Warrior Cats 2. Feuer und Eis
niederließ.
»Während des Tauwetters werden die Wälder von Beutetieren wimmeln«, sagte Tigerkralle. »Sie sind jetzt hungrig, nachdem sie in ihren Höhlen Unterschlupf gesucht haben. Eine gute Gelegenheit für uns, so viele wie nur möglich zu fangen.«
»Aber wir haben noch Frischbeute im Schneeloch«, warf Borkenpfote ein.
»Das wird bald Krähenfraß sein«, sagte Tigerkralle. »Wir müssen jede Gelegenheit zur Jagd wahrnehmen. Wenn es wieder kalt wird, verschwindet die Beute, und das, was bleibt, wird zu mager sein.« Die Krieger nickten zustimmend.
»Langschweif« – Tigerkralle richtete die Augen auf den hellen gestreiften Krieger – »ich will, dass du die Jagdgruppen einteilst.« Der Kater nickte und der Zweite Anführer stand auf und trottete zu Blausterns Bau. Als Feuerherz ihn durch den Flechtenvorhang verschwinden sah, fragte er sich, ob die Anführerin und er über seinen Kampf mit Graustreif reden würden.
Langschweifs Stimme holte ihn aus seinen Gedanken zurück. »Feuerherz, du und Sandpfote, ihr schließt euch Mausefell an. Graustreif kann mit Weißpelz und Farnpfote jagen. Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich euch beide nicht in dieselbe Gruppe stecke.«
Amüsiertes Schnurren war zu hören, doch Feuerherz kniff ärgerlich die Augen zusammen. Er tröstete sich, indem er den Riss genau betrachtete, den er in Langschweifs Ohr hinterlassen hatte als Antwort auf dessen Hohn und Spott an seinem ersten Tag im Lager.
»Guter Kampf gestern Nacht!«, krächzte Mausefell neben ihm. Ihre Augen glänzten boshaft. »War fast eine Entschädigung für die Schlacht, die uns entgangen ist.«
Feuerherz schaute grimmig drein, als dann auch noch Borkenpfote einwarf: »Ja, war nicht schlecht – für ein Hauskätzchen.« Feuerherz knirschte mit den Zähnen, blickte auf die Erde und zeigte die Krallen.
Die beiden Trupps verließen das Lager gleichzeitig. Als die Jäger hintereinander aus der Schlucht liefen, blickte Feuerherz zum Himmel hinauf. Die Regenwolken, deren Herannahen er am letzten Abend gesehen hatte, bedeckten nun die Sonne, und der Schnee unter ihren Pfoten verwandelte sich in Matsch.
Mausefell führte Sandpfote und Feuerherz durch die Hochkiefern.
»Sandpfote kommt mit mir«, sagte die braune Kriegerin zu Feuerherz. »Du kannst allein jagen. Wir treffen uns bei Sonnenhoch im Lager.«
Die Vorstellung, allein zu sein, erleichterte ihn. Er stapfte zwischen den Bäumen hindurch und konnte immer noch kaum glauben, dass er und Graustreif so erbittert miteinander gekämpft hatten. Ohne seinen alten Freund fühlte er sich verloren und einsam, obwohl er ihn kaum wiedererkannte. Er fragte sich, ob sie jemals wieder Freunde sein könnten.
Erst als er die weichen Blätter unter den Pfoten spürte, wurde ihm klar, dass er die ganze Strecke durch den Eichenwald gelaufen war, der an den Zweibeinerort angrenzte. Sofort musste er an Prinzessin denken. Ob ihn seine Pfoten wohl aus einem bestimmten Grund hierhergetragen hatten?
Er ging auf den Zaun ihres Gartens zu und rief leise nach seiner Schwester. Dann sprang er zurück in den Wald und wartete auf sie im Unterholz.
Nach einer kurzen Weile hörte er ein Klettergeräusch auf dem Zaun und roch ihren charakteristischen Duft. Als er gerade zu ihr springen wollte, nahm er einen zweiten, unbekannten Geruch wahr.
Der Farn raschelte und Prinzessin tauchte auf. Im Maul trug sie ein winziges weißes Junges. Als Feuerherz sich aus dem Gebüsch schob, miaute sie ihm durch das Fellbündel in ihrem Maul einen warmen Willkommensgruß zu.
Das Junge war sehr klein. Feuerherz vermutete, es würde noch einen Mond lang gesäugt werden. Prinzessin schob mit der Pfote etwas Schneematsch beiseite und legte es vorsichtig auf die Blätter. Dann setzte sie sich und ringelte ihren dicken Schwanz um das Junge herum.
Feuerherz war von Gefühlen überwältigt. Das war sein eigenes Geschlecht, seine Familie, ein Hauskätzchen, wie er selbst eines gewesen war! Langsam ging er zu Prinzessin hinüber, begrüßte sie mit einem kleinen Stupser der Nase, dann beugte er sich hinab und schnupperte an dem Jungen. Es roch nach Wärme und Milch – fremd, aber irgendwie vertraut. Er leckte es zärtlich am Kopf, und es miaute, öffnete das rosa Mäulchen und zeigte winzige Zähne.
Prinzessin sah ihren Bruder mit glänzenden Augen an. »Ich habe ihn dir gebracht, Feuerherz«, miaute sie leise. »Ich will, dass du ihn mitnimmst in deinen Clan, damit er dein neuer Schüler wird.«
21.
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