Warrior Cats II.4 - Sternenglanz
Frost.
»Hab keine Angst«, flüsterte Tüpfelblatt. »Wir haben hier gewartet, bis du den Weg zu uns findest.«
Blattpfote fürchtete sich nicht. In den Blicken der sternenhellen Augen lag nichts außer Wärme und Güte. Die meisten Krieger kannte sie nicht, aber ganz vorne in einer Reihe entdeckte sie Tupfenschweif, die DonnerClan-Älteste, die gestorben war, weil sie ein von den Zweibeinern vergiftetes Kaninchen gegessen hatte. Die Kätzin war edel und schön, gar nicht so mager und verzweifelt, wie Blattpfote sie zuletzt gesehen hatte. Sie hieß sie mit strahlendem Blick willkommen, dann deutete sie mit einem Kopfnicken auf zwei kleine Gestalten in der Nähe des Ufers, die dort übermütig einem Mondstrahl nachjagten. Als sie von ihrem Spiel in Blattpfotes Nähe getrieben wurden, wehte der süße Geruch der Jungen zu ihr herüber. Vor Freude erschaudernd erkannte sie Buchenjunges und Lärchenjunges, die verhungert waren, als die Zweibeiner den Wald zerstörten. Eine halbwüchsige Katze holte mit einer Pfote aus, um die Sternenjungen von der Wasserkante wegzuschieben. Es war ihr Bruder Weidenpfote, der als Schüler unter ein Zweibeinermonster geraten war, als er für seinen Clan jagte.
Das muss ich Rauchfell erzählen, dachte Blattpfote, und stellte sich vor, wie glücklich die Mutter der drei Jungen sein würde, wenn sie erfuhr, dass sie einen sicheren Platz in den Reihen des SternenClans gefunden hatten.
Dann fiel ihr auf, welche Katze fehlte. Schnell ließ sie ihren Blick über die Senke gleiten, um sicher zu sein. Graustreif war nirgends zu entdecken. Blattpfotes Herz machte einen Satz. Sollte das heißen, dass Feuerstern recht hatte, wenn er darauf beharrte, dass sein Freund noch am Leben war?
Auf der anderen Seite des Teichs erhob sich eine blaugraue Kriegerin auf die Pfoten. Sie erinnerte Blattpfote an eine andere Katze … Natürlich, sie sieht genau wie Nebelfuß aus! Das musste Blaustern sein, Nebelfuß’ Mutter, die vor Feuerstern den DonnerClan angeführt hatte.
»Willkommen, Blattpfote«, miaute Blaustern. »Unsere Freude ist groß, dass du uns hier gefunden hast. Dies ist der Ort, den die Heiler-Katzen aufsuchen müssen, um sich mit dem SternenClan Zungen zu geben, und eure Anführer werden hier ihre neun Leben und ihre Namen empfangen.«
»Hier ist es wunderschön, Blaustern«, flüsterte Blattpfote schüchtern. »Ich danke euch, dass ihr mir Tüpfelblatt geschickt habt, damit sie mir den Weg weist.«
»Du musst zurückkehren und allen Clans berichten«, fuhr Blaustern fort. »Aber zuerst gibt es hier noch eine Freundin, die dich sprechen möchte.«
Eine bildschöne silbergraue Kätzin trat aus den Reihen der Sternenkrieger und kam um den See herum zu Blattpfote getrottet.
»Feder schweif!«
Die schimmernde Kriegerin blieb vor ihr stehen. Sie begrüßte sie Nase an Nase zart wie ein Windhauch in der Blattgrüne.
»Ich dachte, wir hätten dich beim Stamm der ewigen Jagd zurücklassen müssen«, miaute Blattpfote.
Feder schweif schüttelte den Kopf. »Ich wandele jetzt in beiden Himmeln, manchmal mit den Ahnen des Stammes und manchmal mit meinen eigenen. Aber wo ich auch bin, die Clans werde ich niemals vergessen.« Sie zögerte einen Moment, dann fügte sie hinzu: »Vor allem Krähenfeder nicht.«
»Du fehlst ihm so sehr. Er hat seinen Kriegernamen nach dir erwählt.«
»Ja, ich habe zugesehen«, schnurrte Federschweif. »Ich war so stolz. Er wird ein großartiger Krieger werden.« Wieder näherte sie sich Blattpfote, bis ihr warmer Atem das Fell der Schülerin streifte. »Sag ihm, dass er nicht länger um mich trauern soll. Ich werde ihn immer lieben, aber es werden noch viele, viele Monde vergehen, bis wir uns wiedersehen. In dieser Zeit muss er bei seinen Clangefährten in ihrem neuen Zuhause leben. Er darf seine Augen nicht die ganze Zeit vor allen Katzen verschließen, die bei ihm sind.«
»Das werde ich ihm ausrichten«, versprach Blattpfote.
Federschweif neigte den Kopf und wandte sich ab, das Sternenlicht funkelte auf ihrem silbernen Pelz. Die Krieger verblassten, bis auf den Hängen kaum mehr als ein sternenheller Schimmer zu sehen war, dann waren sie verschwunden. Ein letztes Mal konnte Blattpfote Tüpfelblatts Duft einatmen, bis auch dieses letzte Zeichen verflogen war.
Sie blickte zum Himmel auf, der heller geworden war. Hoch oben über der Senke stand Ampferschweif und blickte auf sie herab.
Blattpfote rannte zu ihr. »Hast du sie gesehen?«, fragte sie
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