Warte auf das letzte Jahr
ärgerliche Klang seiner Stimme überraschte ihn selbst; ve r mutlich hatte ihn die Erwähnung Kathys so gereizt. »Ich habe schon mehrere Gehirne bereitliegen. Eines davon ist ziemlich bescheuert. «
»Ich war die letzten Monate sehr beschäftigt «, murmelte Molinari zusammenhanglos. »Mußte zu viele Gesetze vo r bereiten, zu viele Reden halten … Es ist ein bescheuerter Krieg, nicht wahr, Doktor? « Seine großen, dunklen, schmerzerfüllten Augen richteten sich auf Eric, und Eric bemerkte etwas, das ihm bisher noch nicht aufgefallen war. Eine Kraft ging von Molinari aus, die weder normal noch menschlich war. Und es war ein physiologisches Phänomen, eine Schnelligkeit der Reflexe, die sicherlich auf einer ei n zigartigen und überdurchschnittlichen Entwicklung des Ne r vensystems beruhte. Der Blick des Maulwurfs übertraf mit seiner Autorität und Klugheit sowie seiner Macht alles, was gewöhnlichen Menschen gegeben war, und Eric wurde der Unterschied zwischen dem Maulwurf und ihnen allen b e wußt. Sein Wahrnehmungsvermögen, seine Sicht der Real i tät war so hochentwickelt, daß diesem Mann nichts entging und er auch nichts vergaß, was jemals seinen Lebensweg gekreuzt hatte. Und darüber hinaus beinhaltete diese ung e heure visuelle Überlegenheit den Aspekt der Vorsicht, das Bewußtsein drohenden Leids.
Diese Fähigkeit hielt den Maulwurf am Leben.
Und dann wurde Eric etwas bewußt, etwas, das ihm wä h rend all der erschöpfenden, schrecklichen Kriegsjahre ni e mals in den Sinn gekommen war.
Der Maulwurf wäre in jedem Zeitalter, in jedem Gesel l schaftssystem ihr Führer geworden. Und auch – überall sonst.
»Jeder Krieg «, erklärte Eric mit äußerster Behutsamkeit und größtmöglichem Takt, »ist ein schwerer Krieg für jene, die in ihn verwickelt sind, Generalsekretär. « Er verstummte, dachte kurz nach und fügte dann hinzu: »Sobald man an ihm teilnimmt, versteht man es. Es ist das Risiko, das ein Planet, ein Volk eingeht, wenn es freiwillig an einem ernsten und uralten Konflikt teilnimmt, der schon seit langer Zeit zw i schen zwei anderen Völkern besteht. «
Stille trat ein; wortlos starrte ihn Molinari an.
»Und die Sternmenschen «, erklärte Eric, »sind von uns e rem Blut. Wir sind genetisch mit ihnen verwandt, nicht wahr? «
Nur Schweigen antwortete ihm, eine wortlose Leere, die niemand auszufüllen wagte. Schließlich begann Molinari nachdenklich zu furzen.
»Erzählen Sie Eric von Ihren Magenschmerzen «, forderte Virgil Molinari auf.
»Von meinen Schmerzen …«, echote Molinari und ve r zog das Gesicht.
»Der Sinn unseres Zusammentreffens …« begann Virgil.
»Schon gut «, knurrte Molinari mürrisch und bewegte se i nen mächtigen Schädel hin und her. »Ich weiß. Und Sie wi s sen es auch. Genau das ist der Zweck. «
»So sicher, wie ich weiß, daß es Steuern und Gewer k schaften gibt, so sicher weiß ich auch, daß Dr. Sweetscent Ihnen helfen kann, Generalsekretär «, fuhr Virgil fort. »Wir werden verschwinden und uns in die anderen Räume beg e ben, damit Sie beide sich ungestört unterhalten können. « Mit ungewöhnlicher Bedachtsamkeit wandte er sich ab, und nacheinander strömten die anderen Mitglieder des Familie n clans und die Angestellten der Firma aus dem Zimmer und ließen Eric Sweetscent mit dem Generalsekretär allein.
Nach einer Weile straffte sich Eric. »In Ordnung, Sir; e r zählen Sie mir von Ihren Magenverstimmungen, Herr Gen e ralsekretär. « Ein kranker Mensch war ein kranker Mensch, gleichgültig, wieviel Macht er besaß, und Eric ließ sich auf dem Lehnstuhl nieder, der vor Molinari stand, und wartete.
4
Als Bruce Himmel an diesem Abend die altersschwache Holztreppe hinaufstolperte, die zu Chris Plouts Konap füh r te, einem verwahrlosten Gebäude im heruntergekommenen mexikanischen Stadtviertel vom Tijuana, ertönte hinter ihm in der Dunkelheit eine weibliche Stimme. »Hallo, Brucie. Wie es scheint, wird das heute eine richtige TF&D-Nacht werden; Simon Ild ist ebenfalls hier. «
Die Frau glitt an seine Seite. Es war die erotiksprühende, scharfzüngige Katherine Sweetscent; er hatte sie vorher schon mehrmals bei Plout angetroffen, und deshalb übe r raschte es ihn nicht sehr, sie auch heute hier zu sehen. Mrs. Sweetscent trug eine irgendwie veränderte Ausgabe jenes Kostüms, das sie auch bei der Arbeit anzog; aber auch das versetzte ihn kaum in Erstaunen. Von der Hüfte aufwärts war sie nackt, natürlich abgesehen von ihren
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