Warrior Cats - Special Adventure. Blausterns Prophezeiung (German Edition)
umzublicken.
Blaupelz zögerte. Sollte sie ihren Ehrgeiz zugeben? Sie war noch jung. Würde er sie als machtgierig betrachten?
»Also hast du es«, schloss Gänsefeder. »Das ist gut.«
»Aber ich habe noch keinen Schüler«, betonte Blaupelz. »Abendstern wird mich auf keinen Fall zu seinem Stellvertreter machen, ich bin zu jung.«
»Bernsteinfleck wird nicht so bald sterben«, krächzte Gänsefeder. »Es ist noch Zeit. Aber du musst darauf zuarbeiten.«
Blaupelz war nicht so überzeugt. »Es gibt so viele Krieger, die erfahrener sind als ich. Vipernzahn zum Beispiel.«
»Abendstern will, dass neben ihm eine jugendliche Katze voller Energie dient.« Gänsefeder schälte einen weiteren Kringel silberner Rinde ab. »Wenn er Rat braucht, kann er jederzeit zu den älteren Kriegern gehen. Dafür braucht er sie nicht zu Zweiten Anführern zu machen. Sein Stellvertreter muss eine Katze sein, von der er das Gefühl hat, dass er sie ausbilden kann, eine Katze, die nicht in alten Gleisen festgefahren ist, eine Katze, die offen ist für neue Ideen.«
»Jemand wie Stachelkralle«, versuchte es Blaupelz.
Gänsefeder knurrte. »Dieser junge Krieger ist der Grund, warum du unbedingt Zweite Anführerin werden musst. Sein Pfad ist voller Blut. Deiner ist voller Feuer.«
Blaupelz hörte auf, Blätter abzuzupfen, spürte den Blick des Heilers auf ihrem Fell brennen. Mit funkelnden Augen starrte er sie an. »Du darfst dich auf nichts anderes konzentrieren!«, fauchte er. »Was könnte besser sein in diesen Zeiten bitteren Frosts als ein glühend heißes Feuer? Dein Clan braucht dich. Lass dich durch nichts ablenken!«
Meinte er damit Weißjunges? Sicherlich nicht. Er hatte sie ja gerade erst ermutigt, sich beim Aufziehen des jungen Katers einzusetzen. Aber was sonst konnte er meinen? Eichenherz?
»Bring dies ins Lager zurück.« Gänsefeder schob seine Rindenlocken auf ihren Haufen Blätter. »Und lass mich in Ruhe.«
Blaupelz war vor Überraschung ganz schwindlig. Kaum bemerkte sie den Duft der Kräuter, als sie sie mit den Zähnen packte und damit unsicher zurück zum Lager trabte. War dies Teil der Prophezeiung? Wenn doch Schneepelz noch lebte, dann könnte sie ihr davon erzählen. Ihre Schwester würde vielleicht die Warnungen des Heilers verstehen. Und selbst wenn sie nicht daran glaubte, könnte ihre Ehrlichkeit Blaupelz helfen, das Durcheinander von Gefühlen zu entwirren, die in ihrem Bauch brodelten.
Vor ihr blitzte ein sandgraues Fell durch die Farnwedel.
Drosselpelz.
»Hallo!«, begrüßte er sie mit Wärme. »Kann ich dir helfen?«
Mit vollem Maul nickte Blaupelz und ließ etwas von ihrer Last fallen. Drosselpelz nahm die Kräuter auf und machte sich auf den Weg zur Schlucht. Blaupelz fragte sich, ob er auf sie gewartet hatte. Sie spürte einen Stich des Bedauerns. Warum konnte er nicht das gleiche Gefühl in ihr erwecken wie Eichenherz?
Sie sprangen die Schlucht hinab und trugen die Kräuter zum Heilerbau. Blaupelz ließ sie vor Federbarts Pfoten fallen und sah Bernsteinflecks feuchtes Fell aus einem Nest in der Wand aus Farn herausschauen.
»Wird er wieder gesund?«, flüsterte sie.
»Diese Kräuter hier sollten ihm helfen«, antwortete Federbart.
Bernsteinfleck wird nicht so bald sterben. Gänsefeders Worte hallten in ihren Ohren nach. Aber da war auch eine Dringlichkeit in den Worten des Heilers gewesen: Bernsteinfleck würde nicht ewig leben und sie musste bereit sein.
Drosselpelz wartete auf sie, als sie aus dem Farntunnel auftauchte. »Wer wird also unser nächster Zweiter Anführer sein?«
Erschrocken blickte sie ihn an. Hatte er ihr Gespräch mit Gänsefeder mitgehört? »Was?«
»Nun, Federbart hat doch nur gesagt, die Kräuter würden helfen. Er hat nicht gesagt, dass er gesund wird.«
Er hat nichts gehört. Dem SternenClan sei Dank! »Stachelkralle will es unbedingt werden«, fuhr Drosselpelz fort.
Bin ich die einzige Katze im DonnerClan, die sich vor Stachelkralles Ehrgeiz fürchtet?
»Aber«, miaute Drosselpelz nachdenklich, »eine Menge älterer Krieger steht zur Auswahl. Vipernzahn ist die logische Wahl.«
»Wenn Abendstern nicht Jugend der Erfahrung vorzieht.« Blaupelz merkte, dass sie Gänsefeders Argument benutzte.
Drosselpelz blickte sie an. »Daran hatte ich nicht gedacht.« Seine Nase zuckte, als sie sich dem Frischbeutehaufen näherten. Zwei saftige Spatzen lagen obenauf. »Hast du Hunger?«
Hatte Drosselpelz nicht das geringste Interesse, selbst Zweiter Anführer zu
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