Warrior Cats II.4 - Sternenglanz
Schaumkronen blies. Im Wasser schien sich ein glutroter Sonnenuntergang zu spiegeln, in allen Schattierungen von Rot schwappte es zähflüssig ans Ufer. Aber als Blattpfote aufblickte, war der Himmel dunkel und mit Sternen übersät. Der See hatte sich mit Blut gefüllt!
Die Stimmen riefen wieder nach ihr, diesmal so laut, dass sie gut verstehen konnte, was sie sagten:
Blut wird Blut vergießen und rot in den See fließen, erst dann kehrt Frieden ein.
Blattpfote sprang auf und wollte fliehen, aber ihre Pfoten rutschten in der klebrigen Blutlache aus und ein überwältigender Blutgestank raubte ihr die Sinne. Mit einem erstickten Schrei riss sie die Augen auf. Sie lag wieder am Mondsee, ihr Bauch berührte den kalten Stein, und die anderen Heiler-Katzen lagen neben ihr, reckten und streckten sich, während sie aus ihren Träumen erwachten. Hinter dem Berggipfel ging der Mond gerade unter. Blattpfotes Beine waren steif, weil sie so lange in einer Position verharrt hatte, und bewiesen, wie viel Zeit inzwischen vergangen war.
Rindengesicht und Kleinwolke sahen ziemlich verstört aus, und Blattpfote fragte sich, ob sie die gleichen Warnungen bekommen haben konnten wie sie. Rußpelz beobachtete Blattpfote mit sorgenvollem Blick, während Mottenflügel die Augen auf ihre Pfoten gesenkt hielt.
Blattpfote ging davon aus, dass sie sich sofort auf den Rückweg in ihre jeweiligen Lager machen würden. Sie wollte mit Rußpelz allein sprechen. Aber statt sie den Weg hinaufzuführen, setzte sich Rußpelz noch einmal ans Ufer des Mondsees.
»Bevor wir zu unseren Clans zurückkehren«, hob sie an, »habe ich noch eine Aufgabe zu erfüllen.« Sie wartete, bis sich die anderen Katzen ebenfalls gesetzt und ihr die erwartungsvollen Gesichter zugewandt hatten.
Blattpfote fragte sich, um was es wohl gehen mochte, da Rußpelz auf dem Hinweg nichts erwähnt hatte. Mottenflügel warf ihr einen fragenden Blick zu, und Blattpfote antwortete, indem sie kaum merklich den Kopf schüttelte. Sie hatte weder Rußpelz noch irgendeiner Katze verraten, dass Mottenflügel nicht an den SternenClan glaubte.
»Clan-Krieger erhalten ihre Kriegernamen, wenn ihre Mentoren denken, dass sie so weit sind«, fuhr Rußpelz fort. »So ist es auch mit Heiler-Katzen.« In ihren Augen blitzte es, als sie an Blattpfote gewandt fragte: »Hast du geglaubt, du müsstest warten, bis ich sterbe, um deinen Namen zu empfangen?«
Blattpfote war so überrascht, dass sie nicht antworten konnte. Darüber hatte sie eigentlich nie nachgedacht. Möglicherweise hatte sie genau das geglaubt. Aber zwischen Heiler- und Krieger-Schülern gab es einen Unterschied. Blattpfote wusste, welche Kräuter sie wofür verwenden musste, und gab sich mit dem SternenClan Zungen wie eine Heilerin. Ihr Herz begann zu klopfen, als sie erriet, was folgen würde.
»Eine Heiler-Katze empfängt ihren Namen, wenn der SternenClan beschließt, dass sie so weit ist«, miaute Rußpelz. »Blattpfote, unsere Kriegerahnen haben dich erwählt, uns zum Mondsee zu führen, und damit gezeigt, wie sehr sie dich achten.«
»Ganz genau«, polterte Rindengesicht.
Kleinwolke schnurrte zustimmend und Mottenflügel war mit leuchtenden Augen aufgesprungen und presste Blattpfote ihre Schnauze an die Seite. Trotz aller Aufregung musste Blattpfote daran denken, wie gut es war, dass Mottenflügel bereits ihren richtigen Namen empfangen hatte. Wie hätte der SternenClan seine Zustimmung zu einer Katze zeigen sollen, die nicht an ihn glaubte?
»Tritt vor.« Rußpelz winkte Blattpfote mit dem Schwanz zu sich.
Blattpfote musste überlegen, in welcher Reihenfolge sie ihre Pfoten voreinandersetzen sollte, und so stolperte sie um den Mondsee herum, bis sie endlich vor ihrer Mentorin stand.
Rußpelz legte den Kopf zurück und blickte zum Silbervlies auf. »Ich, Rußpelz, Heiler-Katze des Donner Clans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schülerin herabzuschauen. Sie hat hart gearbeitet, um das Wissen einer Heiler-Katze zu erlernen, und mit eurer Hilfe wird sie ihrem Clan viele Monde lang dienen.«
Die Worte waren Blattpfote von den Kriegerzeremonien ihrer Clangefährten vertraut. Ihre Pfoten kribbelten, als ob das Sternenlicht ihr Fell versengen würde.
»Blattpfote, versprichst du, die Wege einer Heiler-Katze zu gehen, dich von Rivalitäten zwischen Clans fernzuhalten und die kranken Katzen aller Clans zu versorgen, selbst wenn es dein Leben kostet?«
»Ich verspreche es.«
»Dann gebe ich dir mit der
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