Warrior Cats - Special Adventure. Das Schicksal Des WolkenClans
»Suchen andere Clan-Anführer auch die Felle
ihrer Ältesten nach Flöhen ab? Das ist mir neu.«
Die
Spitze in ihrer Stimme war unmissverständlich, wie ein verborgener Dorn in
einem Bett aus Moos. Die alte Kätzin dachte wohl, Blattstern würde sich zum
Ziel von Kritik machen, wenn sie Aufgaben übernahm, die unter ihrem Rang lagen.
Sie verbiss sich eine scharfe Entgegnung.
»Ich
würde keine meiner Katzen auffordern, etwas zu tun, wozu ich nicht selber
bereit wäre«, erwiderte sie sanft. »Und ich habe keine Ahnung, was andere
Clan-Anführer tun. Aber wenn du lieber mit Flöhen im Fell herumliegen willst,
kann ich gern wieder gehen und dich in Ruhe lassen.«
»Ich
denke, es ist schon in Ordnung«, gab Flechtenpelz zähneknirschend nach.
Ranke
knurrte nur. Blattstern ging davon aus, dass dies Zustimmung signalisieren
sollte. Ich möchte wetten, Älteste sind überall gleich.
»Was
habe ich da gehört? Du hast diese Hauskätzchen weggeschickt?«, fragte
Flechtenpelz, als Blattstern sich neben Ranke niederließ und tief in sein
struppiges Fell eindrang.
Die
Anführerin blinzelte überrascht, obwohl sie wusste, wie schnell Gerüchte im
Clan die Runde machten. »Woher weißt du das?«
»Blütenduft
hat Weißmond und Elsterpelz bei ihrem Weggang getroffen«, erklärte Ranke. »Und
sie ist gekommen und hat es uns erzählt.«
Und
inzwischen weiß der ganze Clan Bescheid, dachte Blattstern, stürzte sich auf einen Floh und
zerknackte ihn zwischen den Zähnen.
»Ich bin
mir nicht sicher, ob ich richtig gehandelt habe«, gab sie zu. »Es gibt im
Augenblick so viele Streitpunkte, und ich fürchte, ich habe nur noch einen
weiteren hinzugefügt.«
Ranke
drehte ihr den Kopf zu und blickte sie mit trüben Augen an; Blattstern meinte,
eine Spur Weisheit in ihren Tiefen zu sehen. »Was immer du auch entscheidest«,
knurrte er, »du musst dabei stark sein. Der Pfad, den der WolkenClan geht, ist
voller Schatten, und du bist diejenige, die uns den Pfad entlangführt.«
Flechtenpelz
schnaubte. »Katzen sollten im Dunkeln sehen können. Ich jedenfalls will keinen
blinden Anführer.«
Blattstern
wurde ganz starr angesichts der Feindseligkeit im Ton der Ältesten.
Ranke
stupste sie an. »Beachte sie nicht«, flüsterte er. »Sie hat die ganze Nacht auf
einer Distel gesessen.«
Blattstern
nickte und fühlte wohlig die Unterstützung des knurrigen, alten Katers. Aber
wie viele meiner Clan-Kameraden denken ebenso, dass ich eine blinde Anführerin
bin?, fragte sie sich.
Sie
verließ die Ältesten und lenkte die Pfoten auf Echoklangs Bau zu. Es wäre eine
Erleichterung, die Sache von Weißmond und Elsterpelz mit der jungen Heilerin zu
besprechen und ihren Rat einzuholen. Doch war sie nicht mehr als ein paar
Pfotenschritte gegangen, als sie über sich ein kratzendes Geräusch vernahm und
Steinchen auf den Pfad herabfielen. Dann scholl der Angstschrei einer Katze
durch die Schlucht.
Blattstern
schaute nach oben und sah Salbeipfote über der höchsten der neuen Höhlen von
der Felswand baumeln. Nur mit den Krallenspitzen hing er noch am Fels.
»Hilfe!«,
kreischte er. »Helft mir!«
5. KAPITEL
BEVOR BLATTSTERN sich bewegen konnte,
schoss Scharfkralle aus einer der tiefer liegenden Höhlen heraus und begann,
sich mit den Krallen nach oben zu arbeiten, dicht gefolgt von Flickenfuß. Im
gleichen Herzschlag tauchte Blütenduft aus der Kinderstube heraus und hetzte
auf einem gefährlich schmalen, vor der sandigen Klippe fast unsichtbaren Pfad
über die Felswand auf den verängstigten Schüler zu.
Auch
Blattstern hastete mit hämmernden Pfoten über die Felsen nach oben, aber sie
war viel weiter entfernt als ihr Stellvertreter.
»Halt
dich fest!«, befahl Scharfkralle mit klarer, ruhiger Stimme. »Beweg dich nicht!«
Blütenduft
stieß einen panischen Schrei aus: »Der SternenClan helfe ihm!«
Das
Gestein bröckelte unter Salbeipfotes Krallen. Blattsterns Magen hob sich, als
sie den Schüler eine Schwanzlänge die Klippe hinabrutschen sah. Sie entdeckte
Pechkralle und Kieselschatten, die sich aus der Höhle darunter reckten, doch
Salbeipfote war gerade außer Reichweite ihrer Pfoten.
»Ich
rutsche ab!«, keuchte er. »Ich kann mich nicht länger halten!«
»Doch,
das kannst du. Ganz ruhig!« Scharfkralle war nur noch ein Paar Fuchslängen von
dem Schüler entfernt, und er war die einzige Katze, die nahe genug heran war,
um ihn rechtzeitig erreichen zu können. Mit seinen kräftigen Hinterbeinen stieß
er sich von einem
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