Warrior Cats 2. Feuer und Eis
nickten sie zustimmend. Dann traf sein Blick auf Tigerkralle. Vom Rand der Lichtung schienen ihn die bernsteinfarbenen Augen des Stellvertreters zu verspotten.
Schnell schaute Feuerherz auf Rußpfote hinab, die ihn mit unverhohlenem Stolz anstarrte. Plötzlich begann sein Fell zu prickeln. Mehr als alles andere wollte er ein großer Krieger sein und ein guter Mentor, aber es wurde ihm schmerzlich bewusst: Tigerkralle wartete nur darauf, dass er versagte.
9. Kapitel
Feuerherz erwachte und sah Graustreif neben sich sitzen. Wie ein Kaninchen kauerte er mit steifen Schultern und aufgeplustertem Fell auf dem Boden.
»Graustreif?«, miaute er leise. Der fuhr zusammen. »Ist alles in Ordnung?«
Sein Freund setzte sich aufrecht hin. »Ja, natürlich.« Feuerherz hatte den Verdacht, dass das fröhliche Miauen seines Freundes nicht von Herzen kam, aber jedenfalls versuchte er, positiver zu wirken.
»Es sieht kalt aus«, sagte Feuerherz, denn Graustreifs Worte waren in wolkigen Schwaden aus seinem Maul gequollen. Er selbst lag noch weich zwischen den warmen Körpern der anderen Krieger gebettet.
»Das ist es auch!«
Feuerherz setzte sich auf und schüttelte den Kopf. Die Luft schmeckte nach Frost. »Was wirst du heute mit Farnpfote unternehmen?«, fragte er.
»Ihm den Wald zeigen.«
»Vielleicht sollte ich Rußpfote mitbringen und wir könnten zusammen losziehen.«
»Es ist wahrscheinlich besser, wenn wir heute erst einmal allein gehen.«
Feuerherz war ein wenig verletzt. Als Schülern waren ihnen die Jagdgründe des DonnerClans auch gemeinsam gezeigt worden. Er hätte das gerne, sie beide nun als Mentoren, wieder zusammen mit Graustreif getan. Aber wenn sein Freund lieber für sich sein wollte, dann konnte er ihm das kaum zum Vorwurf machen.
»Gut«, sagte er. »Wir sehen uns dann später. Wir könnten uns eine Maus teilen und unsere Schüler vergleichen.«
»Ja, tun wir das.«
Feuerherz kroch aus dem Bau ins Freie. Die Luft war draußen noch kälter, sein Atem wirbelte vor seiner Schnauze auf wie Rauch. Er schüttelte sich, plusterte das Fell und streckte ein Bein nach dem anderen. Als er zum Bau der Schüler trottete, fühlte sich der Boden unter seinen Pfoten an wie Stein. Rußpfote schlief noch fest, ein wolliges, graues Häufchen, das sich beim Atmen hob und senkte.
»Rußpfote!«, rief er leise und sofort hob die kleine graue Katze den Kopf. Einen Augenblick später stürmte seine Schülerin aus dem Bau, hellwach und begeistert.
»Was machen wir heute?«, wollte sie wissen und blickte mit gespitzten Ohren zu ihm auf.
»Ich hatte mir gedacht, ich nehme dich auf eine Tour durch das DonnerClan-Territorium.«
»Sehen wir dann auch den Donnerweg?«, fragte Rußpfote eifrig.
»Hm, ja«, antwortete ihr Mentor und dachte, wie enttäuscht sie wohl sein würde, wenn sie erst mal sah, was für ein dreckiger, stinkender Ort das war. »Hast du Hunger?«, fragte er und überlegte, ob er ihr raten sollte, erst mal was zu essen.
»Nein!« Rußpfote schüttelte den Kopf.
»Aha, gut. Dann essen wir später. Also los, folge mir.«
»Ja, Feuerherz«. Die junge Katze blickte mit blitzenden Augen zu ihm hoch. Der Anflug von Trauer, der in ihm nach seiner Unterhaltung mit Graustreif zurückgeblieben war, wurde von einem warmen Gefühl des Stolzes weggeschwemmt. Er drehte sich um und trottete zum Lagereingang.
Rußpfote fegte an ihm vorbei durch den Ginstertunnel, und er musste losrennen, um sie einzuholen. »Ich dachte, ich hätte gesagt, dass du mir folgen sollst!«, rief er, als sie den Seitenhang der Schlucht hochkletterte.
»Aber ich will die Aussicht von ganz oben sehen«, protestierte sie.
Feuerherz sprang hinter ihr her, überholte sie mit Leichtigkeit und kletterte bis ganz nach oben, wo er sich hinsetzte und auf sie wartete. Er wusch eine Vorderpfote und behielt Rußpfote im Auge, die mühsam von einem Felsen zum anderen kletterte. Als sie bei Feuerherz ankam, keuchte sie, war aber völlig begeistert.
»Schau dir die Bäume an! Sie sehen aus, als wären sie aus Mondstein gemacht«, rief sie atemlos.
Sie hatte recht. Die mit Raureif bedeckten Bäume unter ihnen funkelten weiß im Sonnenschein. Feuerherz atmete die kalte Luft tief ein.
»Du solltest versuchen, deine Kräfte einzuteilen«, riet er ihr. »Wir haben heute noch einen weiten Weg vor uns.«
»Oh, ja, in Ordnung. Und wohin jetzt?« Mit ungeduldigen Pfoten knetete sie den Boden, schon bereit, weiter in den Wald zu eilen.
»Folge mir«, befahl
Weitere Kostenlose Bücher