Warte auf das letzte Jahr
gewesen.
Vor ihm reckte sich ein großes Konapgebäude wie ein viereckiger Steinberg in die Höhe, und es war heller als der Hintergrund, und die Fenster waren wie die Augen eines großen Kürbisses. Augen, dachte Eric, sind die Fenster der Seele, aber ein Konap ist ein Konap. Was erwartete ihn dort drinnen? Ein herrschsüchtiges – oder vielleicht doch nicht so herrschsüchtiges – schwarzhaariges Mädchen, dessen Eh r geiz es war, in einminütigen Bier- und Zigaretten-Werbespots auf dem Fernsehschirm zu erscheinen -oder wovon auch immer Molinari gesprochen hatte? Jemand, der dir wieder auf die Beine hilft, wenn es dir schlechtgeht, wenn die Ehe dich krank gemacht, und der dir Schutz und Unterstützung gewährt?
Er dachte an Phyllis Ackerman, an ihr Gespräch im 35er Wash, das gar nicht so lange her war. Falls ich wirklich die Muster ändern will, die die Matrix meines Lebens besti m men, dachte er, dann brauche ich nur sie zu nehmen; Phyllis ist Kathy ähnlich genug, um mir zu gefallen. Wie wir beide wissen. Und sie unterscheidet sich dennoch genug von ihr, so daß es scheinen würde – ich sage scheinen –, als sei sie etwas Neues in meinem Leben. Aber mit einemmal dachte er: Dieses Mädchen hier in Pasadena – ich habe sie mir nicht ausgesucht. Gino Molinari hat es für mich getan. Also wird die Matrix vielleicht hier durchbrochen, so daß ich sie ä n dern kann. So daß ich die Möglichkeit habe, etwas zu begi n nen, das nicht nur neu erscheint, sondern neu ist.
Er näherte sich dem Vordereingang des Konapgebäudes, holte den Zettel hervor, merkte sich den Namen, entdeckte den richtigen Knopf unter den zahllosen anderen auf der gr o ßen Messingplatte und drückte ihn lange und energisch in die Vertiefung, wie es Gino Molinari wohl auch gemacht hätte.
Schließlich drang eine geisterhafte Stimme aus dem Lau t sprecher, und ein winziges Bild erschien auf dem Monitor, der in der Wand über den Klingeln eingebaut war. »Ja? Wer ist da? « Das absurd kleine Bild machte es unmöglich, die Gesichtszüge des Mädchens zu erkennen; er konnte absolut nichts über ihr Aussehen sagen. Ihre Stimme jedenfalls klang vollkehlig und, trotz der nervösen Vorsicht eines u n gebundenen Mädchens, das allein lebte, angenehm warm.
»Gino Molinari hat mich gebeten, Sie aufzusuchen «, e r klärte Eric und schob die Verantwortung auf den Fels, von dem alle abhängig waren auf der kollektiven Reise durch das Leben.
»Oh! « Sie klang verwirrt. » Mich aufzusuchen? Sind Sie sicher, daß ich die betreffende Person bin? Ich habe ihn nur einmal getroffen und auch das nur durch Zufall. «
»Darf ich für einen Augenblick hineinkommen, Miss G a rabaldi ? « fragte Eric.
»Garabaldi ist mein alter Name «, erklärte das Mädchen. »Der Name, unter dem ich beim Fernsehen arbeite, lautet Garry. Patricia Garry. «
»Lassen Sie mich nur für einen Moment hinein «, sagte Eric. »Bitte. « Er wartete.
Die Tür summte; er stieß sie auf und betrat das Foyer. Er erreichte den Aufzug, fuhr hinauf in den fünfzehnten Stock und stand einen Moment später vor ihrer Tür und wollte g e rade anklopfen, als er bemerkte, daß sie bereits einladend offen war.
Bekleidet mit einer geblümten Schürze, das lange schwarze Haar auf ihrem Rücken zu zwei Zöpfen gefloc h ten, kam ihm Patricia Garry entgegen und lächelte ihn an; sie besaß ein scharf geschnittenes Gesicht, das sich zu einem makellosen Kinn verjüngte, und ihre Lippen waren so du n kel, daß sie fast schwarz wirkten. Jede Einzelheit ihres An t litzes war so sorgfältig und präzise geformt, daß es wie ein neuer Versuch für die Perfektionierung der menschlichen Symmetrie und Balance wirkte. Er verstand nun, warum sie zum Fernsehen gegangen war; derartige Gesichtszüge, selbst wenn sie nur in der geheuchelten Begeisterung bei einem gestellten Biergelage am kalifornischen Meeresstrand e r glühten, würden jeden Zuschauer faszinieren. Sie war nicht nur schön; sie war auffallend und verschwenderisch einzi g artig, und als er sie ansah, wußte er, daß sie eine lange und steile Karriere vor sich hatte, falls der Krieg es nicht verhi n derte.
»Hallo «, sagte sie freundlich. »Wer sind Sie? «
»Eric Sweetscent. Ich gehöre zum medizinischen Stab des Generalsekretärs. « Oder hatte dazugehört, dachte er. Jede n falls noch zu Beginn dieses Tages. »Können wir zusammen eine Tasse Kaffee trinken und uns unterhalten? Es würde mir sehr viel bedeuten. «
»Was für eine seltsame
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