Warrior Cats 2. Feuer und Eis
Kapitel
Feuerherz betrachtete fasziniert das winzige Junge. »Ich habe nie erwartet …«, begann er. Dann riss er seinen Blick los und blickte wortlos seine Schwester an.
»Meine Hausleute entscheiden, wo die anderen leben werden«, fuhr sie fort. »Aber dies ist mein Erstgeborener und über seine Zukunft will ich selber entscheiden.« Sie hob das Kinn. »Mach ihn zu einem Helden, bitte. So, wie du einer bist!«
Das beunruhigende Gefühl der Einsamkeit, das so lange an Feuerherz gezerrt hatte, begann zu verebben. Er stellte sich das weiße Junge im Clan vor, wie er ihm das Leben im Wald zeigte und an seiner Seite durch die dichten Farnbüsche jagte. Endlich würde es im DonnerClan eine weitere Katze geben, die die Wurzeln eines Hauskätzchens mit ihm teilte.
Prinzessin neigte den Kopf. »Ich weiß, wie nahe dir das mit deiner Schülerin gegangen ist. Ich habe mir gedacht, wenn du einen neuen Schüler hast, einen, der mit dir verwandt ist, würdest du dich nicht so einsam fühlen.« Sie streckte den Hals vor und legte ihre Nase an seine Flanke. »Ich verstehe die Sitten und Gebräuche deines Clans nicht alle, aber wenn ich dich ansehe und dich von deinem Leben erzählen höre, weiß ich, was für eine Ehre es wäre, wenn mein Sohn als Clan-Katze aufwachsen könnte.«
Nachdem sich das erste aufflammende Glücksgefühl gelegt hatte, dachte Feuerherz an den Rest des Clans und wie verzweifelt sie Krieger brauchten. Rußpfote könnte niemals eine Kriegerin werden. Und was wäre, wenn der Grüne Husten noch weitere Leben dahinraffte, so wie das von Blaustern? Der DonnerClan könnte dieses Junge wohl gebrauchen.
Plötzlich spürte er den Regen, der sein Fell durchnässte. Das Junge musste davor geschützt werden, und zwar schnell. Es sah kräftig aus, aber es war noch zu klein, um Kälte und Nässe lange widerstehen zu können.
»Ich nehme ihn mit«, miaute er. »Das ist ein großartiges Geschenk, das du dem DonnerClan machst. Ich werde ihn zum besten Krieger ausbilden, den der Clan je gesehen hat!« Er senkte den Kopf und hob das Junge am Nackenfell hoch. Die Augen seiner Schwester leuchteten vor Dankbarkeit und Stolz.
»Danke, Feuerherz«, schnurrte sie. »Wer weiß, vielleicht wird er sogar ein Anführer und ihm werden neun Leben gewährt!«
Liebevoll betrachtete Feuerherz ihr Gesicht, das voller Vertrauen und Hoffnung war. Glaubte seine Schwester wirklich, dass dies geschehen könnte? Dann packte ihn leiser Zweifel. Er würde dieses winzige Junge mit in ein Lager nehmen, in dem Grüner Husten herrschte. Und wenn der Kleine es nun nicht einmal bis zur Blattfrische schaffte? Aber der weiche Duft des Jungen unter seiner Nase beruhigte ihn wieder. Es würde überleben. Es war kräftig und es hatte sein Blut.
Feuerherz holte tief Luft. Er musste sich beeilen, das Junge brauchte Wärme. Mit einem Blinzeln zum Abschied stürmte er los ins Gebüsch.
Das Junge war schwerer, als er erwartet hatte. Es baumelte aus seinem Maul und protestierte quiekend, wenn es gegen seine Vorderbeine stieß. Als Feuerherz den oberen Rand der Schlucht erreichte, tat ihm der Nacken weh. Beim Abstieg setzte er vorsichtig eine Pfote vor die andere, um im tauenden Schnee nicht auszurutschen.
Am Lagereingang zögerte er. Zum ersten Mal stellte er sich die Frage, wie er dieses Junge dem Clan erklären sollte. Er würde zugeben müssen, dass er seine Hauskätzchen-Schwester besucht hatte. Aber jetzt war es zu spät. Er spürte das Junge in seinem Maul zittern. So straffte er die Schultern und trottete durch den Ginstertunnel. Ein Dorn zerrte am Fell des Kleinen und es stieß einen lauten Klageschrei aus. Als Feuerherz dann auf der Lichtung erschien, wandten sich ihm viele erstaunte Augenpaare zu.
Beide Jagdgruppen waren inzwischen zurück. Mausefell, Weißpelz, Sandpfote und Farnpfote befanden sich alle auf der Lichtung. Nur Graustreif fehlte. Einer nach dem anderen wurde der restliche Clan durch den Lärm und den unbekannten Geruch aus den Schlafhöhlen gelockt. Keine der Katzen machte auch nur ein Geräusch. Sie starrten Feuerherz mit feindseligen, verwirrten Blicken an, als wäre er ein Fremdling.
In der Mitte der Lichtung drehte er sich langsam im Kreis, das Junge noch immer im Maul, und blickte in die Runde. Die Kehle wurde ihm trocken. Warum war er nur davon ausgegangen, dass der Clan ein Junges aufnehmen würde, das noch nicht einmal im Wald geboren, das ein Hauskätzchen war?
Voller Erleichterung sah er Blaustern aus Gelbzahns Bau
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