Warrior Cats – Der vierte Schüler
und folgte ihrer Schwester zum Dornentunnel und hinaus in den Wald. Ihre Pfoten zogen sie zum See und zum Wasser, das sie befreit hatten. Die Sonne war untergegangen und hatte den Wald in nebelverhangenem Zwielicht zurückgelassen. Es regnete nicht mehr, der Wind hatte sich gelegt und die frische, feuchte Luft strich ihr sanft über den Pelz. Schon jetzt fühlte sich das Gras unter ihren Pfoten wieder satt und saftig an.
Wir haben die Dürre überstanden. Die Clans werden überleben! Taubenpfote hielt kurz inne und blinzelte überrascht. Das haben sie mir zu verdanken! Ohne meine scharfen Sinne hätten die Clans immer noch kein Wasser. So kraftvoll, wie das befreite Wasser in den See sprudelte, pulsierte der Stolz durch ihren Körper. Wenn ich meinem Clan damit helfen kann, ist meine Gabe vielleicht doch nicht so schlecht.
Am See angekommen, sprangen die beiden Kätzinnen die Böschung hinab zum Ufer, wo sie am Rand der Schlammfläche stehen blieben und hinaus auf die kräuselnde Wasserfläche in der Ferne blickten.
»Bilde ich mir das nur ein oder ist es wirklich schon näher gekommen?«, flüsterte Taubenpfote.
»Könnte doch sein«, antwortete Efeupfote. Sie machte einen kleinen, freudigen Satz. »Ich kann’s kaum erwarten, bis der See wieder richtig voll ist und bis hierher alles unter Wasser steht.«
Taubenpfote trat einen Schritt vor und blieb gleich wieder stehen, weil sie etwas Spitzes in die Pfote gestochen hatte. »Autsch! Ich bin irgendwo reingetreten!« Sie senkte den Blick und sah zwei an den Enden gesplitterte Teile eines mit Kratzern markierten Stocks. Mit einem ärgerlichen Schwanzschnippen kickte sie die Holzteile weg und untersuchte ihre Pfote.
»Bist du verletzt?«, miaute Efeupfote.
»Nein, ist nicht so schlimm.« Taubenpfote leckte an ihrem Ballen. »Die Haut ist noch heil.«
Sie trat dicht zu ihrer Schwester, bis sich ihre beiden Pelze berührten. Efeupfote schlang ihren Schwanz um den von Taubenpfote und schnurrte leise. »Ich bin so froh, dass du wieder da bist, Taubenpfote.«
»Ich auch.« Taubenpfote vergrub ihre Schnauze im weichen Pelz ihrer Schwester. »Ich lasse dich nie mehr allein«, versprach sie.
26. KAPITEL
»Wieso dauert das so lange?« Beerennase steckte den Kopf in die Kinderstube. »Warum sind die Jungen noch nicht da?«
Häherfeder legte Mohnfrost sanft eine Pfote auf den Bauch und seufzte gereizt. »Weil es noch nicht ganz so weit ist, Beerennase«, miaute er mit bemüht ruhiger Stimme. »Kein Grund zur Sorge.«
Er spürte die kräftigen Wellenbewegungen in Mohnfrosts Körper, wo sich die Jungen zur Geburt bereit machten. Die junge Kätzin lag im weichen Moos der Kinderstube, Minka hockte neben ihrem Kopf und leckte ihr die Ohren, während Rauchfell eine Pfote beruhigend über ihren Pelz gleiten ließ.
»Beerennase, warum gehst du nicht einen Wühler oder irgendetwas anderes fangen?«, schlug Minka vor. »Wir kommen hier gut zurecht.«
»Aber warum geht es nicht schneller?«, wollte Beerennase wissen.
Häherfeder verdrehte die Augen. Seit ihn Minka geweckt und gesagt hatte, er solle in die Kinderstube kommen, hatte Beerennase darauf bestanden, bei seiner Gefährtin zu bleiben. Aber er war allen auf die Nerven gegangen, hatte ständig im Weg gestanden und jede Bewegung der Heiler-Katze hinterfragt, worauf ihn Häherfeder hinausschickte. Aber auch draußen ließ er Häherfeder nicht in Ruhe arbeiten, tappte hin und her und steckte alle paar Herzschläge den Kopf durch den Eingang, um überflüssige Fragen zu stellen.
Man sollte meinen, vor Mohnfrost hätte noch nie eine Kätzin Junge gekriegt!
Beerennase zog den Kopf zurück und Häherfeder hörte ihn wieder auf und ab laufen. Nacht lag über dem Felsenkessel, eine sanfte Brise raschelte in den Bäumen und wehte die ersten Vorboten des Blattfalls herein. Zwei Nächte zuvor war Häherfeder zum Mondsee gereist, um sich mit den anderen Heiler-Katzen zu treffen. Er hatte gehofft, mehr über Gelbzahns Warnung zu erfahren, aber keine der anderen Heiler-Katzen hatte etwas von Botschaften vom SternenClan oder Träumen aus dem Wald der Finsternis erzählt. Am Ufer des Mondsees schlafend, hatte er sich im sonnenhellen Territorium seiner Kriegerahnen wiedergefunden, nach seinen sternenhellen Gefährten gesucht und gerufen, aber niemand hatte ihm geantwortet.
Mohnfrost stöhnte auf und riss Häherfeder aus seinen Gedanken, weil wieder eine kraftvolle Wellenbewegung über ihren Bauch lief.
»Jetzt ist es bald so weit«,
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