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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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erkannte Himmel mit plötzl i chem Widerwillen, war sonderbar verfärbt, als sei sie von irgendeiner künstlichen Substanz angegriffen. Angeekelt rückte er ein wenig vom Tisch ab.
    »Ich dachte immer, daß hier in Tijuana alles erhältlich sei «, brummte Himmel.
    »Das dachte ich auch. Darum war ich auch so heiß auf JJ-180 und habe mir etwas von diesem Zeug besorgt. «
    »Haben Sie es schon probiert? «
    »Heute nacht werde ich die Droge testen «, erklärte Plout. »In meiner Wohnung. Ich habe fünf Kapseln besorgen kö n nen, und eine davon ist für Sie bestimmt. Falls Sie intere s siert sind. «
    »Wie ist die Wirkung? « Irgendwie faszinierte ihn die Idee.
    Plout schaukelte leicht hin und her. »Man bekommt Ha l luzinationen. Aber das ist nicht alles. Es krempelt einen vollkommen um, bläst die Spinnweben aus dem Gehirn. Kosmisch, Mann. « Seine Augen glitten hin und her, und er lächelte glücklich. Himmel wartete geduldig, bis Plout schließlich fortfuhr. »Bei jedem wirkt es anders. Irgendwie hat es mit dem Phänomen zu tun, was Kant die ›Kategorien der Wahrnehmung‹ nannte. Sie verstehen? «
    »Also mit unserem Sinn für Raum und Zeit «, nickte Himmel, der die Kritik der reinen Vernunft gelesen hatte und gleichermaßen von Kants erzählerischem Können wie von seinen Gedanken beeindruckt gewesen war. In seinem kleinen Konap befand sich eine Taschenbuchausgabe dieses Werkes.
    »Genau! Vor allem verändert JJ-180 den Zeitsinn, so daß man sie im Grunde als temporale Droge bezeichnen könnte – nicht wahr? « Plout schien von seinem Durchblick hingeri s sen zu sein. »Die erste temporale Droge … oder besser au s gedrückt: die erste detemporale Droge. Vorausgesetzt, Sie glauben, was Sie unter ihrer Einwirkung erleben. «
    »Ich muß zurück zur TF&D «, erklärte Himmel und erhob sich.
    Plout drückte ihn auf seinen Stuhl zurück.
    »Fünfzig Mäuse. US-Währung. «
    »W-was? «
    »Soviel kostet eine Kapsel. Mann, das Zeug ist selten. Ich habe selbst erst jetzt davon gehört. « Erneut ließ Plout die Kapsel kurz über den Tisch rollen. »Ich hasse es, sie zu ve r kaufen, aber es wird für uns alle ein Erlebnis sein; wir we r den eins werden mit dem Tao, alle fünf. Ist es denn nicht fünfzig US-Dollar wert, trotz dieses beschissenen Krieges, mit dem Tao verschmelzen zu können? Vielleicht ist es das letzte Mal, daß Sie die Gelegenheit bekommen, JJ-180 zu nehmen; die Mexpolypen stehen schon Gewehr bei Fuß, um die Lieferungen aus Argentinien abzufangen. Und diese B a starde sind tüchtig. «
    »Ist es denn wirklich etwas anderes als …«
    »Aber ja! Hören Sie, Himmel. Wissen Sie, was ich s o eben fast mit meinem Taxi überfahren hätte? Eines von I h ren Wägelchen. Ich hätte es zerquetschen können, aber ich habe es nicht getan. Ich begegne ihnen jeden Tag; ich kön n te Hunderte von ihnen zerstören … alle paar Stunden fahre ich am TF&D-Gebäude vorbei. Ich werde Ihnen etwas ve r raten: Die Behörden von Tijuana haben sich bereits bei mir erkundigt, ob ich wüßte, woher diese gottverdammten Ka r ren stammen. Ich sagte ihnen, daß ich keine Ahnung hätte … aber Gott helfe mir, wenn wir heute nacht nicht alle eins werden mit dem Tao, dann werde ich …«
    »Na schön «, seufzte Himmel. »Ich kaufe Ihnen eine Ka p sel ab. « Er griff nach seiner Brieftasche und sagte sich, daß das Ganze glatte Geldverschwendung war. Der Abend wü r de sicherlich mit einer Enttäuschung enden.
    Er wußte nicht, daß er sich nicht ärger hätte irren können.
     
    Gino Molinari, der Oberbefehlshaber der Erde in diesem Krieg gegen die Riegs, trug wie gewöhnlich eine Khakiun i form, an deren Brust nur ein einziger Orden prangte, das Goldene Kreuz Erster Klasse, das ihm vor fünfzehn Jahren von der UNO-Generalversammlung verliehen worden war. Molinari bedurfte, wie Dr. Eric Sweetscent feststellte, dri n gend einer Rasur; Bartstoppeln bedeckten seine untere G e sichtshälfte und erinnerten an einen schmutzigen, rußigen Fleck, der die Poren zu verstopfen schien.
    Dieser Mann sieht schrecklich aus, dachte Eric.
    Molinari hob weder den Kopf, noch veränderte sich sein dumpfer Gesichtsaudruck, als Virgils Begleiter nacheina n der das Zimmer betraten, ihn anstarrten und entsetzt au f keuchten. Zweifellos war er ein kranker, verbrauchter Mann; und wie sich erweisen sollte, war der erste Eindruck vol l kommen richtig.
    Zu Erics Überraschung sah der Maulwurf in natura g e nauso aus wie kürzlich im Fernsehen; klein,

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