Warrior Cats 2. Feuer und Eis
mitleiderregend und blinzelte mit strömenden Augen und laufender Nase zu ihr hinauf. Das musste das Junge mit dem Weißen Husten sein.
Als Gelbzahn Feuerherz kommen hörte, drehte sie sich um. »Ist das für mich?«, fragte sie mit Blick auf die beiden Mäuse, die ihm aus dem Maul hingen. Er nickte und ließ sie fallen. »Danke. Und wenn du schon hier bist, versuch du doch mal, dieses Junge zu überreden, seine Medizin einzunehmen.« Dann trottete sie mit steifen Schritten, die von ihrer alten Schulterverletzung herrührten, hinüber zu den Mäusen und begann hungrig daran zu nagen.
Feuerherz näherte sich dem Jungen, das zu ihm aufblickte und sein winziges Maul zu einem röchelnden, qualvollen Husten geöffnet hatte.
Vorsichtig hielt er ihm ein paar Blättchen des grünen Krauts hin und sagte: »Wenn du ein Krieger werden willst, musst du dich daran gewöhnen, so scheußliche Sachen runterzuschlucken. Denn wenn du deine Reise zum Mondstein machst, musst du vorher Kräuter essen, die noch viel schlimmer schmecken als diese hier.«
Das Junge sah ihn fragend an.
»Stell dir das einfach als eine Übung vor«, drängte Feuerherz. »Eine Übung für später, wenn du ein Krieger wirst.«
Das Junge langte zu und nahm zögernd ein Maul voll. Feuerherz schenkte ihm ein aufmunterndes Schnurren.
Gelbzahn tauchte neben ihm auf. »Gut gemacht«, miaute sie. Mit der Nase gab sie Feuerherz ein Zeichen, dass sie mit ihm reden wollte. Er folgte ihr in den Schutz des großen Felsens, ihrem Schlafplatz. Es regnete immer noch, ihr graues Fell war durchgeweicht und ihr nasser Schwanz schleifte durch den Dreck.
»Blaustern hat Weißen Husten«, verkündete Gelbzahn finster.
»Aber Weißer Husten ist nicht so gefährlich, oder?«, sagte Feuerherz.
Gelbzahn schüttelte den Kopf. »Aber der Husten hat sie sehr schnell erwischt«, sagte sie, »und heftig getroffen.« Feuerherz’ Magen krampfte sich zusammen, als er an die schwindende Zahl der Leben dachte, die der Anführerin des Clans noch verblieben. »Ich habe sie aufgefordert, sich von den kranken Katzen fernzuhalten, aber Blaustern wollte sie unbedingt besuchen«, fuhr die Heilerin fort. »Im Augenblick schläft sie in ihrem Bau. Frostfell ist bei ihr.«
Angesichts der Angst in Gelbzahns Augen fragte sich Feuerherz, ob sie die Wahrheit über die verbleibenden Leben der Anführerin kannte. Er hatte bislang angenommen, Blaustern habe nur ihm ihr Geheimnis anvertraut. Der restliche Clan war der Meinung, dass sie noch drei Leben übrig hätte. Aber vielleicht konnte eine Heilerin diese Dinge auch einfach spüren.
Die Wahrheit war: Wenn Blaustern dieses Leben verlor, hätte sie nur noch ein einziges übrig.
16. Kapitel
Der Regen hielt die Nacht über und bis in den nächsten Vormittag hinein an. Aber zu Sonnenhoch begannen die Wolken abzuziehen. Eine düstere Stimmung lastete auf der Lichtung, während der Clan auf Nachrichten von seiner Anführerin wartete.
Feuerherz kroch aus dem Brombeergebüsch in der Nähe des Grenzwalls, wo er seit der Morgendämmerung Schutz gesucht hatte. Er trottete zu Blausterns Bau neben dem Hochstein. Kein Geräusch war dort zu hören. Als er sich abwandte, traf er auf Glanzfell, die Nahrung zur Kinderstube brachte. Fragend neigte sie den Kopf.
Er wusste, dass sie auf Nachricht von der Anführerin hoffte. »Nichts Neues, fürchte ich.« Er zuckte die Achseln.
Feuerherz hatte Rußpfote und Farnpfote einen Ruhetag vom Training gegeben. Er sah die beiden gelangweilt vor ihrem Bau liegen, und er wusste, dass er sie enttäuscht hatte, aber er wollte im Lager bleiben, solange Blaustern krank war. Wenigstens war Tigerkralle nicht in der Nähe, um seine Entscheidung zu kritisieren. Er war mit der Morgenpatrouille unterwegs.
Plötzlich teilten sich die Flechten vor Blausterns Bau und Frostfell stürzte heraus. Sie rannte über die Lichtung zu Gelbzahns Höhle und tauchte kurz darauf mit der Heilerin wieder auf.
Feuerherz sprang zu Blausterns Bau hinüber und erreichte ihn genau in dem Augenblick, als Frostfell und Gelbzahn sich durch den Flechtenvorhang drängten. Mit rasendem Herzen setzte er sich davor.
Etwas später erschien Frostfells Gesicht im Eingang.
»Was ist los?«, fragte Feuerherz mit zittriger Stimme.
Die Kätzin schloss die Augen und sagte düster: »Sie hat Grünen Husten. Pass auf, dass niemand reinkommt.« Dann duckte sie sich und verschwand wieder im Inneren.
Feuerherz blieb entsetzt sitzen. Grüner Husten! Blaustern war
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