Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang
Schaf blieb stehen und begann, an einem neuen Flecken Gras zu weiden. »Sie beachten uns gar nicht.«
»Hier gibt es einfach zu viel … Platz«, beschwerte sich Charly und duckte sich zu Boden. »Keine Bäume. Keine Aufrechtgeher – oder Zweibeiner, wie ihr sie nennt.«
»Du meinst, du sehnst dich nach Zweibeinern ?« Distelblatts Erbitterung lief über, wie Regen von einem Blatt. »Das geht aber nicht, wenn du im DonnerClan leben willst.«
»He, nur keine Aufregung.« Löwenglut kam herüber und legte den Schwanz auf Charlys Schulter. »Charly kann doch nichts dafür, dass er keine Clan-Katze ist.«
Wir auch nicht! Fast hätte Distelblatt ihrem Bruder diese Worte ins Gesicht gefaucht, doch sie konnte sich gerade noch rechtzeitig bremsen. Wie lange noch, bis einer von uns das Geheimnis verrät?
Mit enormer Anstrengung zwang sie sich zu Gelassenheit. »Ich weiß. Entschuldige, Charly.«
Bei Sonnenhoch merkte Distelblatt, dass der alte Kater wieder müde wurde, und bald darauf verkündete Brombeerkralle im Schutz einiger von Ginsterbüschen umgebenen Bäume eine Pause. Charly sank keuchend zu Boden. Sol ließ sich ein Stück von ihnen entfernt nieder und ließ den Blick über die Wiese schweifen.
»He, seht euch das an!« Haselschweif schnupperte an etwas, das wie Distelwolle aussah und an einem der Ginsterbüsche hing. »Was ist das?«
Distelblatt tappte herbei und schaute es sich an, Birkenfall folgte neugierig. »Es riecht nach Schaf«, miaute Distelblatt. Sie sah sich um und entdeckte weitere Büschel an den Zweigen. »Vermutlich bleiben ihre Pelze an den Dornen hängen, wenn sie hier entlangstreifen.«
»Es ist ganz weich.« Haselschweif zerrte mit den Zähnen an einem Büschel, bis er ein Maulvoll davon hatte. »Das nehme ich mit, für die Kinderstube.«
Birkenfall unterdrückte ein amüsiertes Maunzen. »Du siehst aus, als hättest du eine Distel verschluckt!« Er duckte sich, als Haselschweif mit dem Schwanz nach ihm schlug. »Gute Idee«, fügte er hastig hinzu. »Ich sammele auch was davon, für meine Jungen.«
Distelblatt ließ sie allein und tappte zu Charly. Der alte Kater kam wieder zu Kräften und wirkte nun, da die Schafe in sicherer Entfernung waren, deutlich ruhiger.
»Haben wir Zeit zu jagen?«, fragte sie Brombeerkralle.
Die Ohren des Zweiten Anführers zuckten überrascht. »Hast du schon Hunger?«
»Nein«, erwiderte Distelblatt und senkte die Stimme. »Ich möchte nur eine Maus fangen, wegen der Galle. Wenn wir Charly mit seinen Flöhen und Zecken ins Lager bringen, wird man uns das ewig vorhalten.« Sie kratzte sich mit der Hinterpfote die Seite und fügte hinzu: »Ich glaube, ich habe mir schon was von ihm eingefangen.«
»Gut.« Brombeerkralles Augen funkelten belustigt. »Aber beeil dich. Ich möchte bald weiter. Wir sind jetzt ganz in der Nähe des Sees. Das spüre ich in den Pfoten.«
Die Dämmerung brach heran, als die Patrouille die Wiesen hinter sich ließ und zu einem kleinen Donnerweg kam. Distelblatt schnupperte und atmete den Geruch von Pferden ein. »Der Pferdeort!«, rief sie. »Wir sind fast zu Hause.«
Brombeerkralle führte sie unter dem glänzenden Zaun hindurch und über die Fläche mit dem weißlichen Stein am Zweibeinernest und den Pferdenestern vorbei. Als sie auf die Weide kamen, sah sich Distelblatt nach den Pferden um, aber da waren keine zu sehen. »Bestimmt sind sie in ihren Holznestern eingeschlossen«, murmelte sie Löwenglut zu.
Socke und Molly sahen sie ebenfalls nicht, obwohl sie ihren Geruch witterten. Distelblatts Pfoten prickelten vor Eile. Sie wollte zurück in die warme Vertrautheit des Felsenkessels, obwohl sie wusste, dass es auch dort keine wirkliche Sicherheit gab.
Anderswo auch nicht . Wo werden all die Lügen und der Verrat nur enden?
15. Kapitel
»Danke, Häherfeder«, schnurrte Weißflug, als Häherfeder einen Blattwickel mit Greiskraut vor ihr fallen ließ.
Die Kinderstube war warm und ruhig. Minka und Millie hatten ihre Jungen hinausgebracht, damit die weiße Königin eine Weile ausruhen konnte.
»Und friss bitte alles auf«, bat Häherfeder. »Deine Jungen werden bald auf die Welt kommen und du brauchst so viel Kraft wie nur möglich.«
»Ihr habt recht.« Weißflug seufzte. »Hoffentlich dauert es nicht mehr so lange. Ich fühle mich so riesig !«
»Das ist ganz normal«, versicherte ihr Häherfeder. Er verabschiedete sich und schob sich aus der Kinderstube. Der Morgen war kalt, aber er spürte, wie die schwachen
Weitere Kostenlose Bücher