers war, sie machten keine halben Sachen. Da drüben standen genug Soldaten, um es mit den Afghanen aufzunehmen.
Mit erfahrenen Handgriffen brachten die Soldaten die Kanone in Stellung und zertrümmerten die Eingangstür, sodass sämtliche Stare des Viertels aufflatterten.
Eine Schlacht
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